Geschützt hinter Plexiglas bearbeitet Luzia Scharf die Ausleihen der Leser in der Stadtbibliothek. Foto: Peter Bayer
Von Peter Bayer
Eberbach. Die Corona-Krise hatte und hat noch immer auch Auswirkungen auf das Leseverhalten. Auch wenn die Eberbacher offenbar noch immer lieber das gedruckte Buch in der Hand haben, stieg die Zahl der ausgeliehenen Artikel über die Onleihe – also das Lesen mit dem E-Book-Reader – in den vergangenen zwei Monaten in der Stadtbibliothek deutlich an. "Das Online-Angebot nutzten eher die Vielleser", hat Luzia Scharf dabei beobachtet.
Waren es in der Eberbacher Stadtbibliothek in den Monaten zuvor im Schnitt rund 550 Ausleihen, so verzeichnete Scharf im März – am 17. März wurde die Bibliothek geschlossen – bereits 600 Ausleihen. Und im April waren es rund 650. "Die Leute waren mehr zu Hause, hatten mehr Zeit", hat sie eine simple Erklärung dafür.
Neben E-Books können auch Audios oder Zeitschriften online ausgeliehen werden. Wegen der erhöhten Nachfrage, wurden davon wesentlich mehr angeschafft. Im Gegenzug wurde die Ausleihfrist noch im März von drei auf zwei Wochen verkürzt. Die "Onleihe" ist nur mit Leseausweis möglich und im Jahresbeitrag von 15 Euro enthalten.
"Einfach im Internet auf metropolbib.de gehen, Lesernummer und Passwort eingeben und schon kann’s losgehen", erklärt Scharf. Die Onleihe werde gerne von Älteren genutzt, sehr viele seien inzwischen umgestiegen. "Es ist praktisch. Man muss nicht mehr aus dem Haus und wer nicht mehr so gut sieht, kann einfach die Schriftgröße verändern", nennt Scharf zwei Vorteile.
Inzwischen würden sich die Zahlen der Onleihe wieder auf ein Normalmaß einpendeln, nachdem die Bücherei seit 5. Mai wieder geöffnet ist. Während die Bibliotheken geschlossen waren, gab es in der Metropolbib – einem Zusammenschluss von 35 Bibliotheken im Rhein-Neckar-Kreis – 1553 neue Nutzer. In Eberbach keinen einzigen, so Scharf. Vielmehr hätten hier die Vielleser vermehrt Gebrauch von dem Angebot gemacht und so für steigende Ausleihzahlen gesorgt.
Ob nun 550 oder 650 Artikel – mit diesen Zahlen macht die Onleihe nur einen Bruchteil der monatlich ausgeliehenen Medien aus. Analog werden im Monat 3000 bis 4000 der 25.000 vorhandenen Artikel ausgeliehen. In den vergangenen zwei Wochen seien viele mit kleinen Kindern gekommen. Alles wurde ausgeliehen: Tonies, CDs, Filme, Bücher. "Da wurden zuhause viele Bilderbücher gewälzt", sagt Scharf lächelnd.
Auch wenn die Stadtbibliothek wieder geöffnet hat, von einem Normalbetrieb ist sie noch ein ganzes Stück weit entfernt. Das wird schon beim Betreten der Stadthalle deutlich, in deren erstem Stock die Bücherei untergebracht ist. Eine Treppe führt hinauf, die andere wieder nach unten, Absperrbänder trennen die Wege. Auch dürfen sich gleichzeitig maximal zehn Personen im Inneren aufhalten. "Da gab es mittags schon mal Warteschlangen mit acht Personen", erinnert sich Scharf. Besonders der 5. Mai, der Tag der Wiedereröffnung sei "sehr heftig" gewesen. "Da wurde jede Menge abgegeben, es waren fast 700 Medien", sagt sie. "Der Rückgabecontainer war drei Mal voll." Zum Vergleich: Nach den drei Wochen Sommerpause ist er nur ein Mal gefüllt.
Ein längerer Aufenthalt der Leser ist nicht angedacht. Deshalb können Zeitschriften zum Beispiel zwar ausgeliehen werden, die Möglichkeit, sie in der Bibliothek zu lesen wurde jedoch eingestellt. Der Computer zum selber Nachschlagen ist außer Betrieb. "Wer etwas Bestimmtes sucht, der ruft am besten ein oder zwei Tage vorher an, dann können wir es heraussuchen", bietet Luzia Scharf an. Wie in den Geschäften gilt auch hier die Maskenpflicht und die Handdesinfektion. Handschuhe stünden ebenfalls bereit, wenn jemand welche möchte.
Im Gegensatz zu den "äußeren Umständen" ist was die Zahl der Ausleihen betrifft fast schon wieder der Normalzustand eingekehrt. Die Rückgabe der ausgeliehenen Medien verlaufe hingegen noch zögerlicher. "Ein paar stehen noch aus", sagt Scharf, obwohl die Frist zunächst bis 9., später noch einmal bis 14. Mai verlängert wurde. "Manche wissen nach der langen Zeit vielleicht gar nicht mehr was sie damals mit nach Hause genommen haben", vermutet Scharf.