Obwohl der Fußball rasselt, ist es für die "blinden" Studenten schwierig, ihn zu kontrollieren. Foto: vaf
Von Sebastian Mauss
Heidelberg. Mit Augenklappe Fußball spielen, aus dem Rollstuhl versuchen, in Körbe zu werfen, und Volleybälle im Sitzen hin und her schmettern - auf den ersten Blick wirkt das Spektakel am letzten Wochenende in der Sporthalle der Pädagogischen Hochschule (PH) schon ziemlich verwirrend. Und doch hat alles seine Richtigkeit: Denn im Rahmen des Buddy-Programms der PH findet dort der Inklusionssporttag statt. Dabei sollen Möglichkeiten gezeigt werden, wie vor allem im Sportunterricht Schülerinnen und Schüler mit Behinderung nicht nur integriert werden können - sondern wie das Handicap sogar zur Gemeinsamkeit der Sportler werden kann.
So spielt eine Gruppe Basketball im Rollstuhl. Doch vor dem eigentlichen Spiel gibt es eine Aufwärmphase unter Anleitung von Mitgliedern des Rollstuhlbasketballvereins "Rolling chocolate". Schnell versuchen die Teilnehmer sich an die neuen Bedingungen anzupassen: Einen Ball zu dribbeln und gleichzeitig Rollstuhl zu fahren erweist sich als sehr schwierig, sodass einige sich den Ball auf den Schoß legen. Diese Taktik ermöglicht es aber den Gegenspielern auch, sich den Ball leicht zu nehmen. Und schon ein Blick auf die mit Metallrahmen verstärkten Rollstühle zeigt, dass es nicht weniger wild zugehen muss als im gewöhnlichen Basketball.
Beim Rollstuhl-Basketball mag das Werfen noch funktionieren, Fahren und Dribbeln gleichzeitig ist dafür fast unmöglich. Foto: vaf
Rollstuhlbasketball stellt jedoch nicht die einzige Herausforderung des Inklusionstages dar. In der Nachbarhalle stolpert mit verbundenen Augen eine weitere Teilnehmergruppe rasselnden Fußbällen hinterher. "Am besten bei jedem Schritt den Fußball kontrollieren", rät das betreuende Mitglied des Blindenfußballvereins Blau-Gelb Blista Marburg. Allerdings ist dies gar nicht so leicht getan wie gesagt: Von verzweifelt dem Geräusch des Balls hinterherjagen bis zu zögerlichem Vortasten, um mögliche Zusammenstöße mit Hallenwänden zu verhindern - die teilnehmenden PH-Studenten sind gefordert. "Da rennst du einen Meter und weißt nicht mehr, wo der Ball ist", klagt einer der Teilnehmer. Spätestens beim richtigen Spiel ist dann höchste Aufmerksamkeit gefragt: Mit- und Gegenspieler und auch die Richtung zum Tor können nur anhand von lauten Zurufen erhört werden. Nur mit voller Konzentration und viel Übung schaffen es die Sportler, in dieser Geräuschkulisse den Überblick zu behalten.
In einer weiteren Nachbarhalle sitzen die Teilnehmer in einem verkleinerten Volleyballfeld und schmettern sich die Bälle zu - ohne dabei jedoch ihre Beine zu benutzen. Sie robben herum oder krabbeln auf allen vieren. Am Ende sind auch hier Menschen mit und ohne Behinderung nicht mehr zu unterscheiden. Und genau das ist auch das Ziel des Tages.
Genauso ist es auch beim Schwarzlichttheater, das auch die Sportmuffel unter den Studentinnen und Studenten anspricht. Individuelle körperliche Unterschiede verschluckt die Dunkelheit komplett. Nur das Zusammenspiel von weißen oder bunten Oberflächen, die sich im Dunkeln bewegen, bleibt bestehen.
Wer dieses Schauspiel beobachtet, sieht nicht nur, wie gut sich Behinderungen bei Sport und Spiel ausgleichen lassen. Er sieht vor allem, wie viel Spaß das machen kann.