Bärbel Rocholl engagiert sich mit Tochter Isabel beim "Frühstück im Winter". Foto: mio
Mio. Es ist eine schöne Tradition: Seit mehr als 30 Jahren bereiten Kirchengemeinden das "Frühstück im Winter" für obdachlose und bedürftige Menschen zu. Inzwischen beteiligen sich fast alle katholischen und evangelischen Gemeinden, dazu kommen Freikirchen, das Jugendzentrum City-Cult, das Wichernheim für Obdachlose und das St. Raphael-Gymnasium, an der ökumenischen Aktion.
Fünfeinhalb Monate lang bereitet einer nach dem anderen jeweils etwa eine Woche lang ein kostenloses Frühstück für Menschen in Armut vor. Die ehrenamtliche Helferin Bärbel Rocholl ist für die Koordination zuständig: "Es ist so ein schönes Miteinander zwischen Helfern und Gästen." Es ist eine Initiative "von unten": In jeder Gemeinde organisieren sich die Helfer selbst, das Frühstück wird ausschließlich über Sach- und Geldspenden finanziert. Meist treffen sich die Helfer schon um sieben Uhr, decken die Tische ein und bereiten alles vor. Jede Gemeinde gestaltet das Frühstück auf ihre Art - mal gibt es ein Büffet, mal werden vorbereitete Teller serviert.
Auch die 15-jährige Isabel, Tochter von Bärbel Rocholl, hilft beim Frühstück: "Zuvor hatte ich noch nie Kontakt mit Bedürftigen." In Freistunden und am Wochenende war sie zunächst in der Küche behilflich, später schenkte sie den Gästen Kaffee ein. So kam sie mit Menschen ins Gespräch, die ihr sonst fremd geblieben wären. Sie hat von schweren Schicksalen erfahren, wenn Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit oder Altersarmut Menschen aus der Bahn werfen. Sie war dabei, als im vergangenen Jahr erstmals das Frühstück im St. Raphael-Gymnasium aufgetischt wurde. "Es gab intensive Gespräche zwischen Schülern, Eltern, Lehrern und Gästen."
Erstmals wurden im vergangenen Jahr auf Initiative von Bärbel Rocholl auch Flüchtlinge zum Frühstück geladen. Diese hatten in der Friedensgemeinde zeitgleich Deutschunterricht. Auch dabei ergaben sich interessante Gespräche, teilweise sogar in den orientalischen Muttersprachen der Flüchtlinge. An den Weihnachtsfeiertagen fand sich keine Kirchengemeinde für das Frühstück, also entstand eine Kooperation von Helfern aus allen Gemeinden. Dazu zählen nicht nur Mitglieder von Kirchengemeinden, sondern auch viele andere Menschen, auch überzeugte Atheisten, die sich einfach für eine gute Sache engagieren wollen.
Info: Wer sich engagieren möchte, wendet sich per E-Mail an fruehstueck@ wirrocholls.de.