Südlich von Patrick Henry Village und der Bundesstraße 535 (rechts im Bild) liegt das Gewann Gäulschlag. Foto: Rothe
Von Denis Schnur
Heidelberg. Während es vergangene Woche so aussah, als könnte die Suche nach einem Standort für das Ankunftszentrum für Geflüchtete bald beendet sein, trat der Konversionsausschuss am Mittwoch erst einmal auf die Bremse. Einen Beschluss zur weiteren Planung fasste das Gremium nicht, die meisten Fraktionen ließen bereits eine Tendenz erkennen, ob sie sich einen Umzug der Landeseinrichtung auf das derzeit landwirtschaftlich genutzte Gewann Gäulschlag im Süden von Patrick Henry Village vorstellen können. Und die lässt sich am besten mit "Ja, aber ..." zusammenfassen.
Vehement gegen den Vorschlag sprachen sich nur die Grün-Alternative Liste, die Bunte Linke, die "Heidelberger" sowie die AfD aus: "Ich habe nicht vor 20 Jahren mit den Landwirten gegen die Ausbaupläne der Amis demonstriert, um jetzt einer Bebauung zuzustimmen", begründete dies Judith Marggraf (GAL). Und auch Bunte Linke und "Heidelberger" wollen vermeiden, dass landwirtschaftliche Flächen bebaut werden. Geht es nach Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke), bleibt das Zentrum weiter in Patrick Henry Village (PHV).
Dagegen wetterte vor allem Oberbürgermeister Eckart Würzner: "Das ist völlig undenkbar. Dann machen Sie alle Planungen für den neuen Stadtteil zunichte." Würzner selbst favorisiert immer noch die "Wolfsgärten" am Rande von Wieblingen als Standort – auch weil sich das Land dort auf die verfügbaren 7,5 Hektar Fläche beschränken müsste und deshalb ein Zentrum mit maximal 2000 Plätzen bauen könne. Hätte man mehr Platz zu Verfügung – der Gäulschlag ist 16,4 Hektar groß –, würde das Land 3500 Plätze bevorzugen. "Wenn wir uns aber gegen die Wolfsgärten entscheiden", so der OB, "ist das Gewann Gäulschlag die einzige Fläche, die derzeit denkbar ist."
Da jedoch die Mehrheit der Gemeinderäte den Wieblinger Standort für inhuman hält, wollen sich vor allem Grüne, SPD und Linke die Option Gäulschlag offenhalten. Die Räte der drei Fraktionen kämen im Gemeinderat auf eine knappe Mehrheit; die CDU legte sich am Mittwoch noch auf gar keine Position dazu fest.
Einig waren sich dagegen alle Stadträte, dass man dem Land für das Gelände keinen "Blankoscheck" ausstellen will. Sollte dort ein Ankunftszentrum errichtet werden, dann nur unter Bedingungen. Und dabei hat offenbar auch der Druck der Kirchheimer Landwirte (RNZ von Dienstag) Wirkung gezeigt: Die SPD fordert nicht mehr eine Begrenzung der Aufnahmekapazität des Zentrums, sondern der Fläche – auf etwa acht Hektar. "Jeder Hektar da draußen zählt für uns", betonte Anke Schuster. Auch die Grünen wollen die Bebauung klein halten und fordern – wie die SPD auch – einen Ausgleich der Fläche. Die Verwaltung solle mögliche Areale vorschlagen – eventuell auch in Nachbargemeinden.
Diese Bedingungen könnte der Gemeinderat in der nächsten Woche (Dienstag, 15.30 Uhr, Rathaus) beschließen und damit die Stadtverwaltung in Verhandlungen mit dem Land schicken. Erst im Frühjahr soll dann der endgültige Beschluss gefasst werden. Doch dann führe langsam kein Weg mehr dran vorbei, so Würzner: "Es bleib Ihnen wie auch uns nicht erspart." Denn erst danach könne man endlich mit der Entwicklung von Patrick Henry Village zum neuen Stadtteil beginnen.