Die Suche nach einem Ehrenamt hat er nun aufgegeben: Devon Fritz (32) in der Heidelberger Hauptstraße. Foto: Hentschel
Von Holger Buchwald
Heidelberg ist für Devon Fritz die schönste Stadt, in der er je gelebt hat. Gerne hätte er den Menschen hier etwas zurückgegeben. Zwei Jahre lang bemühte sich der 32-jährige US-Amerikaner um ein ehrenamtliches Engagement in verschiedenen Vereinen und Organisationen - ohne Erfolg. Demnächst wird er, etwas frustriert, nach Berlin ziehen.
Devon Fritz studiert Computerlinguistik, spricht neben Englisch fließend Deutsch. "Ich könnte Homepages erstellen, Nachhilfe geben, Büroarbeit erledigen", zählt der 32-Jährige seine Fähigkeiten auf. Gerne hätte er "etwas Großes" bewirkt, Menschen wirklich geholfen. Dementsprechend motiviert meldete er sich zusammen mit seiner Freundin vor nunmehr fast zwei Jahren beim Asylarbeitskreis. Nach einem kleinen Vorstellungsgespräch in der Plöck bekamen die beiden Wochen später eine E-Mail: Leider gebe es derzeit nichts zu tun. Das war noch vor Beginn der Flüchtlingskrise.
Was danach folgte, ist eine Geschichte des Scheiterns. Fritz bemühte sich um ein Engagement beim Verein "Obdach". Dort half er tatsächlich einmal bei einer Renovierung mit und sollte sich um einen ehemaligen Obdachlosen kümmern. Als dieser ihn nach dem ersten Treffen aber rund 70-mal am Tag anrief, war das dem Amerikaner doch zu krass. Ein Artikel, den er für die Straßenzeitung des Vereins schrieb, wurde nie veröffentlicht, seine Hilfe bei der Aktualisierung der Homepage nicht angenommen. Danach hat sich Fritz nicht mehr bei Obdach gemeldet.
Monate später - im Oktober letzten Jahres - nahm Devon Fritz einen neuen Anlauf. Bekannte hatten ihm von der Freiwilligenagentur des Paritätischen erzählt, die motivierte Ehrenamtliche in Vereine und Organisationen vermittelt. "Die Leute dort waren total nett", sagt der 32-Jährige über seinen Besuch im Forum am Park. Nachdem er seine Interessen und Fähigkeiten angegeben hatte, habe ihm die Bearbeiterin sechs Adressen geben. Doch einige der Organisationen hätten sich auf seine Anfrage gar nicht bei ihm gemeldet. Nur beim Deutsch-Amerikanischen Institut durfte er zwei Mal auf Festen helfen - zu Halloween und zu Ostern. Bei der Initiative "HD Ink" gab es ein Treffen mit anderen interessierten Ehrenamtlichen. "Wir haben den ganzen Tag lang Kennenlernspiele gespielt", berichtet Fritz. Viereinhalb Monate ist das jetzt her, seitdem hat er nie wieder etwas gehört. "Immer geht alles so schrecklich langsam", ärgert sich der 32-Jährige. Für ihn sei das völlig unverständlich. Dabei gebe es doch bestimmt genug zu tun.
Beate Ebeling von der Freiwilligenagentur bedauert das Scheitern von Devon Fritz sehr. "Es kommt immer mal wieder vor, dass sich die Organisationen nicht gleich bei den Freiwilligen melden", sagt sie. Dann hätte sich der Amerikaner aber wieder an sie wenden müssen. "Wir haken in solchen Fällen immer nach." Zugleich nimmt Ebeling aber auch die Vereine und Organisationen in Schutz. Es gebe viel zu wenige Hauptamtliche. Und manche Ehrenamtliche versuchten durch ihr Engagement gleich, die ganze Organisation umzukrempeln. Nicht jeder Freiwillige passe zu jedem Anbieter.
"Wir sind immer interessiert von solchen Vermittlungshemmnissen zu erfahren", sagt auch Ralf Baumgarth vom Paritätischen. Mit diesem großen zeitlichen Abstand sei es nun leider aber nicht mehr nachvollziehbar, warum es bei Devon Fritz nicht geklappt habe.