Von Daniela Biehl
Ihren eigenen Schlüssel zur Villa Manesse haben sie schon, die Jurastudenten, die kurz vor dem Examen stehen und einen Platz beim Pilotprojekt "HeidelPräp" ergattern konnten. Die 50 Pioniere sind überglücklich, denn nun sparen sie sich nicht nur den täglichen Gang in die Bibliothek, der immer wieder in eine anstrengende Platzjagd ausartet - sie bekommen auch einen persönlichen Mentor zur Seite gestellt. Das Konzept sei "bundesweit einzigartig", sagt Uni-Rektor Bernhard Eitel stolz.
Die Universität hat von der Stadt die Villa Manesse oberhalb des Juristischen Instituts angemietet, darin 50 Einzelarbeitsplätze sowie drei Gruppenräume eingerichtet und das Ganze mit einem Mentorenprogramm verbunden. Der Hintergedanke von "HeidelPräp": "Seit Generationen pilgern Jurastudenten aus Angst vorm Staatsexamen zum Repetitor, der sie kurz davor fit macht", erklärt Jura-Professor und Initiator Thomas Lobinger. Doch diese Privatlehrer und -kolloquien kosten schon einmal Hunderte bis Tausende Euro. "Das Mentorenprogramm will hier gegensteuern", so Lobinger. Jurastudenten bewerben sich etwa ein Jahr vor dem Examen um einen Platz in der Villa - mit ihrem individuellen Vorbereitungsplan, der auch als Basis für das spätere Mentorenprogramm dient. Wer einen Platz bekommt, hat dann eben nicht nur ein ruhiges Plätzchen zum Lernen im historischen Gebäude, sondern auch einen persönlichen Mentor - einen Jura-Dozenten, der im Lernprozess zur Seite steht, Mut macht und auch den Stoff erklärt.
Für das Konzept wurde Lobinger 2013 mit dem "Ars legendi-Fakultätenpreis" ausgezeichnet und investierte das Preisgeld gleich wieder in die Villa, etwa in eine kleine Bibliothek. Ansonsten bietet "HeidelPräp" auf 600 Quadratmetern viel Raum zum Lernen - aber auch zum Erholen: mit Diskussionsräumen, Liegestühlen auf den Terrassen oder Schließfächern, damit der Laptop auch über Nacht bleiben kann.
Ein echter Höhepunkt ist die vollkommen verglaste Dachkammer. "Hier habe ich nachts um drei Uhr schon oft gesessen, wenn ich über schwierige juristische Fragen nachdenken musste", erzählt Student Alan James-Schulz, denn die Ruhe bringe die besten Erkenntnisse. Der 22-Jährige nutzt die Villa seit März. Zuvor hatte er einen Repetitor aufgesucht und war enttäuscht: "Das war rausgeschmissenes Geld." Seinen Mentor im "HeidelPräp"-Programm hat er zwar erst einmal getroffen. Toll am Lernen in der Villa sei aber vor allem, dass "wir Studenten uns auch Mentoren sind. Wir sehen uns ja jeden Tag und bereiten uns alle auf dasselbe vor".
Der Vertrag mit der Stadt läuft noch fünf Jahre. "Dann werden wir sehen, wie es weitergeht", so Christian Hattenhauer, Dekan der juristischen Fakultät. Es gebe aber eine Verlängerungsoption - und die Universität selbst würde das Gebäude auch gern kaufen, sagt Rektor Eitel.