Von Micha Hörnle
Heidelberg. Jetzt hat Hans-Jörg Kraus genug: Er wird die Markthalle - immerhin das Herz des Alten Hallenbades - zum 31. Dezember schließen. Er betont: Nur die Markthalle im Männerbad macht zu, nicht aber die sonstigen Läden im Bergheimer Komplex - also das Hotel, das Frauenbad, das Restaurant oder der Bio-Supermarkt. "Fast alles im Alten Hallenbad brummt", sagt Kraus - nur eben die Markthalle nicht.
Und das, obwohl Kraus vor zwei Jahren mit einem neuen Konzept (Einzelhandel und Lebensmittel) startete, nachdem das vorherige mit den Imbissständen nach kaum einem Jahr gefloppt war.
"Es war ein Fehler, die zweite Markthalle mit der Brechstange zum Laufen bringen zu wollen", sagt Kraus jetzt. Er sah sich gegenüber der Stadt und den Bürgern, sein Versprechen, in dem einstigen Stadtbad eine Markthalle einrichten zu wollen, im Wort. "Diese Loyalität wurde mir zum Verhängnis", so Kraus (hier das Interview mit ihm).
Mit seinem Engagement hat er in den letzten dreieinhalb Jahren viel Geld verbrannt - wie viel konkret, verrät er nicht, lässt aber durchblicken, dass seine erfolgreiche Immobilientätigkeit - neben den stabilen Mieteinnahmen vor allem des Bio-Supermarkts "Alnatura" und des Hotels - die Markthalle zum Gutteil mitfinanzierte.
Doch jetzt reichte es ihm: "Der Entschluss dazu reifte in den letzten Monaten. Ich bin nicht weiter bereit, noch mehr Geld dazuzuschießen. Das ist alles wirtschaftlich nicht tragbar", sagt Kraus. "Ich habe mit der Markthalle viel falsch gemacht. Das war eine große Einzahlung auf das Konto Lebenserfahrung."
Tatsächlich kommt dieser Entschluss nicht überraschend, denn die Markthalle entwickelte sich seit ihrer Eröffnung im April 2013 nie wirklich zu einem Magneten: Meist verloren sich die wenigen Kunden im weitläufigen Männerbad mit seiner Galerie.
Daran ändert auch eine neue Treppe von der Poststraße nichts mehr, die seit diesem Sommer gebaut wird: Sie sollte ursprünglich mehr Passanten in die höher gelegene Ebene des Männerbads ziehen, die vorher den Weg dorthin kaum fanden. Sie wird aber trotz der Schließung der Markthalle doch zu Ende gebaut.
Gemessen an den Gesamtsanierungskosten des Alten Hallenbads von 30 Millionen Euro - ursprünglich waren nur 15 Millionen kalkuliert - war der sechsstellige Betrag für die Treppe fast schon ein Klacks.
2014 hatte Kraus die Leitung der Markthalle in die Hände einer neuen Betreibergesellschaft gelegt, die aus Nikos Wolters, Georg Malandrakis und Marco Kuhn bestand, die auch das Restaurant "Urban Kitchen" betrieben. Wie Kraus nun der RNZ erklärte, übernahm er in den letzten Monaten die Geschäfte von dem Trio, das, so Kraus, insolvent ist. Das bezieht sich nicht nur auf die Markthalle, sondern auch auf das Restaurant "Urban Kitchen" und das Frauenbad mit seiner Eventgastronomie, die erst einmal weiterbetrieben werden.
Aber auch ihm gelang im Alleingang nicht die Wende zum Besseren in Sachen Markthalle: "Der einzige Vorwurf, den ich mir machen kann, ist das Resultat. Wir kriegten es einfach nicht in den Griff." Und er macht keinen Hehl daraus, dass er mit dem Geschäftsgebaren der drei ehemaligen Partner hadert, deren neue Konzepte er mitfinanziert habe - und redet dabei von "missbrauchtem Vertrauen".
Besonders bitter klingt er dabei trotz alledem nicht, eher enttäuscht, dass es mit seinem Lebenstraum auf diese Art und Weise nichts wurde: Nun werde er sich auf sein Kerngeschäft, die Immobilien, konzentrieren. "Denn das kann ich wirklich gut."
Was nun aus der Markthalle wird, steht völlig in den Sternen: "Ich suche einen Mieter, die konkrete Nutzung ist offen: entweder Gastronomie oder Einzelhandel." Ein Verkauf ist also nicht geplant, die gesamte Immobilie "Altes Hallenbad" bleibt weiter im Besitz von Kraus: "Ich werde mich nie davon trennen." Es gebe bereits einige Interessenten, so der Eigentümer: "Wir führen viele Gespräche."
Angst, dass das Männerbad als Standort "verbrannt" sein könnte, hat er nicht: "Ich glaube, dass man das revitalisieren kann." Damit widerspricht er auch dem Gerücht, aus dem gesamten Komplex eine Luxus-Wohnanlage machen zu wollen.
Den rund 60 Mitarbeitern wurde zum Jahresende gekündigt, der Ausverkauf startet am Montag, 21. November.