Von Marcus Deschner
Eberbach. Helau, Hoja, Zicke, zacke, Urmel, Urmel, Urmel war am Freitag in der Stadt lautstark zu hören. Zum zwölften Mal ging’s bei der "Tour de bütt" durch fünf Eberbacher Kneipen. Heuer dabei waren der "Grüne Baum", die "Pfalz", das Sportheim in der Au, das Pleutersbacher Schützenhaus und die "Traube". "Warm up" war im "Cha cha", wo sich die fünf Büttenredner von KG Kuckuck, Rockenauer Eulenspiegeln und KG Urmel Neckarwimmersbach samt Gefolge und Tourmanager Bernhard "Lungo" Walter in Stimmung brachten. Dann wurde ausgeschwärmt, reihum wechselten die Büttenasse die Lokalitäten.
"Sweet Caroline", "An der Nordseeküste" und andere Gassenhauer ließ DJ Thomas Weber ertönen, als Kuckucks-Sitzungspräsident Ralph Brenneis im voll besetzten "Grünen Baum" das närrische Publikum begrüßte. "Die besten Büttenredner der drei Eberbacher Karnevalsvereine" kündigte Brenneis an. Und er hatte nicht zu viel versprochen, wie der tosende Applaus der Gäste immer wieder bewies.
Als "Erretter aller Jungfrauen" ritt "Ritter Bruns zu Brunselschitz" alias Kall Beisel auf seinem Steckenpferd in den Saal. Und streckte seine Gegner gleich reihenweise nieder. Was noch übrig blieb, wurde mit selbst fabrizierten Winden erledigt. Denn der edle Ritter hatte glücklicherweise seine eigene Biogasanlage gleich mit dabei.
Was man nach Hochzeit und Kindeszeugung noch macht, erklärte Benni Müller: "Ein Haus bauen", denn: "Isch steh voll im Saft und seh so aus, als hätt isch was gschafft", erzählte der Bauherr. Doch weil’s mit der Erschließung des Baugebiets Wolfsacker nicht so rasch voranging, musste man umdisponieren und das Vorhaben nach Rockenau verlagern. "Später wohne mer jo doch uff dem Ohrsberg unner ener Kiefer, allerdings ein Meter achtzig tiefer", beruhigte Müller.
Und weil man dann auf dem Rockenauer Baugrund einen wichtigen antiken Fund machte, kaufte man schließlich doch einen Altbau. Der Umbau gestaltete sich schwieriger als erwartet, wegen Rohrbruchs musste man drei Tage lang "ins Wohnzimmer schwimme". Von Erlebnissen auf einer Weltreise erzählte das Traumpärchen Carola Zimmermann und Sandra Dietz. Wegen "unsere gute Umgangsforme" sei man auf dem Kreuzfahrtschiff stets hoch angesehen gewesen, schwärmte der Ehemann. Was bei seiner Frau auf Widerspruch stieß: " Mir sinn beide vum Schiff gefloge", schimpfte die Göttergattin. "Mit dir loss isch misch nimmer sehe, du bleibsch künftig daheem un isch fahr allee", zog das Pärchen dann ein eher ernüchterndes Fazit.
Als "Urlaubsmuffel" outete sich Christian Nahm. "Morgens Handtuch uff die Liege und den ganze Ärger mach isch net mit", wütete er. Aber der Gatte lenkte noch ein. Man buchte was "für Vegetarier mit Laktoseinkontinenz". Damit die Ehefrau vor der schönen Auszeit vom Alltag die richtige Figur erhält, ging’s ans Joggen. "Mei Fraa iss zwee Monate vor dem Urlaub schon nervös und meint, ihrn Hinnern wär zu pompös". Aber mit den "schönsten Wochen des Jahres" endete das Leid des Ehepaars noch lange nicht, wie es bei der Rückkehr feststellte.
"Der teuerste Wald ist der Rechtsanwal(d)", ließ Taucherwastl Johann Bachl, der mal wieder den trüben Fluten des Neckars entstiegen war, die Gäste wissen. Und legte nach Mitternacht zum Finale der Kneipentour so richtig los. Denn er hatte noch genügend Luft in seiner mitgeführten Marlboroflasche.
Wastl berichtete von seinem Aufenthalt im örtlichen Krankenhaus, wo ihm Nierensteine entfernt wurden. Da habe er sogar in einem echten Präsidentenbett gelegen. Denn tatsächlich war tags zuvor in diesem Bett Eulenspiegel-Präsident Dieter Redder als Patient einquartiert gewesen. "Isch musste in die Abteilung Urinologie, do war isch mein Lebdag noch nie", klärte Wastl die Gäste auf.
Glücklicherweise habe ihm die Krankenkasse über "den Knopfe Richard" einen Kasten Gerstensaft ins Spital bringen lassen. "Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch findet Bier feiner". Nicht ohne seine berühmten "Kaulquappesocke" als Zugabe durfte er von dannen ziehen.