Der aktuelle RNV-Betriebshof in Bergheim. Foto: Rothe
Heidelberg. (tt) Lange hat sich das Bündnis für Klimaschutz Ochsenkopf nicht zu möglichen Alternativstandorten für den Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) geäußert. Doch bei einer Pressekonferenz am Mittwoch zeigte die Initiative auf, welche Standorte ihrer Meinung nach in Frage kämen. "Es gibt mindestens drei weitere geeignete Standorte, die seitens der Stadt und der RNV nicht ernsthaft geprüft wurden", so Karin Weber vom Bündnis Bürgerentscheid Klimaschutz. Ein klimafreundlicher Nahverkehr sei auch ohne die Verlagerung auf den Großen Ochsenkopf möglich.
Altstandort Bergheimer Straße: Durch eine Erweiterung des heutigen Areals um die Alte Feuerwache könnten mindestens 46 Straßenbahnen und 50 Busse nach den Berechnungen des Bündnisses an dieser Stelle untergebracht werden. Im Vergleich zum Großen Ochsenkopf wäre das bei den Bussen ein Plus von 14 Bussen. "Für diesen Standort spricht die zentrale Lage mit optimaler Anbindung an das vorhandene Straßen- und Schienennetz", erklärte Weber.
Städtebaulich könnte eine teilweise Überbauung der beiden Areale sogar zusätzlichen Wohnraum schaffen. Für die Alte Feuerwache schlägt die Initiative ein Hybridgebäude vor: Im Erdgeschoss sollen die Busse abgestellt werden, darüber können Büros oder Wohnungen entstehen. "So ein Hybridgebäude wird in München gerade für 160 Busse gebaut", berichtet Karin Weber. Die Emil-Maier-Straße könnte und sollte als Straße erhalten bleiben und Fußgängern und Radfahrern vorbehalten sein.
Messplatz am Kirchheimer Weg: Vorteil bei dieser Fläche ist, dass sie bereits versiegelt ist. Neben dem Messplatz selbst könnten laut Initiative auch der Autoparkplatz im Süden des Kirchheimer Weges und der Lkw-Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit einbezogen werden. So würde man eine Gesamtfläche von rund 35.000 Quadratmetern erreichen. "Wenn ich ernsthaft eine zukunftsfähige Lösung suche, kann ich diesen Standort nicht ausschließen", sagt Weber. Das Areal war aus der Prüfung gefallen, weil es zu klein sei und tiefer liege. "Am Großen Ochsenkopf plant man den Betriebshof auch unter dem Straßenniveau", vergleicht Weber die Planungen. Und die Kritik am eingleisigen Abschnitt der bisherigen Straßenbahntrasse zwischen Rudolf-Diesel-Straße und Mörgelgewann sieht Weber auch nicht. Ihn könne man zweigleisig ausbauen.
Die Flächen entlang der Speyerer Straße eignen sich nach Angaben der Initiative ebenfalls als Standorte. "Sie bieten das größte Potenzial für künftige Erweiterungen ohne Flächenversiegelung", sagt Karin Weber. Deshalb müssten sie ernsthaft untersucht werden. Der Nachteil der fehlenden Schienenanbindung können dadurch kompensiert werden, wenn die Strecke Teil einer künftigen Schienenverbindung nach Patrick Henry Village werde.
Heinz Delvos ging in dem Pressegespräch noch einmal auf die klimatische Situation am Großen Ochsenkopf ein: "Es ist schwer verständlich, wenn das Klimagutachten von 2015 sagt, dass die Fläche am Großen Ochsenkopf unbedingt erhalten bleiben soll, aber in der jetzt vorliegenden Kleinklimauntersuchung diese Feststellung wieder zurückgenommen wird." Zumal das Regierungspräsidium im Planfeststellungsbeschluss zur Gneisenaubrücke feststellt, dass die Grün- und Freifläche des Großen Ochsenkopf Teil einer wichtigen Kaltluftleitbahn sei. In der Untersuchung war festgestellt worden, dass sich die Betriebshof-Verlagerung (und damit der Temperaturanstieg etwa in heißen Sommernächten) bioklimatisch weitgehend auf den Großen Ochsenkopf selbst auswirke - und nicht auf die Umgebung.
Weil die Untersuchung von der RNV in Auftrag gegeben wurde, sei nur die aktuelle Planung untersucht worden. "Es gibt aber keine Untersuchung dazu, wie sich die kleinklimatische Situation verändert, wenn der Große Ochsenkopf nicht bebaut wird und am jetzigen Standort ein Betriebshof mit Dach- und Fassadenbegrünung entsteht." Auch wie sich ein Gebäude mit Dachbegrünung an der Alten Feuerwache oder Wohnungen auf dem heutigen Betriebshofgelände auswirken, wenn das Depot nicht in Bergheim bleibe, sei nicht untersucht worden.