Auch in Mannheim wird die Maskenpflicht ausgeweitet. Symbolfoto: dpa
Von Sarah Hinney
Heidelberg. Die ersten Symptome hatte Max M. (Name von der Redaktion geändert) am Mittwoch, 14. Oktober. Am vergangenen Freitag wurde er dann richtig krank. Am Samstag informiert ihn das Gesundheitsamt darüber, dass er als Kontaktperson ersten Grades gelte. Das heißt, M. hatte direkten Kontakt zu einer auf Corona positiv getesteten Person und sollte sich in Quarantäne begeben.
M. geht es sehr schlecht. Der junge Mann hat hohes Fieber, Husten, Gliederschmerzen. "Ich konnte nicht laufen, so schwach war ich", berichtete M. am Montagnachmittag der RNZ. "Ich hatte noch nie so schlimme Gliederschmerzen." Außerdem riecht und schmeckt er nichts. Zu diesem Zeitpunkt ist M. noch immer weder getestet worden noch hat das Gesundheitsamt seine Kontakte zurückverfolgt. Obwohl M. telefonisch nachfragt. "Man hat mir einen Termin für Mittwoch im Testzentrum angeboten", berichtet er am Telefon. M. hat kein Auto und will nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln dort hinfahren; er fühlt sich immer noch krank.
"Beim Gesundheitsamt hat man mir dann gesagt, ich solle mich fahren lassen. Das sei kein Problem im Auto bei offenem Fenster und mit Maske." M. hustet immer wieder stark, während er die Situation am Telefon schildert. Am meisten erschreckt ihn, dass das Gesundheitsamt bis Montag keinen seiner Kontakte zurückverfolgt hat – obwohl er als Kontaktperson offensichtlich Corona-Symptome hat. M. hat seine Kontakte selbst informiert – alle haben sich testen lassen. M. hakt auch nach, ob es eine Arztpraxis in seiner Umgebung gebe, bei der er einen Test machen könnte. Eine, die er zu Fuß erreichen kann. Das solle er "googeln", so die Auskunft beim Gesundheitsamt. Eine Liste mit Praxen habe man nicht. M. folgt dem Rat, findet eine Arztpraxis in der Umgebung, dort ist aber niemand erreichbar. "Wenn ich mir vorstelle, meine Eltern wären in meiner Situation, dann wird es mir ganz anders", sagt M. am späten Montagnachmittag. Da geht es ihm nach eigener Aussage besser.
Wenige Stunden später wird M. den Notarzt rufen, denn am Abend bekommt er nur noch schlecht Luft. Er wird mit dem Krankenwagen in die Klinik gebracht, bekommt Sauerstoff und wird umgehend auf Corona getestet. Der Test ist positiv. M. befindet sich jetzt auf der Corona-Isolierstation. Nun hat sich auch das Gesundheitsamt gemeldet und seine Kontakte zurückverfolgt. Die haben allerdings alle längst ihre Testergebnisse und sind negativ – zum Glück. M. sagt am Dienstagmorgen, es gehe ihm gut, er klingt schwach am Telefon.
Es bleiben Fragen. Warum wurde M. nicht viel früher getestet? Warum wurden seine Kontakte nicht umgehend verfolgt? Eine Sprecherin des Landratsamts sagt dazu: "Normalerweise wird eine Person, die klare Symptome hat und als Kontaktperson zu einem positiv Getesteten identifiziert ist, umgehend zum Test geschickt." Ein Test sei nicht nur an den Teststationen möglich, sondern könne auch beim Hausarzt oder einer Schwerpunktpraxis durchgeführt werden. "Aufgrund der vielen Testanfragen sind unsere Teststationen momentan mindestens einen Tag im Voraus ausgebucht. Liegt dann noch ein Wochenende dazwischen, kann es leider zu Verzögerungen kommen", heißt es weiter.
Die Kontaktpersonenverfolgung könne erst dann beginnen, wenn der positive Befund vorliege. "Die Nachverfolgung und die damit verbundene Quarantäne eventuell betroffener Kontaktpersonen bedeutet einen drastischen Eingriff in die Freiheitsrechte dieser Personen. Dafür muss auf jeden Fall der Beleg vorliegen, dass es tatsächlich einen Fall gibt", erklärt die Sprecherin weiter.