Zum Start an der Stadtbücherei stellte sich der harte Kern der Befürworter einer Legali-
sierung von Marihuana mit vielen Transparenten und Schildern für ein Foto auf. Als der
Demonstrationszug am Rathaus ankam, waren über 300 Menschen dabei. Foto: Hentschel
Von Tillmann Bauer
Man konnte sie schon von Weitem hören. Pfiffe, Rufe, laute Musik. Und sehen konnte man sie auch: Zahlreiche Banner, Plakate und Fahnen reckte die Gruppe in die Höhe. "Cannabis macht keinen tot - nieder mit dem Scheißverbot" oder "Die schlimmste Nebenwirkung ist die Strafverfolgung" stand auf ihnen.
Und ja, man konnte sie ab einer gewissen Entfernung auch riechen. Am Samstag zogen beim "Global Marijuana March" weit über 300 Menschen in Heidelberg durch die Stadt, um ein Zeichen für die Legalisierung von Cannabis zu setzen. Die Demonstranten: überwiegend Jugendliche und junge Erwachsene. Als eine von 23 Städten in Deutschland nahm Heidelberg bereits zum dritten Mal teil, Veranstalter war der Hanfverband Rhein-Neckar.
Von der Stadtbücherei über den Bismarckplatz führte der Weg auf den Marktplatz vor das Rathaus. "Es war ein langer Marsch", urteilte Mariana Pinzon vom Deutschen Hanfverband und bezog ihre Worte auf den harten Kampf für die Legalisierung: "Aber wir sind noch nicht auf der Zielgeraden." Die Stimmen für einen legalen Besitz und Anbau von Cannabis werden von Jahr zu Jahr lauter. Einzig der Konsum ist in Deutschland legal. "Völlig unsinnig", findet der Sprecher des Hanfverbandes Rhein-Neckar Christoph Lehner, "wenn man konsumiert, ist das okay. Aber sobald man etwas besitzt, ist das illegal - wo ist da der Sinn?"
Der Hanfverband und seine Demonstranten fordern also deutliche Veränderungen: "Eine geringe Menge an Cannabis sollte man besitzen und auch anbauen dürfen", so Lehner weiter. Seit drei Jahren gehen die Menschen deshalb auf die Straße. Hat sich bisher überhaupt etwas verändert? "Die Sichtweise ist eine andere", rief Jost Leßmann von der Grünen Hilfe Niedersachsen auf der Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz - und ergänzte unter großem Jubel: "Wir sind in der Presse nicht mehr die Kiffer, sondern die Hanfkonsumenten." Das öffentliche Bild habe sich also geändert, noch vor 20 Jahren sei die Wahrnehmung viel negativer gewesen. Dann führt er fort: "Jeder erwachsene Mensch muss selbst entscheiden dürfen, was er zu sich nimmt."
Doch was spricht gegen eine Legalisierung? Das große Contra-Argument ist der Schaden für die Gesundheit. Leßmann kann es nicht mehr hören. "Wenn man die Auswirkungen von Alkohol oder Kaffee mit denen von Cannabis vergleicht, ist Gras viel harmloser", sagt er, "wie schlimm Alkohol sein kann, konnte man ja jetzt beim Vatertag wieder sehen." Getan hat sich bislang trotzdem wenig. Wie lange soll das noch so weitergehen? "Wir hoffen jetzt durch die grün-schwarze Landesregierung in Baden-Württemberg auf eine Veränderung", ergänzt Lehner, "darin liegt unsere Hoffnung, wir möchten auf jeden Fall bald mit der CDU reden."
Eine große Menschenmenge hat der Verein schon einmal hinter sich - nicht nur, aber besonders auch in Heidelberg. In der vollen Hauptstraße bekamen die Demonstranten mit ihren Anliegen am Samstag jedenfalls viel Aufmerksamkeit. Und so hat sich der Aufwand für den Hanfverband gelohnt - auch wenn es bis zur Legalisierung, so sie denn kommt, wohl noch ein langer Weg sein wird.