Eppelheims Radfahrer haben bald mehr Rechte

Gemeinderat macht Richard-Wagner- und Birkigstraße zur Fahrradstraße - Umsetzung bis zum Schulanfang

09.08.2014 UPDATE: 09.08.2014 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Bisher geht es gerade zu Schulanfang und Schulende zuweilen eng zu auf der Richard-Wagner-Straße, mit den neuen Verkehrsregeln soll die Situation entschärft werden. Foto: Alex

Von Anja Hammer

Eppelheim. Heidelberg will den Radfahrern mit der Aktion "Plus 5" mehr Zeit, Eppelheim will ihnen mehr Platz geben. Doch auch wenn die Strategien unterschiedlich sind, ist das Ziel in beiden Städten das gleiche: die Sicherheit für die Radfahrer zu erhöhen. Die "Eppelheimer Lösung" sieht vor, dass die Richard-Wagner- und die Birkigstraße zur Fahrradstraße werden. Laut Bürgermeister Dieter Mörlein soll dies noch vor Schulbeginn im September geschehen, da vor allen Dingen die Schüler, die aus Plankstadt mit dem Rad kommen, davon profitieren.

Mit einer solchen Fahrradstraße - nicht zu verwechseln mit einem Radweg oder einem Radstreifen - schlägt Eppelheim einen Weg ein, der besonders in Baden-Württemberg noch recht selten ist. Im Rhein-Neckar-Kreis ist die Anzahl der Fahrradstraßen sehr überschaubar, Heidelberg hat gerade mal eine - nämlich in der Plöck - und Mannheim ist mit vier im Vergleich geradezu üppig ausgestattet.

Die Eppelheimer Verwaltung hatte zwei unterschiedliche Maßnahmenpakete für die Fahrradfahrer geschnürt. Die Gemeinderäte sprachen sich mehrheitlich für die Variante aus, bei der Richard-Wagner- und die Birkigstraße zur Fahrradstraße werden. Grundsätzlich sind dort somit nur die Zweiräder erlaubt. Autofahrer werden nicht gänzlich verbannt: Zusatzschilder mit der Aufschrift "Autos frei" erlauben ihnen weiterhin die Durchfahrt - allerdings mit einigen Einschränkungen.

Fahrradstraßen bieten den Radlern einen besonderen Schutz. Autos müssen - sofern sie erlaubt sind - ihre Geschwindigkeit an die Pedalritter anpassen. Aber mehr als 30 Stundenkilometer sind nicht erlaubt. Außerdem dürfen die Radfahrer nebeneinander fahren. Für die Autos wird der Abschnitt zwischen Kepler- und Mozartstraße sowie die Mozartstraße bis zur Peter-Böhm-Straße durch diese Regelung zu einer Art Einbahnstraße. Sie können nur von Süd nach Nord fahren, da auch der Bus in diese Richtung fährt. Radfahrer können in beide Richtungen fahren, ebenso in der Kant- und in der Keplerstraße, wo die Einbahnstraßenregelung für Autofahrer bestehen bleibt.

Mit weiteren Einschränkungen müssen die Lehrer rechnen. So plant die Verwaltung, den Lehrerparkplatz neben der Friedrich-Ebert-Schule zu schließen. "Da kommt es beim Ausparken einfach oft zu gefährlichen Situationen", sagte Hauptamtsleiter Reinhard Röckle. "Schüler auf dem Rad oder zu Fuß werden leicht übersehen." Der Parkplatz wird dann Teil des Pausenhofs, wie die Verwaltung auf Nachfrage von Trudbert Orth (CDU) mitteilte.

Damit ist es mit den Änderungen am Schulzentrum noch nicht getan. Die Parkplätze auf der gegenüberliegenden Straßenseite werden auf die Schulseite verlegt. So gibt es statt bisher auf einer Länge von 40 Metern künftig auf 55 Metern Platz zum Parken. Von 7 bis 15 Uhr sind sie als Kurzzeitparkplätze für Eltern gedacht, die ihre Kinder zur Schule bringen und abholen, ansonsten können Anwohner dort unbegrenzt parken.

Diese Maßnahmen erhielten mehrheitlich Lob aus den Reihen der Fraktionen. Andreas Beß (SPD) ging das Konzept sogar nicht weit genug: Er fand, dass man auch die Mozartstraße zur Fahrradstraße umwandeln sollte, da auch dort reger Radverkehr herrsche. "Jetzt machen wir den Weg für die Plankstädter sicher, aber für unsere eigenen nicht", so der SPD-Mann. Auch andere Räte hatten Vorschläge, wie man das Konzept noch erweitern und verbessern könnte.

Die Sicherheit der Radfahrer lag den Fraktionen ganz offensichtlich am Herzen. Schelte ernteten jedoch die Eltern. "Das Paradoxe ist: Die Eltern wollen ihre Kinder vor Verkehr schützen, produzieren ihn aber mit ihren Mama-Papa-Taxis aber selbst", so etwa Isabel Moreira da Silva (Grüne). Sie regte zudem an, die Anwohner vor der Umstellung umfassend zu informieren, da das Konzept einer Fahrradstraße noch nicht sehr bekannt sei.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.