Zu Carmen Frey-Sturms Physiotherapie-Praxis fehlte ein befestigter Zugang durch die Baustelle. Foto: kaz
Von Karin Katzenberger-Ruf
Heidelberg-Pfaffengrund. Die Geschäftsleute im Kranichweg fühlen sich von der Verwaltung im Stich gelassen und klagen über "unmögliche Zustände": Die Baustelle vor ihren Türen - zwischen den Straßen "Im Heimgarten" und "Im Entenlach" - hat ihnen nicht nur massive Umsatzeinbußen beschert, sie klagen auch über fehlende Parkplätze, mangelnde Informationen von Seiten der Stadt und nicht vorhandene Zugänge zu ihren Geschäftsräumen.
Patientinnen von Carmen Frey-Sturm, die am Einkaufszentrum eine Praxis für Physiotherapie betreibt, mussten sich schon mal durch die Baustelle tragen lassen, weil ein befestigter Zugang fehlte. Vor dem Eingang zur benachbarten Arztpraxis ist erst letzte Woche eine alte Dame schwer gestürzt. Dort fehlen noch die Abschlusssteine zwischen dem Sockel am Eingang und dem neuen Gehwegpflaster.
Physiotherapeutin Frey-Sturm wusste letzten Mittwoch nichts davon, dass ein Bagger den Zugang zu ihrer Praxis wegreißen und damit der Zugang für ihre Patienten nur unter erschwerten Bedingungen möglich sein würde. Zumindest für einen Tag, denn der Eingangsbereich wurde am Donnerstagabend frisch geteert.
Im Schreibwarengeschäft bemerkt man bereits Umsatzeinbußen. Foto: kaz
"Über anstehende Baumaßnahmen sind wir oft gar nicht informiert worden", ärgert sich Frey-Sturm. Im Schreibwarengeschäft nebenan klagt man über deutliche Umsatzeinbußen während der Bauzeit, das "Weihnachtsgeschäft" sei eigentlich ganz ausgefallen.
Ein Hotel am Kranichweg litt unter fehlenden Parkplätzen und der Betreiber eines Restaurants nebenan ist richtig sauer, weil er sich von der Verwaltung im Stich gelassen fühlt. Er ärgert sich zudem über die mangelnde Absicherung der Baustelle, vor allem bei Nacht. Teilweise befinden sich im Gehwegbereich richtige Stolperfallen. Seinen Angaben nach zogen sich einige seiner Gäste sogar Verletzungen zu.
Der Inhaber eines Fahrradgeschäfts im Kranichweg hat während der Bauphase ebenfalls gelitten: Die Ersatzhaltestelle für den Linienbus war eine Zeit lang vor seinem Geschäft eingerichtet, seine Kundschaft wunderte sich in dieser Zeit, warum plötzlich so viel Müll herum lag. Und jetzt kann er nicht recht nachvollziehen, warum vor seinem Geschäft nur zum Teil neu geteert wurde und nicht die ganze Fläche. "Die haben ständig auf- und wieder zugebuddelt", bemängeln die Geschäftsleute.
Grund dafür: Der Anschluss von notwendigen Versorgungsleitungen für den neuen Netto-Markt samt Kälteanlagen sei mit den Hausanschlüssen für die Wohnungsbaugesellschaft "Neu Heidelberg" einfach nicht kombinierbar gewesen, erklärt Stadtwerke-Sprecherin Ellen Frings. Um die Versorgung zu sichern und um Ausfälle auf ein Mindestmaß zu reduzieren, mussten deshalb zum Teil auch Notleitungen gelegt werden. "Da müssen wir manchmal aus Sicherheitsgründen aufgraben und wieder zuschütten", sagte Frings.
Die Arbeiten im Kranichweg hätten eigentlich schon Ende März beendet sein sollen, erklärte Michael Fröhlich vom städtischen Tiefbauamt auf Anfrage. Doch es wird sich wohl bis Ostern ziehen, bis die Hauptarbeiten abgeschlossen sind. Mit dem "Feinschliff" dauert es sogar noch länger, so Fröhlich. Während es bei anderen Baustellen im Stadtgebiet ein "Baustellen-Management" gibt, um den Schaden für Gewerbetreibende möglichst gering zu halten, fehlt dies offenbar am Kranichweg. Warum, ist offen. Für Michael Fröhlich sind die Gewerbetreibenden zunächst einmal "nur ein paar Betroffene".