Heidelberg. (tt) Weil es nicht genug Fahrer gab, stellte die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) zwischen dem 1. Oktober und dem 9. Dezember 2018 den Betrieb der Buslinie 32 zwischen Hauptbahnhof und Uniplatz ein. Auf Antrag der Grünen, der Bunten Linken und Einzelstadtrat Waseem Butt nahm das Verkehrsunternehmen am Mittwochabend im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss des Gemeinderates noch einmal Stellung, wie es zu dieser drastischen Maßnahme kommen konnte.
Grund für die vorübergehende Einstellung sei "eine erhebliche Anzahl Fahrtausfälle aufgrund nicht besetzter Dienste" gewesen. Das bestätigte der Leiter des Bereichs Fahrbetrieb bei der RNV, Franz-Wilhelm Coppius, im Ausschuss. "Wir haben zu viel Leistung angeboten und hatten dafür zu wenig Personal", so sein Fazit. Grund für die Schwierigkeiten waren drei parallele Baustellen mit Umleitungs- oder Schienenersatzverkehren: So etwa durch den Neubau der Autobahnbrücke zwischen Heidelberg und Eppelheim, die Großbaustelle am Hauptbahnhof und eine Streckensanierung in Weinheim.
Zunächst waren die Maßnahmen zeitlich versetzt geplant, doch weil die Bauarbeiten am Hauptbahnhof wegen überteuerter Angebote noch einmal ausgeschrieben werden mussten, kam es zu einer Verschiebung um ein Jahr. Und weil auch die Maßnahme in Weinheim verschoben werden musste, kam es nach den Sommerferien zu Überschneidungen. "Wir hätten uns melden müssen, dass wir beides nicht stemmen können", so Coppius heute. Trotzdem habe man es versucht und hatte am ersten Tag nach den Sommerferien 22 offene Dienste.
"Das Streichen der Linie ist das Unangenehmste, was der RNV passieren konnte", sagte Coppius. Man habe aber keine andere Möglichkeit gesehen. Die Linie 32 habe sich angeboten, da es auf dem Teilabschnitt ein Parallelangebot von mehreren anderen Linien gegeben habe. Außerdem sei es zu diesem Zeitpunkt offenbar aussichtslos gewesen, Zusatzpersonal zu finden: Aufgrund der aktuellen Arbeitsmarktlage erweise sich die Personalgewinnung zunehmend als schwierig, der Arbeitsmarkt für qualifizierte Fahrer sei angespannt. "Wir stellen zwar pro Jahr rund 100 neue Fahrer ein, doch von der Einstellung bis zum ersten Fahren vergehen durchschnittlich acht Monate", erklärte Coppius. Zusatzpersonal habe deshalb weder bei der RNV noch bei privaten Drittunternehmen zur Verfügung gestanden. "Es wurden alle im Verkehrsverbund Rhein-Neckar bekannten privaten Drittunternehmen angefragt, allerdings ohne Erfolg", heißt es in der Vorlage.
Damit sich eine derartige Situation künftig nicht noch einmal wiederholt, will die RNV Planungsprozesse noch genauer durchleuchten. Außerdem soll es einen monatlichen Abgleich zwischen Angebotsplanung und Betriebsplanung geben. Komme es zu einem Mehrbedarf, werde dieser in den Personalgewinnungsprozess eingespeist, heißt es in der Vorlage.