Auch wenn der Ansturm ausblieb – vor allem zu Beginn der Hauptstraße war es am Samstagnachmittag mitunter unangenehm eng. Foto: Philipp Rothe
Von Sarah Hinney
Heidelberg. Obwohl absehbar war, dass es der letzte Adventssamstag sein würde, an dem die Geschäfte öffnen dürfen, blieb der große Ansturm in der Innenstadt aus. Gegen 12 Uhr mittags war auf dem Neuenheimer Marktplatz von der Ausgangsbeschränkung allerdings noch wenig zu spüren. Trotz Dauerregen herrschte reges Treiben, wenn auch mit Abstand und Maske. Die Bar gegenüber schenkte nach wie vor Heißgetränke aus, und immer wieder versammelten sich kleinere Gruppen unterm Vordach auf einen Kaffee und einen Plausch.
Am Beginn der Fußgängerzone in der Innenstadt war es gegen 15 Uhr dann teilweise doch unangenehm eng. Auch wenn die meisten Menschen sorgsam Masken trugen, machten einige Ausnahmen – sei es, weil sie am To-go-Getränk nippten, ins Pizzateilchen bissen oder an der Zigarette zogen – den Gang durch die Hauptstraße immer wieder zum Spießrutenlauf. Das Alkoholverkaufsverbot an belebten Plätzen – wie es die Corona-Landesverordnung vorschreibt – zeigte indes an einigen Stellen, an denen sich an den Samstagen zuvor Menschen dicht gedrängt hatten, eine deutliche Wirkung. Signifikant weniger los war beispielsweise vor den Cafés in der Märzgasse. Dafür staute es sich gegen 15.20 Uhr bei der Essenausgabe am neuen Burgerladen "Five Guys" an der Ecke, aber nur kurz. Je weiter es in Richtung Marktplatz ging, umso mehr leerte sich die Hauptstraße. Lediglich am Theaterplatz versuchte sich gegen 15.30 Uhr, eine Handvoll Andersdenkender Gehör zu verschaffen. Mal mit Megafon und mal mit lautem Gesang – dafür ohne Maske und ohne Abstand. Dass das keineswegs den geltenden Regeln entsprach, war der Gruppe offenbar völlig klar. Denn als die Polizei nahte, verstummte die Sängerin unverzüglich, der Redner packte seine Flüstertüte weg, und flugs zogen sich die meisten auch ihre Schals vors Gesicht.
Bitte lächeln: Einige Touristen machten am Samstagnachmittag dennoch ein Selfie auf dem Uniplatz. Foto: Philipp RotheDie Untere Straße war gegen 16 Uhr quasi leer gefegt – am Marktplatz ließen sich die Menschen an einer Hand abzählen. In einer Seitenstraße lockte ein Schild vor einem Kiosk noch mit Glühweinverkauf. Ja, er verkaufe auch weiterhin welchen mit Alkohol, sagte der Mann hinterm Tresen auf Nachfrage. Das Verkaufsverbot gelte schließlich nur für belebte Plätze. Belebt war hier in der Tat nichts. Auf dem Universitätsplatz rückte dafür eine größere Gruppe Touristen ohne Maske eng zusammen, um ein Selfie von sich und den Buden der Schausteller zu schießen – Weihnachtsstimmung light.
Gesang aus voller Kehle und ohne Maske – auch das gab es. Foto: Philipp RotheDer Blick in die Geschäfte zeigte, dass vielerorts mehr Verkaufspersonal als Kundschaft in den Läden stand. In einem Sportgeschäft eilten gegen 17.30 Uhr gleich zwei Verkäuferinnen zur Beratung herbei. Beide waren sich zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich sicher, dass der Lockdown in den nächsten Tagen kommt. "Angesichts der Zahlen ist das auch richtig", sagte eine der Damen. Kurz vor 18 Uhr war auch am Bismarkplatz nur noch wenig los. Selbst an den Buden, an denen es drei Stunden zuvor noch zu Engpässen gekommen war, drängte sich um diese Uhrzeit niemand mehr, und an den Haltestellen standen nur vereinzelt Wartende. Gegen 21 Uhr – eine Stunde nach Beginn der Ausgangssperre – war dann nur noch die Polizei in der Hauptstraße unterwegs.
Susanne Schaffner, Vorsitzende des Citymarketingvereins "Pro Heidelberg" bestätigte auf RNZ-Nachfrage den Eindruck, dass der Samstag für den Einzelhandel insgesamt ruhiger als erwartet war. "Am Vormittag war recht viel los, aber je näher die Ausgangssperre rückte, umso leerer wurde es." Schaffner lobte ausdrücklich die Disziplin der Kundinnen und Kunden und ihre Geduld "trotz des schlechten Wetters".
Gegen 21 Uhr, eine gute Stunde nachdem in Heidelberg die Ausgangssperre begann, war in der Hauptstaße nur noch die Polizei unterwegs. Foto: Philipp RotheDer Lockdown ab Mittwoch bereitet ihr dennoch Sorgen: "Ich bin eigentlich sehr positiv, aber im Moment fällt es mir schwer." Schaffner hofft nun, dass die Hürden für die Überbrückungshilfen gesenkt werden. "Das klingt alles schön, aber da muss nachgebessert werden." Ob der große Ansturm nun Montag und Dienstag kommt, will sie nicht voraussagen: "Die Leute haben auch Angst, und viele werden jetzt sicher online bestellen." In diesem Zusammenhang warb sie auch noch einmal explizit für die Einzelhändler in Heidelberg, von denen viele einen Lieferservice eingerichtet haben und teilweise tagesaktuell Waren bis zur Haustür bringen. "Viele von uns sind gut auf den Lockdown vorbereitet", so Schaffners Fazit.