Von Birgit Sommer
Heidelberg. Asien ist eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Und Asien liegt nicht nur in Asien, so, wie Europa nicht nur in Europa lag, als sich die Europäer aufmachten, die Welt zu erobern. Die Gründungsdirektoren des Heidelberger Centrums für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien (CATS), die Sinologin Prof. Barbara Mittler und der Indologe Prof. Axel Michaels, wissen genau, wie bedeutsam ihr neues, innovatives Forschungsareal ist.
Nach dreijähriger Bauzeit wurde das CATS am Dienstag eingeweiht, das die gesamten asienwissenschaftlichen Einrichtungen der Universität auf dem Campus Bergheim in den renovierten Gebäuden der ehemaligen Hautklinik zusammenführt. Dazu kommt eine neue Bibliothek, die oberirdisch recht filigran geplant wurde und vierstöckig in die Tiefe reicht. "Ein kostbarer Wissensspeicher, ein gut behüteter Schatz", nannte Finanzministerin Edith Sitzmann diese Konstruktion in ihrer Festansprache.
Die Festgäste mussten auf sie warten; Edith Sitzmann wollte den Autobahnstau vermeiden, nahm die Bahn - und da hieß es ganz kurzfristig, dass der Zug ausnahmsweise nicht in Heidelberg halte, sondern bis Mannheim weiterfahre ...
CATS-Einweihung in Heidelberg - Die FotogalerieMit der Finanzministerin hatte sich auch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer aus Stuttgart angesagt. Schließlich trägt das Land einen Anteil von rund 17 Millionen an den Gesamtkosten von 30,8 Millionen Euro, die hauptsächlich der Bund aus Forschungsmitteln spendiert. "Die Universität hatte mit der Stärkung der Asienwissenschaften den richtigen Riecher", fand Theresia Bauer, zumal man in Heidelberg den Fernen Osten nicht einfach aus westlicher Perspektive betrachte. Vertieftes Verständnis für die verflochtene Welt sei heute von besonderer Bedeutung.
Dass das CATS weit über die Grenzen des Landes hinausstrahlen werde, ist auch die Überzeugung des Universitätsrektors, Prof. Bernhard Eitel, es komme gleich nach der Londoner Einrichtung. Jetzt wünscht er sich noch asienspezifische Sonderforschungsbereiche und verstärkte Einwerbung von EU-Geldern: "Erfolg verpflichtet."
Kulturbürgermeister Joachim Gerner betonte, dass der Campus Bergheim zum Angelpunkt für viele kulturelle Begegnungen werden könne. Erst recht, wenn noch ein Gästehaus des Institutes oder gar ein Restaurant mit Neckarblick realisiert werden könnten. Dr. Veit Probst, der Direktor der Universitätsbibliothek, warf einen Blick auf Bücher und Fachinfodienste, auf Dateien und Downloads der neben Berlin größten deutschen Bibliothek für Asienwissenschaften. "Bessere Lehr- und Forschungsvoraussetzungen dürfte es anderswo in Deutschland nicht geben", zeigte er sich überzeugt.
Geografische Breite, historische Tiefe, über 20 asiatische Sprachen und interdisziplinäre Forschung - so sieht die Sinologin Barbara Mittler das, was im neuen asienwissenschaftlichen Zentrum vertreten wird. Der Indologe Axel Michaels präzisierte die Forschungsfelder: Sozialwissenschaften, Kunst, Religion, Traditionen. Thema seien auch die internationalen Beziehungen und ökonomischen Verflechtungen, Migrationsströme und Sozialpolitik, Analysen der Politik der asiatischen Länder sowie das Verhältnis Chinas, Indiens und Japans zu deren Nachbarländern.