An der Mannheimer Straße markieren Luftballons die Brückentrasse. Foto: Rothe
Von Maria Stumpf
Heidelberg-Wieblingen. Da ist sie wieder, die Diskussion um die fünfte Neckarbrücke vom Wieblinger Autobahnanschluss Rittel über den Fluss nach Neuenheim: Das Masterplan-Verfahren "Im Neuenheimer Feld/Neckarbogen" soll die Grundlage für neue Bebauungspläne und die Erschließung des Uni-Campus werden und in verschiedenen Gremien werden zurzeit verschiedene Szenarien erarbeitet.
"Das mit der Brücke geht aber gar nicht. Das wollen wir auf keinen Fall", sagt Ingrid Herrwerth, Vorstandsmitglied im Stadtteilverein. Deshalb hat ihr Verein am Samstag eine informative und originelle Aufklärungskampagne gestartet. Das Interesse war groß, die Diskussionen rege.
Eine breite und starke Einbindung der Heidelberger Bevölkerung an dem Masterplan-Verfahren wünscht sich Herrwerth, "denn viele Leute denken doch tatsächlich, es handle sich um eine kleine Fahrradbrücke". Tatsächlich wünschten sich aber einige Stadträte, dass über die Brücke der Straßenbahn, Auto-, Rad- und Fußgängerverkehr abgewickelt werden sollte.
Deshalb habe sich der Vorstand des Stadtteilvereins klar positioniert: "Wir sagen unseren Leuten: Wehrt euch!" Dieses "Bollwerk" würde Wieblingen südlich der Liselottestraße und entlang des noch bestehenden Grünstreifens zerschneiden und bedeute eine große Lärm- und Umweltbelastung.
"Die Lebensqualität würde erheblich eingeschränkt", so Herrwerth. Von Argumenten, dass die Brücke eine Aufwertung als Wohnstandort bedeute und eine infrastrukturelle Verbesserung sei, will hier niemand etwas wissen.
"Das ist doch Unsinn", meint Nidal Saghir vom Stadtteilverein. "Das zerstört unser Stadtbild und bringt Lärm." Und schließlich wisse auch keiner so genau, wo die Brücke letztlich hinführe. "Alles völlig undurchsichtig zurzeit."
An dieser Stelle könnte die Fünfte Neckarbrücke über den Altneckar Wieblingen führen. Foto: Rothe
Zumal der Wieblinger Altneckar auch unter Naturschutz stehe und als "Natura-2000-Gebiet" nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt sei, ergänzt Regine Buyer von der BUND-Ortsgruppe: "Es handelt sich hier um eine hoch sensible Auenlandschaft mit über 150 Vogelarten, darunter über 50 zum Teil vom Aussterben bedrohte Tiere."
Um sich "ein Bild zu machen" sind die Wieblinger zum Elisabeth-von-Thadden-Platz gekommen. Tatsächlich scheint es großen Informationsbedarf zu geben. "So sieht das aus?", wundert sich eine ältere Frau bei einem Plakat, das mit einer Fotomontage den Verlauf einer Brücke visualisiert: "Ist ja furchtbar", schüttelt sie den Kopf. "Wo soll die Brücke denn genau hin?", will ihr Begleiter wissen. Und: "Was ist denn eigentlich ein Masterplan-Verfahren?"
Die fünf Mitglieder des Stadtteilvereins beantworten vier Stunden geduldig die Fragen. Einige hundert Meter weiter Richtung Süden schweben schwarze Luftballons an der Mannheimer Straße zwischen den Bäumen. Ein Hingucker, der viel verdeutlicht: Hier würde die Brücke über den Fluss in den Stadtteil verlaufen. Informationsblätter klären vorbeikommende Fußgänger und Radfahrer über die Auswirkungen auf den Stadtteil auf.
Und was wäre eine Alternative zur Brücke? "Es gibt viele Schrauben, an denen man drehen kann", heißt es. Grundsätzlich seien Alternativ-Konzepte Aufgaben der Planer. "Die können das als Fachleute besser entwickeln und werden dafür bezahlt."
Aber man mache sich auch seine eigenen Gedanken: "Warum wird denn nicht das Nadelöhr Ernst-Walz-Brücke ausgebaut?", heißt es. Und einige wundern sich über den Anspruch der Universität, allein auf dem Campus im Neuenheimer Feld zukunftsweisend arbeiten zu können. Die Wieblinger erwarten "mehr Flexibilität in der Standortfrage".