Schönbrunns Bürgermeister und kommissarischer Vorsitzender des DRK Ortsvereins Jan Frey zu Besuch in Eberbach, wo er mit uns über das Thema „Respekt“ geredet hat. Er sagt: „Bevor ich reagiere, überlege ich, warum jemand etwas sagt“. Foto: Martina Birkelbach
Von Martina Birkelbach
Schönbrunn. "Eine klare Definition für Respekt gibt es nicht", sagt Bürgermeister Jan Frey, mit dem wir auch in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Schönbrunner Ortsvereins des DRK (Deutsches Rotes Kreuz) gesprochen haben. Respekt bedeutet für ihn: "Achtung, Wertschätzung und Akzeptanz gegenüber jedem Lebewesen in unserer Gesellschaft und in unserem täglichen Leben." Respekt ist für ihn die "elementare Grundlage eines friedlichen und harmonischen Zusammenlebens und ein wichtiger Baustein zwischenmenschlicher Beziehungen."
Auch wenn es insgesamt sehr friedlich in der rund 2900 Einwohner zählenden Gemeinde ist, gab es schon respektloses Verhalten. Frey schildert ein Beispiel der letzten Fußball-Ortsmeisterschaft: "Ein DRK-Helfer hat einen verletzten Spieler behandelt. Jemand aus der Mannschaft kam, schob den DRK-Helfer weg und sagte, dass der Verletzte weiterspielen müsse." Der DRK’ler hat sich dann zurückgezogen. "Gegenüber einem Alkoholisiertem wäre er nicht auf Verständnis gestoßen". Auch einen "Stinkefinger" gab es gegenüber DRK’lern schon. "Es kommt immer mal wieder vor, dass jemand, der behandelt werden muss, dies nicht will und laut wird", so Frey weiter.
Der Schönbrunner Ortsverein des DRK hat insgesamt 243 Mitglieder: acht Aktive und 235 Fördermitglieder. Der Ortsverein wurde im Jahr 2002 gegründet und von da an bis zu seinem Tod war Roland Schilling Vorsitzender, also insgesamt 18 Jahre. Bürgermeister Jan Frey war zwei Jahre Stellvertreter und hat nach Schillings Tod im Februar dieses Jahres den Vorsitz kommissarisch übernommen. Die DRK-Mitglieder sind bei den Ortsmeisterschaften und anderen Veranstaltungen von Vereinen im Einsatz, etwa auch bei den Kerwe-Umzügen in der Gemeinde. "Bei allen Veranstaltungen, wo Rettungspersonal nötig ist", erklärt Frey. Dazu zählen auch Beerdigungen, vor allem an heißen Sommertagen.
Mit der Geburt eines Kindes muss nach Freys Meinung auch eine respektvolle Erziehung beginnen. Kinder handeln oft noch unbedacht, wann ein Kind ein respektvolles Verhalten lernen soll, "lässt sich nicht in Alterszahlen definieren". Eltern sollten sich laut dem 48-Jährigen ihrer Rolle für eine respektvolle Erziehung bewusst sein. "Wer, wenn nicht die Familie, sollte Kindern vermitteln, dass sie respektvoll miteinander umgehen sollen." Früher waren Kinder "gerade auf dem Land" vermehrt bei Omas und Opas untergebracht. Heute jedoch sind sie meist in Kindergärten, "wo die Erzieherinnen das zuhause Gelernte vertiefen sollten". Oft jedoch würden Kinder im Kindergarten erstmals überhaupt mit dem Thema Respekt konfrontiert. Auch in der Schule oder im weiteren sozialen Umfeld sollten Freys Meinung nach "klare Reaktionen auf Fehlverhalten" folgen. Der Begriff Respekt ist für ihn aber auch eine Definitionssache: "Manche finden etwas respektlos, andere nicht".
Auch als Bürgermeister bleibt Jan Frey nicht von Respektlosigkeit verschont. "Auch wir treffen Entscheidungen, die Leute auf die ein oder andere Weise betreffen – dann gibt es entsprechend Reaktionen." Mündlich bekommt Frey dann auch schon mal den Satz "Sie wähle ich nicht mehr" zu hören. In Mails jedoch "ist es auch schon mal rabiat geworden". Da gab es Beleidigungen, die "unter die Gürtellinie" gingen.
Teilweise hat Schönbrunns Bürgermeister darauf reagiert. "Bei denen, die ich kannte, und wusste, dass die Reaktionen aus Emotionen entstanden waren, habe ich geantwortet." Wenn es allerdings zu tief unter der Gürtellinie war, dann nicht.
In seiner ersten Amtszeit als Bürgermeister hat er den Druck als noch größer empfanden. So erinnert Frey sich auch daran, dass es in der Windkraftdiskussion im Jahr 2011 gegenüber dem Gemeinderat Äußerungen gab, in denen auch körperliche Gewalt angedroht wurde. "Wenn das nicht respektlos ist, Konflikte mit Gewalt zu lösen. "Man kann sich vieles gefallen lassen, aber nicht alles. Wenn eine Grenze überschritten ist, wäre man selber gezwungen, sich respektlos zu verhalten, nur um sich Gehör zu verschaffen, – das mache ich nicht", betont Frey.
Aber all’ das hat auch er erst lernen müssen, dazu hat ihm sein Job geholfen. Bürgermeister Frey hat Toleranz gelernt, "bevor ich reagiere, überlege ich, warum jemand etwas sagt".
Helfen tut seiner Meinung nach auch "24 Stunden drüber schlafen". "Das habe ich bei der Bundeswehr gelernt und beibehalten. Ich überlege dann, wie ich eine Antwort formulieren kann, ohne mich auf die gleiche Ebene zu begeben." Auch im Rathaus wurde "schon einer vor die Tür gesetzt, der sich daneben benommen hat". Aber das ist nur einmal in den vergangenen zwölf Jahren vorgekommen. Grundsätzlich wissen alle Mitarbeiter, wie sie sich in solchen Fällen zu verhalten haben, "meine Damen wissen auch, sich zu wehren, oder sie rufen mich".
Als eine "Schande" bezeichnet Bürgermeister Frey es, wenn Polizisten angegriffen werden. "Polizisten werden täglich mit respektlosem Verhalten konfrontiert. Und hier bleibt es nicht immer bei verbalen Attacken. Jahr für Jahr nimmt die Gewalt gegen Polizisten zu. Hier ist die Politik gefordert zu handeln. Polizisten halten für uns den Kopf hin, sorgen für unsere Sicherheit. Das darf man nicht vergessen".