Fiese Raupe: Die Härchen des Eichen-Prozessionsspinners lösen bei Menschen schwere Hautausschläge aus. Foto: dpa
Von Sebastian Riemer
Für Forstamtsleiter Ernst Baader ist es schon Routine: Jeden Frühling kommt der Eichenprozessionsspinner - und jedes Jahr bekämpft sein Team die Raupe, weil sie für Menschen eine Gefahr darstellt. "Das geht seit etwa zehn, fünfzehn Jahren so", sagt Baader - und er weiß auch, warum: "Da haben sich klimatisch Grenzen verschoben - und die Tiere haben so auch in unseren Gefilden bessere Voraussetzungen für die Massenvermehrung."
Dieses Jahr ging die Plage besonders früh los. Kein Wunder, meint Baader, schließlich sei der Winter fast komplett ausgefallen und schon der April sehr warm gewesen. "Vor rund drei Wochen waren die noch winzigen Räupchen im ersten und zweiten Larvenstadium", so Baader.
In die gefährliche Phase geht es erst jetzt. "Ab dem dritten, vierten Larvenstadium entwickeln die Raupen Haare, die massive allergische Reaktionen auslösen", so Baader. Diese fast unsichtbaren Härchen enthalten eine Art Nesselgift, das jeden verbrennt, der mit ihnen in Berührung kommt. Besonders tückisch: Die lange haltbaren Raupenhaare können auch durch Luftströmungen umhergeweht werden. "Eine Berührung fühlt sich an wie bei Brennnesseln, nur viel schmerzhafter", erklärt Baader. Schlimmer Hautausschlag ist die Folge, der ohne Behandlung bis zwei Wochen andauern kann. Das Einatmen der Haare kann schmerzhaften Husten und Asthma auslösen. Wer betroffen ist, sollte zum Arzt gehen.
Ernst Baader und sein Team tun allerdings alles, dass es gar nicht erst so weit kommt. Denn: "In der Innenstadt können wir uns dieses Insekt definitiv nicht leisten." Deshalb betreibt das Forstamt in der Stadt ein "engmaschiges Eichen-Monitoring" - mit besonderem Fokus auf Kindertagesstätten und Spielplätze. Werden Eichenprozessionsspinner entdeckt, kommt ein biologisches Präparat zum Einsatz, das die Raupen gezielt tötet, der Natur aber sonst nicht schadet. "Damit können wir die Eiche aber nicht vor dem Befall schützen, das ist eine reine Hygieneschutzmaßnahme für den Menschen", erklärt der Forstamtsleiter. Die Bekämpfung laufe dieses Jahr genau nach Plan.
Und im Stadtwald, wo Tausende Eichen stehen? "Da bekämpfen wir nicht", sagt Baader. Um dort wirksam etwas zu tun, müsse man aus der Luft ran, "das ist nicht angemessen".
Stattdessen stellt das Forstamt Warnschilder auf, etwa am Promenadenweg, der vom Ehrenfriedhof zum Waldpiratencamp führt. Dieser ist stärker befallen als andere Bereiche. "Dort sollte man, wenn möglich, den Weg nicht verlassen", lautet Baaders Tipp. Außerdem gilt: Je mehr Haut bedeckt ist, desto geringer ist die Chance, mit den Haaren der Raupe in Berührung zu kommen.
"Trotz allem: Wenn ich eine Eiche sehe, bekomme ich keine Panik", sagt Baader. Man müsse eben nur ein wenig vorsichtig sein. Und in gut vier Wochen, wenn die Larven sich verpuppen - dann ist die Gefahr für dieses Jahr wieder vorbei.