Zu Ostern drängten sich an der Ernst-Walz-Brücke die Wohnmobile - aber für sie soll es in Zukunft einen Parkplatz geben. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Es ist eigentlich paradox: Heidelberg ist seit Jahrhunderten eine Touristenstadt, aber oft fehlt eine Infrastruktur, wie sie der heutige Fremdenverkehr erfordert - beispielsweise ein zentraler Parkplatz für Reisebusse oder ein spezielles Areal für Wohnmobile. Beides gibt es nicht - und so parken die Reisebusse, nachdem die Fahrgäste am Neckarmünzplatz oder dem Schloss ausgestiegen sind, entweder am Karlstor, in der Schlierbacher Landstraße oder der Bahnhofstraße (Weststadt), die Camper bevorzugen momentan das Neuenheimer Neckarufer. Doch geht es nach Mathias Schiemer, den Chef von Heidelberg-Marketing, soll sich das bald ändern.
Wohnmobile: Erst unlängst zu Ostern parkten wieder etliche Wohnmobile die Uferstraße an der Ernst-Walz-Brücke komplett zu - zum Ärger der Anwohner. Doch die Stadt kann da nicht viel machen: Eine Nacht dürfen sie dort stehen, und an Feiertagen gilt das Zonenhalteverbot nicht, dann darf auch tagsüber länger als zwei Stunden geparkt werden. Für Schiemer ist das kein tragbarer Zustand: "Wir bekommen viel Post von Campern, die nach einem Abstellplatz für ihre Wohnmobile fragen. Den brauchen wir unbedingt, zumal das ein großer Wachstumsmarkt ist."
Camper-Ärger am Neuenheimer Neckarufer
Kamera: Vanessa Dietz / Interviews und Produktion: Reinhard Lask
Eigentlich braucht Schiemer nur noch ein passendes Grundstück - möglichst in der Nähe von Haltestellen des Nahverkehrs. Heidelbergs oberster Tourismusmanager denkt da an einen Ort in der Nähe der Autobahn - sei es irgendwo im Norden der Stadt oder in der Speyerer Straße. "Noch ist nichts konkret, wir müssen nur eruieren, wo Grundstücke zur Verfügung stehen."
Immerhin: Einen Betreiber hätte Schiemer schon: Seit 2012 führen Manuela und Manfred Mehrmann eine Wohnmobil-Anlage in Ladenburg mit 35 Stellplätzen. Die Übernachtung kostet elf Euro, zudem gibt es hier Strom und die Möglichkeit, Wasser zu tanken. Schiemer will das Projekt "Wohnmobil-Parkplatz" zügig angehen: "Das sollten wir schon im nächsten Haushalt einbringen."
Reisebusse: Salzburg macht es vor, wie Schiemer findet: Die Busse kommen schlicht nicht mehr in die Nähe der Altstadt, wenn sie sich nicht vorher im Internet angemeldet haben: Da bucht jeder Busfahrer an einem der zwei innenstadtnahen Haltestellen eine gewisse Zeitspanne zum Ein- und Aussteigen; danach müssen sie sofort wieder wegfahren - zum Beispiel auf zwei große Parkplätze am Stadtrand. Dieses System gefällt Schiemer: "Bei uns parken die Busse momentan, wo sie wollen." So kontrolliere zwar der Gemeindevollzugsdienst den Neckarmünzplatz (Platz für maximal fünf Busse), aber auch hier komme es vor, dass manche Busse sogar über Nacht parken. Dabei sind am Neckarmünzplatz nur zehn Minuten Halten zum Ein- und Aussteigen vorgesehen. Noch wilder geht es am Schloss (Platz für neun Busse) zu, wo fast niemand kontrolliert - obwohl man eigentlich nur mit Reservierung hierherfahren darf. Die Folge: "Vormittags ist der Parkplatz proppenvoll, nachmittags fast leer." Seine Schlussfolgerung: "Ohne Anmeldung und ohne Überwachung geht es auf Dauer nicht mehr."
Wie bei den Wohnmobilen sucht Schiemer jetzt einen zentralen Parkplatz für die Reisebusse möglichst außerhalb des Zentrums. Von den früheren Plänen, den Messplatz in Kirchheim für Reisebusse zu reservieren, hält er nichts: "Dann fahren sie doch wieder durch die ganze Stadt." Noch ist kein geeigneter Ort gefunden, aber dem Heidelberg-Marketing-Chef fällt das Autobahnende am Rittel "als Idee" ein. So schnell wird der zentrale Parkplatz aber wohl nicht kommen, Schiemer rechnet damit "in fünf bis sechs Jahren". Zunächst sollen noch in diesem Jahr die Reisebusse in Heidelberg gezählt werden - damit man erste Daten für dieses Projekt hat.
Schiemer weiß aber auch - und das gilt für Busse wie für Wohnmobile: "Man kann die Nutzung von Straßen und Plätzen nur einschränken, wenn man Alternativen anbietet." Dann gebe es auch weniger Konflikte und weniger Stress. Das jetzige Chaos sei jedenfalls nicht zukunftsfähig: "Ja, wir brauchen auch eine gewisse Schärfe in der Umsetzung von Regeln. Bisher waren wir einfach zu lieb!"