Von Thomas Seiler
Heidelberg-Schlierbach. Ins Schwärmen geriet die Heidelberger Autorin und Fotografin, Sabine Arndt, bereits, als sie das Areal der Wolfsbrunnen-Anlage betrat, um bei der Premiere des "Musik- und Kulturfestivals" aus ihrem neuesten Buch "Heidelberg einfach spitze" zu lesen. Denn die gebürtige Ulmerin lebte 20 Jahre ganz in der Nähe im Klingelhüttenweg und feierte sogar ihre Hochzeit im "Wolfsbrunnen". Deutlich standen ihr beim Erzählen die Bilder einer ganz in Weiß gehalten Hochzeitstafel vor Augen, "mit vielen Rosen und Efeu". Und als sie später im Museum auf die "100 Gründe, stolz auf diese Stadt zu sein", einging, nannte die temperamentvolle Schriftstellern spontan das nächste Argument: "Hier ist eine Naturidylle, ein magischer Ort, an dem schon lange die Kultur ihre Heimat gefunden hat."
Ein größeres Kompliment konnte sie dem Vorsitzenden des Freundeskreises Wolfsbrunnen, Andreas Hauschild, nicht machen, der das Festival zusammen mit der Wolfsbrunnen gGmbH organisiert hatte, in das auch das frisch sanierte und aufwendig erweiterte Restaurant "Wolfs-brunnen" nebst Museum und Biergarten eingebunden waren. "Wir wollen daraus eine Tradition machen, die dann immer auf das dritte Juli-Wochenende fällt", betonte er gegenüber der RNZ.
Auch wenn die chaotischen Verkehrsverhältnisse gerade am Sonntag nach Abhilfe verlangen, kam bei diesem Drei-Tage-Event jeder auf seine Kosten. Darauf wies bereits freitags der kulturpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, Manfred Kern, bei der Eröffnung des Festivals hin. Hier trafen sich eher die Kulturbeflissenen, um sich gänzlich einer Vernissage der in der Heidelberger Pfaffengasse angesiedelten Galerie P13 hinzugeben. Damit bewahrheitete sich auch der Kernsatz des Philosophen Wilhelm Rei-chart, der sonntags im Quellengarten mit dem "Kreativen im Menschen" eine philosophische Rehabilitierung anstrebte. Er sah nämlich in der Kunst kein "kulturelles Anhängsel", sondern das Auseinandersetzen "mit den Grundfragen der menschlichen Existenz".
Da er in der Musik die "Idee des klingenden Wortes" erkannte, die "Reinheit verbürgt", strebten viele freitags zu den Aufführungen des Ensembles "TonArt" und insbesondere die Junggebliebenen samstags zu "ZIO & Royal Collective", wo sie bei heißen Reggae-Rhythmen und coolen Hip-Hop-Beats die Wiese am künstlichen Wolfsbrunnen-Teich fast zu einem Happening nutzten. Ein solches Klangspektakel setzten "Gönn dir Bass" genauso fort wie die Jazz-Band "So what" oder die im Stadtteil beheimatete Modern Music School. Sie bewies bei dem "Love and Peace"-Motto mit verschiedensten Bandprojekten ihre absolute Bühnenreife.
Die besitzt die "Freddy Wonder Combo" natürlich ebenfalls, denn bei den charismatischen Persönlichkeiten der Truppe riss es jeden von Bänken und Stühlen. Ähnliches erlebten die Kinder bei der "Tournee Oper Mannheim", als sie zusammen mit den Sängern in "Aida und der Zaubertrank" impulsiv die Oper retteten. Ruhiger ging es dagegen beim sonntäglichen Spätaufsteher-Gottesdienst mit Pfarrerin Julia Nigmann zu.