Der Karlstorbahnhof in der Heidelberger Altstadt. Foto: RNZ-Archiv
Heidelberg. (ani) Das Kulturhaus Karlstorbahnhof feiert am Dienstag, 8. Dezember, seinen 25. Geburtstag. Vier alte Weggefährten erinnern sich an legendäre Nächte.
Ingrid Wolschin.> Ingrid Wolschin, 22 Jahre lang Geschäftsführerin im Karlstorbahnhof: "Aus den 22 Jahren, die ich im Haus verbracht habe, eine einzelne Erinnerung hervorzuheben, ist gar nicht so einfach. Einprägsam waren natürlich die ersten Monate, in denen es um die Weiterexistenz des Hauses ging, aber auch der oft zermürbende Kampf um eine größere Spielstätte. Bis zuletzt hatte ich die tolle Planung für die Erweiterung vor Ort in meinem Büro hängen – leider eine Illusion, da der millionenschwere Umbau nicht die erforderten Kapazitäten realisiert hätte. Die schlimmsten Kopfschmerzen hat mir allerdings eindeutig der 14. Dezember 2017 gebracht: An diesem Tag beschloss der Gemeinderat die Umsetzung unserer Wunschplanung für den neuen Karlstorbahnhof auf dem Gelände der Campbell Baracks. Vor lauter Glück feierten wir direkt vor dem Rathaus auf dem Weihnachtsmarkt. Einige von uns haben danach sehr lange keinen Glühwein mehr angerührt."
Rainer Kern.> Rainer Kern, seit 21 Jahren Geschäftsführer des Festivals "Enjoy Jazz": "25 Jahre Karlstorbahnhof bedeuten für mich zahllose unvergessliche Momente, legendäre Nächte, unglaubliche Geschichten und große Kunsterlebnisse. Eines der schönsten dieser Erlebnisse war 1999 die erste DJ Conference. Wir fragten alle regionalen DJs an, ob sie mitmachen und auch auf ihre Gage verzichten, um das Kulturhaus zu unterstützen, das auch ihnen ein neuer wichtiger Ort geworden war. Und tatsächlich sagten alle angefragten Künstler zu, bescherten dem damals noch jungen Karlstorbahnhof einen der größten und tollsten Partyabende und den Start eines der legendärsten jährlichen DJ-Events der Region. Diese überwältigende Solidarität mit dem Kulturhaus Karlstorbahnhof zeigte uns allen, welches Potenzial in diesem Haus steckte und dass es für junge, sich entwickelnden Szenen schon damals ein bedeutender Ort war."
Patrick Destandeau.> Patrick Destandeau, seit über 23 Jahren Tontechniker im Karlstorbahnhof: "Anfang der 2000er spielte Omar Sosa ein Solokonzert bei uns. Ich hatte von ihm als großartigem Jazzpianisten gehört; aber auch, dass er etwas wählerisch ist, was Qualität und Zustand des bereitgestellten Flügels betrifft. So hoffte ich sehr, dass unser kleiner Yamaha-Flügel seinen Ansprüchen gerecht würde. Als er ihn dann beim Soundcheck aufklappte, kamen auf der Tastatur völlig überraschend einige Schoko-Ostereier zum Vorschein! Unsere damalige Gastrochefin Hanna wollte meinen Bühnenhelfern und mir eine Freude bereiten. Omar Sosa war überaus erfreut und deutete es als herzliche Willkommensgeste. Das Konzert war herausragend schön und Omar war von meinem Sound so begeistert, dass er mich fragte, ob ich ab sofort sein fester Tourtechniker sein wollte. So begann eine enge Zusammenarbeit und Freundschaft, die mich mit ihm auf Tourneen durch die ganze Welt führte. Der Karlstorbahnhof bleibt aber meine ,Homebase’ – bis heute."
Martin Stieber.> Martin Stieber vom Hip-Hop-Duo Stieber Twins:25 Jahre Karlstorbahnhof Heidelberg! Wahnsinn, lasse ich mein halbes ,Nacht’-Leben dort Revue passieren. So viele unvergessliche Momentaufnahmen und emotionale Highlights, die ich nicht nur im Hip-Hop-Live-Sektor hier erleben durfte. Hoffentlich ist dies nach den Coronabeschränkungen bald wieder möglich und der Live-Erlebnis-Zauber kehrt zurück. Außerordentlich, unser 40- beziehungsweise unser 80-jähriger Zwillingsgeburtstag, den ich mit meinem Bruder und gefühlt 1000 Gästen – darunter Jan Delay, Kool Savas, Torch, Toni L, Curse, Dendemann – feiern durfte. Im großen Saal lief der Schweiß von den Wänden, die Stimmung und Liebe, der wir zuteilwurden, war atemberaubend. Es wäre traumhaft, wenn wir die 100. Geburtstagssause dann vielleicht im ,neuen KBF’ steigen ließen. Bleibt nur zu sagen, alles Gute von den Stiebers dem Karlstorbahnhofteam und viel Spaß für mindestens weitere 25 Jahre Konzertkultur in Heidelberg."