Barrierefrei durch die Heidelberger Altstadt

Routenplaner-App für Rollstuhl- und Rollator-Nutzer

Stadt und Universität Heidelberg entwickeln App für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator

13.09.2017 UPDATE: 14.09.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 32 Sekunden

Symbolfoto: Mascha Brichta

Von Steffen Blatt

Heidelberg. Vom Marktplatz zur Stadthalle - was für viele Heidelberg-Touristen nicht mehr als ein Spaziergang durch die Altstadt ist, kann für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator zur Tortur werden: Kopfsteinpflaster, hohe Bordsteine oder steil abfallende Straßen können unüberwindbare Hindernisse darstellen. Das soll sich in Zukunft ändern, denn die Stadt will einen Routenplaner entwickeln, der barrierefreie Wege anzeigt. Dafür gab es jetzt Fördergeld des Landes.

Im Rahmen des Projekts "Städte und Gemeinden 4.0 - Future Communities" erhielt Heidelberg einen Zuschuss von 42.000 Euro für die Entwicklung der Smartphone-App, die nun beginnt. Dabei arbeitet die Verwaltung mit den Geoinformatikern der Universität Heidelberg zusammen. Die haben bereits eine grundlegende Lösung für die barrierefreie Routenplanung programmiert - auf Basis von frei nutzbarem Kartenmaterial des Anbieters Open Street Maps.

Die Daten etwa zu abgesenkten Bordsteinen, Straßenbelägen oder Gefälle beziehen sich aber fast ausschließlich auf Angaben von Nutzern - und sind daher unvollständig. "Darum werden wir die Straßen systematisch vermessen. Das übernehmen das Vermessungs- und das Tiefbauamt", erklärt Nicole Huber, die Leiterin des OB-Referats, die auch die Digitalprojekte der Stadt verantwortet. Bei neuen oder sanierten Straßen geschehe das schon automatisch, die Altstadtgassen seien in dieser Genauigkeit aber noch nicht erfasst.

Diese Daten sollen dann in den Routenplaner der Geoinformatiker integriert werden, ihn so verbessern und seine Reichweite vergrößern. Zunächst will man sich auf die Altstadt und Bergheim bis zum Hauptbahnhof konzentrieren. "Dort gibt es den meisten Fußgängerverkehr", sagt Huber. Eine Ausweitung ist jedoch nicht ausgeschlossen.

Auf den barrierefreien Routenplaner sei man bei einem Netzwerktreffen aufmerksam geworden, berichtet die Referatsleiterin. "Wir haben das Projekt dann zur Förderung eingereicht, weil es gut auf andere Kommunen übertragbar ist. Sie können die Routenplaner-Plattform mit ihren jeweiligen Daten nutzen." So könnte ein "barrierefreier Atlas für Baden-Württemberg" entstehen. Ein Geschäft will die Stadt offenbar nicht daraus machen. "Wir planen nicht, das Ganze weiterzuverkaufen. Das ist nicht unsere Auffassung eines förderungswürdigen Projekts", so Huber. Für sie ist es außerdem ein gutes Beispiel, dass es bei dem Begriff "Open Data" nicht um die Nutzung personenbezogener Daten geht, sondern um frei verfügbare, zu denen jeder Zugang hat.

Die Gesamtkosten des Vorhabens, das zwei Jahre läuft, werden auf etwa 117.000 Euro geschätzt. Jetzt, da der Förderbescheid da ist - Innenminister Thomas Strobl überreichte ihn in Stuttgart -, kann die Projektgruppe aus Stadtverwaltung und Geoinformatikern loslegen. Noch in diesem Monat ist die erste Arbeitssitzung geplant.

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