Die Leiterin der Volkshochschule Eberbach-Neckargemünd gibt nach etwas über zehn Jahren ihr Amt auf Ende März 2020 scheidet sie aus und nimmt erst einmal eine längere Auszeit in Frankreich. Foto: Felix Hüll
Von Felix Hüll
Eberbach. Zum ersten März 2020 sucht die Volkshochschule Eberbach-Neckargemünd eine neue Leiterin oder einen neuen Leiter. Amtsinhaberin Barbara Coors scheidet zum 1. April aus diesem Amt aus. Sie hat dann elf Jahre und drei Monate die Bildungseinrichtung von 12 Gemeinden im Neckartal, Kleinen Odenwald und Kraichgau geführt und möchte "noch mal was anderes machen".
"Ich werde nächstes Jahr 55 und möchte den Anteil der beruflichen Arbeit in meinem Leben ein wenig einschränken. In dieser Aufgabe geht das nicht. Sie ist toll, sie begeistert mich, aber sie ist halt zeitlich und von der Energie her nicht auf eine 40-Stunden-Woche zu begrenzen."
Nach einem dreimonatigen Frankreich-Aufenthalt ("Atlantikluft schnuppern") als klaren Trennungsschnitt möchte Coors sich neu orientieren.
"Ich bleibe in Eberbach wohnen und werde mich auch weiter engagieren."
Coors will im Herbst zwar nicht mehr für den evangelischen Kirchengemeinderat kandidieren, bleibt aber der Gemeinde verbunden. "Ich mache parallel eine Prädikantenausbildung (Laienprediger - d. Red). Statt in einem politischen Gremium zu sitzen, entspricht es mir mehr, direkt mit den Menschen zu arbeiten." Das möchte sie gern auch an der Volkshochschule weiter tun, als Dozentin – "es wird was mit Sprache zu tun haben, mit Menschen und vielleicht mit Religion."
Neben Germanistik hatte Coors in Tübingen Theologie studiert, gleich nachdem sie als frisch gebackene Abiturientin aus Bremen nach Baden-Württemberg zum Studium kam. Nach der Tätigkeit in einer Redaktion von Büchern wandte sie sich der Erwachsenenbildung zu in Deutsch, Rhetorik, der Frauenakademie Schwäbisch Hall, der Volkshochschule in Neckarsulm und ab Januar 2009 in Eberbach. In den zehn Jahren zwischen 2008 und 2018 nahmen die Kurse von 618 auf 736 zu, stiegen die Unterrichtseinheiten von 13.000 auf 16.000, die Anzahl der Teilnehmer von 6056 auf 7941.
Der Umsatz der VHS Eberbach-Neckargemünd nahm in dieser Dekade von 700.000 auf eine Million Euro zu. Dabei ist Coors wichtig, dass sich die Finanzierung zu 77 Prozent aus den Einnahmen durch Kursgebühren und nur zu 15 Prozent aus den Anteilen der Kommunen sowie zu 8 Prozent aus Geld des Landes zusammensetzt. "Der enorme Zuwachs an Deutschkursen ab 2015/16 hat uns verändert" blickt Coors auf Besonderheiten in ihrer Amtszeit zurück. "Wir haben seither permanent Kundenverkehr und viel Beratung in diesem Bereich."
Von ihrem Vorgänger Erol Weiß habe sie ein gut bestelltes Haus übernommen, bei dem sie die zentralisierten Organisationsstrukturen einschließlich EDV einfach übernehmen konnte. Coors ordnete Fachbereiche neu, sodass sich im Gegensatz zu früher nun drei Fachbereichsleiterinnen auf je zwei Gebiete konzentrieren konnten.
"Wenn ich mich nur auf zwei Gebieten damit beschäftigen muss, was es aktuell gibt, ist das Ergebnis qualifizierter, als wenn ich es in allen sechs Bereichen machen muss." Wichtig ist Coors, das die VHS Eberbach gerade auch in der Fläche vertreten ist und ihre Angebote nicht nur in Eberbach bzw. Neckargemünd macht. Neben den Ansprechpartnerinnen in den Außenstellen hält auch die VHS-Leiterin Kontakt in den Gemeinden.
"Ich muss wissen, wie tickt dieser Ort, welche Vereine gibt es, und was für Angebote sind vor Ort schon da." Entsprechend lassen sich die Offerten der VHS auf den Bedarf in den Orten genau abstimmen.
Erwachsenenbildung habe den Spagat zu leisten, sowohl Leute zu erreichen, die Bildung wertschätzten, als auch Leute, "die noch nicht wissen, was ihnen Bildung zu bringen vermag". So versteht Barbara Coors Bildung generell als das Begleiten von Menschen, sich weiterzuentwickeln. Deswegen finden sich unter dem Dach der Volkshochschule sowohl Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung wie Angebote zur (beruflichen) Qualifizierung.
War es in den 90er Jahren die EDV-Schulung der Bevölkerung, folgten die Sprach- und Integrationskurse für Neubürger. Coors: "Und künftig wird es eine Aufgabe sein zu schulen, sich in der digitalen Welt zu bewegen, sie zu beherrschen."
Volkshochschule ist auch nicht mehr länger eine reine Abendschule. In der älter werdenden Gesellschaft steige der Bedarf an Vormittagsangeboten – und damit auch der Bedarf an Räumlichkeiten just zu dieser Tageszeit.
Ihr(e) Nachfolger(in) werde auf jeden Fall ein gutes altersgemischtes Team für die künftigen Aufgaben vorfinden.
Coors: Wir haben die Stelle jetzt noch vor den Sommerferien ausgeschrieben und das Ende der Bewerbungsfrist auf 31. Juli festgesetzt, dass wir in der Urlaubszeit die Bewerbungen sichten und im September die Gespräche für die Auswahl führen können."
Update: Montag, 22. Juli 2019, 17.33 Uhr