Das Palais Weimar in der hinteren Hauptstraße beherbergt das Völkerkundemuseum. Die Stadt bezuschusst es mit 7320 Euro im Jahr. Doch das reicht nicht mehr, sagt die Museumsdirektorin Margareta Pavaloi. Foto: joe
Von Anica Edinger
Heidelberg. Margareta Pavaloi weiß nicht, wie es weitergehen soll. Sicher ist nur eines: Die insgesamt 7320 Euro im Jahr, die auch im aktuellen Haushaltsentwurf der Stadt für das Völkerkundemuseum veranschlagt sind, decken nicht annährend die Kosten für das denkmalgeschützte Palais Weimar in der hinteren Hauptstraße, das das Museum beherbergt. "Damit können wir nicht einmal die Putzfrau bezahlen", sagt Pavaloi, die Direktorin.
Deshalb stellte sie vor den Verhandlungen für den Doppelhaushalt 2017/2018 einen Antrag auf Erhöhung des jährlichen städtischen Zuschusses. Und geht es nach der Direktorin, müsste die Stadt deutlich mehr zahlen, als in den Jahren zuvor: nämlich 372.000 Euro pro Jahr. "Allein, dass das Haus offen ist, kostet uns rund 35.000 Euro im Jahr - mit eingeschränkten Öffnungszeiten", sagt sie zu der drastischen Forderung, "und da sind die Heizkosten noch nicht einmal mit eingerechnet." Auch die Personal- und Betriebskosten müssten berücksichtigt werden. Aktuell stehen dem Völkerkundemuseum dreieinhalb Stellen zur Verfügung. Es gebe keine Kuratoren- oder gar eine Restauratorenstelle, die sich um die Kunst-Sammlungen des Völkerkundemuseums kümmern könnte - "sie müssen gepflegt und erhalten werden", so Pavaloi. Aktuell übernehme sie selbst einen Großteil der Arbeiten. Auch Mittel für Werbung oder Marketingmaßnahmen seien mit den finanziellen Mitteln nicht zu stemmen. Schließlich sei auch das Stiftungsvermögen begrenzt. Erst Anfang des Jahres musste das Museum aufwendig saniert werden. Die Stiftung kostete das rund eine Million Euro.
Die Stadt hat all das im Haushaltsentwurf nicht berücksichtigt. "Das Völkerkundemuseum wird nicht einmal namentlich genannt", sagt Pavaloi. Stattdessen ist im Entwurf die Rede von der Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung, dem Träger des Museums, der auch die Kunst-Sammlung zur Verfügung stellt - der Grundbestand des Völkerkundemuseums. "Mehr Missachtung kann man nicht bekunden", findet Pavaloi. Zumal doch ein Wunsch seitens der Stadt bestehe, die Sammlung der von Portheim-Stiftung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. "Ich verstehe nicht, weshalb man nun die Taktik des Ausblutens fährt", so Pavaloi.
Ihre einzige Hoffnung sind jetzt die Fraktionen im Gemeinderat. Einige haben sich in den letzten Monaten vor Ort ein Bild vom Völkerkundemuseum gemacht. "Wir hoffen, sie bringen uns eine andere Wertschätzung entgegen", so die Direktorin. Am 1. Dezember bringen die Fraktionen ihre Änderungsanträge zum Haushalt ein, an diesem Wochenende gehen sie zur Beratung in Klausur. Auch deshalb wollten sich weder die Grünen noch die CDU auf RNZ-Anfrage zu ihren Vorstellungen äußern.
Nur Anke Schuster, Fraktionsvorsitzende der SPD, machte schon einmal deutlich: "Insgesamt haben wir im Kulturbereich Erhöhungsanträge in Höhe von 1,6 Millionen Euro." Das Kulturamt, das ja die fachliche Expertise in diesem Bereich vorweise, habe davon kaum welche im Haushaltsentwurf berücksichtigt. Das könnte daran liegen, dass Heidelberg die höchsten Pro-Kopf-Kulturausgaben in ganz Baden-Württemberg hat, nämlich 233 Euro pro Bürger. Insgesamt sind im Haushaltsentwurf 49 Millionen Euro nur für die Kultur vorgesehen. "Und es herrscht eine extreme Zufriedenheit mit dem Kulturangebot", wie Schuster weiß. Das wurde bereits in mehreren Heidelberg-Studien, die jährlich vom Sinus-Institut durchgeführt werden, belegt. Überhaupt findet Schuster: "Der Schwerpunkt des Doppelhaushaltes liegt dieses Mal nicht auf der Kultur, sondern auf der Stadtentwicklung."