Bärbel Schulz ist Künstlerin und Handwerkerin. Fotos: Lisa Wieser
Von Lisa Wieser
Man findet es nicht so oft, dass sich eine Künstlerin mit Kalligrafie, Schreibkunst, Papierobjekten und dem Handwerk der Buchbindung beschäftigt. Ihre Werkstatt ist in Waldbrunn im Odenwald. Schaut man aus den Fenstern, blickt man über Wiesen, Felder und Höhen. Kommt man zu ihr herein, am besten gleich unten in die Schreibwerkstatt, dann fallen unendlich viele Fotos, Notizen, Zeitungsausschnitte, Zeichnungen, Entwürfe, Schriftmuster und Textfragmente auf. Wie im ganzen Haus. Dazwischen unzählige Tintenfässer in allen Farben, Füller, Federn, Stifte und Schaber.
Die Kalligrafin Bärbel Schulz lebt in einer Welt aus Wörtern. Schon immer hatte sie Freude an Büchern, Schriften, Gedichten und philosophischen oder satirischen Zitaten. Und schon immer Freude am Zeichnen. Vor langer Zeit bekam sie den Auftrag, mit Tusche und Feder Ostereier zu bemalen. Eine ganze Sammlung ist inzwischen zusammengekommen, die auf zahlreichen Ausstellungen zu sehen war und ist.
Und durch das Ostereierbemalen bekam Bärbel Schulz damals Lust auf mehr, weil sie ab diesem Moment wusste: Das ist es! "Kalligrafie ist die Kunst, schön zu schreiben. In China ist sie gleichberechtigt mit Malerei, Dichtung und Musik", sagt die Künstlerin, die unter anderem bei Andreas Schenk in Basel arbeitete und bei einem französischen Kalligrafen neben dem Zeichnen auf Papier auch das Bemalen von Porzellan entdeckte.
Zum einen liebt sie Zitate, zum anderen Schriftzeichen, eine ideale Verbindung, diese in Grafiken und Collagen umzusetzen. "Der Reiz, mit der Feder zu arbeiten, liegt darin, dass ich ein Schriftbild immer wieder anders gestalten kann. Aus Texten werden grafische Kunstwerke, die ich je nach Federstärke und Handführung in den Tiefen und Schattenbereichen gestalten kann".
Schöne Verbindung: Kunstvolle Schrift in einer kunstvollen Hülle.
Gerne sprengt sie dabei den strengen Rahmen der Kalligrafie und gestaltet Schriftbilder auf ganz neue Art. Ihre Werkzeuge sind Glaspipetten, Korken, Elfenbeinblättchen oder Flachpinsel. Dazu Tuschen, Tinten, Beizen, Aquarell- und Temperafarben, Blattgold auf Papier und Porzellan. "Mit den Aquarellen und Reispapieren, die in Collagetechnik verarbeitet werden, gebe ich Texten Hintergrund und hebe Schriften hervor."
Einen unendlichen Fundus an Zitaten und Gedanken hat sie inzwischen. Man möchte sich bei ihr am liebsten in einen der vielen Sessel setzen, im Lesen verweilen, sich darin verlieren und entdecken, wie wertvoll Schriften und das Anfassen von dickem, weichem Papier ist. Bärbel Schulz ist Künstlerin und Handwerkerin zugleich. Neben kalligrafischen Arbeiten bindet sie Bücher aus ihren Werken, faltet Schachteln mit Bändern und faltet Papierobjekte, in denen kostbare Buchstaben und Sätze verborgen sind.
Info: Atelierkontakt: Bärbel Schulz Baumgartenweg 2, 69429 Waldbrunn, Telefon 0 62 74/ 69 44; E-Mail schulz-kalligrafie.de; Homepage http://www.schulz-kalligrafie.de.