Von Steffen Blatt und Lena Scheuermann
"Die Blutprobe schicken wir dann ins Labor." Diesen Satz hat fast jeder schon einmal beim Arzt oder im Krankenhaus gehört. Als nächstes folgt üblicherweise das Gespräch über die Ergebnisse der Untersuchung. Was mit dem Lebenssaft aber dazwischen passiert, das erfuhren 40 RNZ-Abonnenten gestern bei der Sommertour, die zu Roche nach Mannheim führte.
Im Filmsaal auf dem Firmengelände im Stadtteil Waldhof begrüßte Martina Keil von der Kommunikationsabteilung die Sommertouristen und gab einen kurzen Abriss der Firmengeschichte (siehe "Hintergrund"). Dann wurde die Gruppe geteilt, und es ging zu zwei unterschiedlichen Führungen.
20 Teilnehmer lernten die Analysegeräte der "Cobas"-Reihe kennen, mit denen Roche Diagnostics unter anderem Großlabore und Krankenhäuser beliefert. Der Chemiker Gustav Rosner erklärte die Technik der Maschinen. Jede wird als eigenes Modul verstanden, das sich die Kunden in ihren Laboren zu "Strecken" zusammensetzen können, je nachdem, welche Tests sie machen wollen.
Zu Beginn werden die Proben, die nur noch aus dem Blutserum bestehen, von einem Mitarbeiter in die Maschine eingesetzt. Im ersten Abschnitt des vorgestellten Analysegeräts werden sie auf Ionen wie Natrium oder Kalium getestet. Es kann aber auch der Blutzuckerwert ermittelt werden. Dann geht es ins nächste Modul, mit dem Erkrankungen durch Antikörpertests nachgewiesen werden können (Immundiagnostik).
Einige der Testvorgänge sind innerhalb weniger Sekunden abgeschlossen, die längsten können bis zu 20 Minuten dauern. Die Ergebnisse werden anschließend im Computer dokumentiert. Neben den beiden vorgestellten Modulen gibt es auch noch zwei weitere, die zur Erkennung der einzelnen Blutbestandteile oder zu Feststellung der Gerinnung genutzt werden.
Um im Blutserum bestimmte Stoffe nachzuweisen, müssen Substanzen zugegeben werden, die zu einer chemischen Reaktion führen. Auch diese "Reagenzien" stellt Roche Diagnostics her - und diese Produktion schaute sich die zweite Gruppe an. In der Abteilung von Dr. Uwe Eiermann arbeiten knapp 150 Menschen, zum Teil im Dreischichtbetrieb, denn das Geschäft mit den Analysegeräten läuft gut, und damit steigt auch die Nachfrage nach den Reagenzien.
Die werden in Mannheim auf mehreren Produktionslinien in Kunststoffflaschen unterschiedlicher Größe abgefüllt, je nach Bedarf werden mehrere Behälter zu "Kassetten" zusammengefasst. Die werden in die Analysegeräte eingesetzt und vollautomatisch mit dem Blutserum zusammengebracht. "Wir produzieren etwa 39 Millionen Flaschen im Jahr, die wir zu 18,5 Millionen Kassetten zusammenfügen", erklärte Eiermann.
In der Produktion werden die meisten Schritte automatisch ausgeführt, der Mensch kontrolliert: Befüllen, Deckel aufschrauben, Dichtigkeit prüfen, den "Zusammenbau" der richtigen Reagenzien zu Kassetten. Dann folgt eine Sichtprüfung durch Mitarbeiter, bevor Roboterarme die Kassetten in Kartons packen und auf Holzpaletten stapeln. Wegen der großen Nachfrage soll bald eine ältere Produktionslinie ersetzt werden - eine Investition von rund sieben Millionen Euro.
Stimmen zur Sommertour
Nach der Führung bei Roche Diagnostics lud das Unternehmen die Sommertouristen noch ins Casino zum Mittagessen ein - aber das war nicht der Grund, weshalb die Teilnehmer von der Tour, die zum ersten Mal im Programm war, begeistert waren. Hier einige Stimmen:
Horst Ondrasch, Schwetzingen: "Ich war vor zehn Jahren das letzte Mal hier. Mit einer Milliarde Euro Investitionen hat sich in den letzten Jahren doch einiges verändert. Man hat leider nur sehr wenig von der riesigen Firma gesehen, aber es war trotzdem sehr interessant. Man kann ja die Möglichkeit nutzen, und am Besuchertag noch einmal wiederkommen."
Gudrun Hühner, Heidelberg: "Die Führung war sehr interessant. Ich hatte bisher keine Vorstellung davon, was Roche macht - jetzt kann man sich aber einen Begriff davon machen."
Lore Herrmann, Heidelberg: "Ich war überrascht, dass man nur ganz geringe Mengen an Blutserum für eine Analyse braucht."
Elfriede Geyer, Meckesheim: "Die Führung hat mir gut gefallen, die Referenten waren sehr kompetent. Dass es auch noch ein Mittagessen gab, war unerwartet."
Ortrud Dorsch, Heidelberg: "Das war toll, denn hier kommt man ja nicht so ohne Weiteres rein. Wir haben uns zum ersten Mal bei der Sommertour beworben, und es hat gleich geklappt."
Elke Bossert, Zuzenhausen: "Wunderbar, das war sehr interessant. Die Tour war unsere erste Wahl, so eine Produktion habe ich noch nie besichtigt. Meine Tochter war vor zwei Jahren bei der Führung im Briefzentrum dabei. Jetzt habe ich auch Urlaub, darum war der Termin perfekt."
Info: Wer auch einmal bei Roche hinter die Kulissen blicken möchte, kann sich unter http://www.roche.de/about/standorte/mannheim/besuchertage.html für einen der monatlichen Besuchertage anmelden.