Über 90 Zugnummern hatte Hirschhorns Narrenzug zu bieten. Der Einzugsbereich der Akteure war beachtlich, die Vielfalt der Themen und die Buntheit der Auftritte ebenso. Und die Zuschauer strömten in Massen. Blick vom Rathausbalkon. Foto: Zimmer
Von Renate Zimmer
Hirschhorn. Trotz des feuchtkalten Wetters herrschte Hochstimmung beim Hirschhorner Fastnachtsumzug, und glücklicherweise regnete es nur Kamellen auf die zahlreichen Zuschauer. Mehr als 1000 Kilogramm Süßigkeiten und Snacks wurden alleine von den Hirschhorner Gruppen verteilt. Sechs Kapellen und Fanfarenzüge - aus Hirschhorn, Waibstadt, Wiesenbach, Heimsheim und Aglasterhausen - heizten die gute Stimmung an.
Fastnachtsumzug in Hirschhorn 2018 - Die FotogalerieDer Umzug findet seit 1967 jährlich statt und hat inzwischen schon Kultstatus. Unter den 90 Zugnummern waren daher wie üblich auch die der Karnevalisten aus den Nachbarstädten, den umliegenden Gemeinden des südlichen Odenwalds und Kraichgaus bis weit nach Baden-Württemberg hinein. Garden, Tanzgruppen und Wagen mit "närrischen Hoheiten" und Elferratsgruppen von den beiden Hirschhorner Karnevalsvereinen "Ritter" und "Lachsbachperle", der Neckargemünder Karnevalsgesellschaft, der Eberbacher KG "Kuckuck", dem Club Eulenspiegel aus Rockenau, aus Neckarsteinach, dem Wiesenbacher Carnevalsclub und dem SV "Narrhalla" aus Ober-Hainbrunn wechselten mit Motivwagen und Fußgruppen verschiedener Vereine und Ortschaften. Auch an Hexen gab es keinen Mangel: Hexengruppen kamen nicht nur aus Hirschhorn, sondern auch aus Darsberg, Neckargemünd und sogar aus Neckargartach bei Heilbronn.
Der Wolf im Odenwald wurde gleich dreimal als Motiv thematisiert, von "La Familia" aus Hirschhorn, vom "Stammtisch Ewiger Jugend und Glückseligkeit" und von den "Wilden ausm Ittertal" die auf ihrem Wagen signalisierten: " ..mir sin mit me Wolf, de Oma un em Jäger do". Auch die Gründung der neuen Stadt Oberzent wurde närrisch kommentiert, einmal von der Fußtruppe der Faschingsfreunde Kortelshütte, die verkündeten: "Mir ham das Dorflewwe ab jetzt satt, drum residieren wir in der Stadt". Auch die Rothenberger bekannten sich zu Oberzent mit einem grandiosen "Hogwarts"-Motivwagen "Harry Potter und die Heiligtümer der Oberzent" mit zahlreichen stilechten Kostümierungen, einschließlich eines "Hagrid" und eines "Lord Voldemort".
Auf das politische Zeitgeschehen bezüglich "Jamaika" bezogen sich sowohl der Skiclub als auch der Kegelclub Hirschhorn mit entsprechenden Motivwagen und farbenfrohen Kostümen. Die "Klapperperlen vom Neckartal" feierten mit ihrer Fußtruppe "Die Klapperstörche freuen sich" die Kindergelderhöhung, während sich die als Pinguine und Eisbären verkleidete Fußgruppe der "Houlärsch Langenthal" um den Klimawandel Sorgen machte.
Phantasievolle Kostüme zeichneten alle Fußgruppen aus, wobei die "Veriggde Feierveggl" aus Reichartshausen mit prächtiger Farbenfrohheit besonders hervorstachen.
Aufwändige Motivwagen kamen unter anderem aus Brombach ("Schneemänner"), Steinachtal ("Gefangen im Steinachtal") und Sensbachtal ("Musketiere"), aus Schönau ("Klosterparty") und Igelsbach ("Igelsbacher Meckis"). Heddesbach feierte seinen Apfelsaft ("11 Jahre Äppelwoiteam") und Neckarsteinach mit Darsberg seine Burgen ("Burgherr-Meister").
Die Pleutersbacher hatten ein Piratenschiff gebaut, aber gaben zu: "Das Meer zu weit, der Rum zu Lecker, dann segeln wir halt auf dem Neckar". Die Bootsfahrer Hirschhorn hingegen beklagten, dass sie "Immer noch hafenlos" seien. Studenten und ehemalige Abiturienten präsentierten sich auf ihrem Wagen als "Obstsalat", während die Handballgesellschaft Eberbach amerikanische Politik anklingen ließ mit: "HGEmerica: Make HGE great again! Bei uns steht die Mauer dann in der Abwehr".
Der krönende Abschluss war jedoch der großartige Motivwagen der Karnevalfreunde Haidebow in Form eines Mississippi-Raddampfers mit stilecht kostümierten Fahrgästen. Ob dies eine Anspielung auf den längeren Aufenthalt von Mark Twain in Hirschhorn war, blieb leider unklar.