Auf das Gewann Wolfsgärten, südlichwestlich des Autobahnkreuzes, soll das Ankunftszentrum verlagert werden. Foto: Priebe
Heidelberg. (tt) Kann das Ankunftszentrum des Landes für Flüchtlinge vom Patrick Henry Village (PHV) auf das Gewann Wolfsgärten verlagert werden? Darüber beraten die Stadträte am morgigen Mittwoch, 23. Januar, hinter verschlossenen Türen im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss. Auf Wunsch einzelner Stadträte findet die Diskussion nicht-öffentlich statt, erst im Haupt- und Finanzausschuss in der kommenden Woche ist sie dann öffentlich.
Auch beim Neujahrsempfang des Stadtteilvereins Wieblingen am Sonntag in der Aula der Thadden-Schule kam das Thema "Wolfsgärten", die auf Wieblinger Gemarkung liegen, zur Sprache: "Der Standort - umgeben von Autobahnen und Eisenbahntrasse -, ist nicht ideal, darüber sind sich wohl alle einig", sagte Ingrid Herrwerth vom Stadtteilverein. Ob das Ankunftszentrum tatsächlich im Gewann Wolfsgärten gebaut werde oder in PHV bleibe, müsse erst noch entschieden werden. "Was ich bisher sehr erfreulich finde, ist die Tatsache, dass bei der Ablehnung des Geländes vor allem an das Wohlergehen der Flüchtlinge gedacht wurde", sagte Herrwerth. Denn es sei schwer vorstellbar, dass sich traumatisierte Menschen an einem so unwirtlichen Ort wohlfühlen könnten.
Seit September 2015 betreibt das Land das zentrale Ankunftszentrum auf einem Teil der ehemaligen US-Siedlung PHV. Allerdings war es immer nur als Übergangslösung gedacht, denn Stadt und Gemeinderat pochten stets darauf, dass das Areal bald geräumt werden müsse. Die Internationale Bauausstellung (IBA) plant dort einen Stadtteil für 10.000 Bewohner. Das Innenministerium schlug daher im November 2018 die Wolfsgärten als Alternative vor, nachdem mehrere Standorte in Mannheim nicht mehr in Frage kamen.
Zuspruch bekam Herrwerth vom stellvertretenden Leiter der katholischen Stadtkirche, Pfarrer Johannes Brandt. Bei dem, was auf dem großen Areal von der IBA geplant werde, frage er sich immer, ob dies nicht mit einem Ankunftszentrum kombinierbar wäre. "Und IBA dann in Zukunft nicht nur für Internationale Bauausstellung, sondern auch für ,Integration bestens angenommen‘ stehen könnte", sagte Brandt und bekam dafür viel Beifall.
Anders sieht das Oberbürgermeister Eckart Würzner: Man habe bei PHV immer deutlich gemacht, dass es im Siedlungsentwicklungskonzept der Stadt keine weitere Fläche in der Hinterhand gebe. Man brauche die Fläche. Das Ankunftszentrum sei heute so groß wie 60 Fußballfelder: "Das gibt uns keine Perspektive für eine weitere Entwicklung", so Würzner. Er könne nur warnen: "Wenn das Ankunftszentrum in PHV bleibt, können wir damit die Diskussion nach Entwicklungsflächen für unsere Wohnbevölkerung lassen."
Er bitte aber darum, die Situation in den Wolfsgärten noch einmal genau zu betrachten: "Die Wolfsgärten liegen genauso weit von der Autobahn entfernt, wie die Arbeitsplätze meiner Mitarbeiter der Sparkasse im Gewerbegebiet Pfaffengrund", so der OB. Auch PHV liege direkt an der Autobahn. "Die Verweildauer der Flüchtlinge liegt bei acht bis zehn Tagen. Die Situation in den Wolfsgärten ist nicht ideal, aber man kann sie akzeptieren", findet Würzner und verglich den Aufenthalt dort mit Übernachtungen in einem nicht so ideal gelegenen Motel. Allerdings: Laut Regierungspräsidium verbringen die Flüchtlinge durchschnittlich zwischen sechs und acht Wochen im Ankunftszentrum.