Von Felix Hüll
Eberbach. Der künftige Kindergarten Regenbogen an Schafwiesenweg/Güterbahnhofstraße wird durch eine Stichstraße erschlossen und erhält keine Umfahrungsstraße. Die vom Mannheimer Architekt Simon Fischer entwickelten Neubaupläne hat der Gemeinderat anerkannt. Jetzt kann der Bauantrag eingereicht werden. Des Architekten Zeitplanung sieht einen Baubeginn im Februar 2021 vor und rechnet mit Fertigstellen im April 2022.
Für Ärger gesorgt hatte bei der CDU, dass ihre Anfragen zu dem Projekt vor der jüngsten Gemeinderatssitzung nur teilweise beantwortet worden waren, etwa zum aktuellen Bedarf an Kindergarten- und Krippenplätzen.
CDU-Fraktionsvorsitzender Patrick Joho beantragte, diese Tagesordnungspunkte ohne Beschlussfassung zu behandeln. Es gehe immerhin um sechs Millionen Euro Investitionssumme für Erschließung und Hausbau – angesichts der Haushaltssituation der kommenden Jahre wollte die CDU geklärt haben, ob alle Eventualitäten einkalkuliert wurden.
FWE-Stadtrat Patrick Schottmüller schloss sich dem an. Die CDU-Räte und Schottmüller unterlagen jedoch einer Ratsmehrheit aus FWE, SPD und AGL. sie sah die Stadt in der Pflicht, die Kindertagesstätte als Ersatz für den wegfallenden alten Kindergarten zu bauen und geht von komplett belegten Plätzen auch in den dann sechs Gruppen aus.
Vor den eigentlichen Bauplänen debattierten die Räte die Zufahrtswege. Statt für 1,85 Millionen Euro eine Umfahrungslösung des Areals anzulegen und 39 Parkplätze (davon 23 öffentlich) zu erhalten stimmte die Ratsmehrheit für "Variante 2".
Sie kostet 1,1 Millionen Euro, hat bei 37 Parkplätzen 21 öffentliche und verschafft zudem auf dem Areal zusätzliche 300 Quadratmeter Fläche, die dem Kindergartenfreiflächen und einer besseren Positionierung der Gebäude darauf zugutekommen. Zudem lassen sie weitere 360 Quadratmeter Fläche übrig, die für eine Gewerbenutzung veräußert werden könne.
Schottmüller: "Sicherheit geht vor – wenn Sie sich mal ansehen, was am HSG um acht Uhr los ist, kann ich nur sagen, eine Umfahrung ist hier eine der Verkehrssicherheit dienlichere Variante!" FWE-Fraktionskollege Udo Geilsdörfer ahnt bei einer Stichstraße auch die Schwierigkeiten, wenn autofahrende Mütter und Väter ihre Kinder zur Kita bringen. Er appellierte an alle Eltern: "Seien Sie vernünftig und fahren Sie ihre Kinder nicht direkt bis an die Haustür, und halten Sie sich an die Verkehrsregeln".
Georg Hellmuth (CDU) erfuhr von Timo Mechler vom Stadtbauamt, dass bei der jetzt geplanten Stichstraße keine weitere Einsparmöglichkeit mehr bestehe, da man sowohl die Anfahrt für die Arzthausgarage, eine Gehweganbindung zum Lebensrad wie auch die Zufahrt zum Personaleingang der Kindertagesstätte und den Wendehammer benötige.
Die Stichstraßenlösung begrüßte auch der Architekt Simon Fischer. Er präsentierte den Stand der Planung für den künftigen Kindergarten. Der Neubau gliedere sich in drei Gebäudeteile. Im Teil A gehen von einem zentralen Bereich mit Oberlicht vom Spielflur drei Gruppenräume ab, ebenso in Gebäude C. Im Gebäude B finden sich "Mensa", Personalräume, Hauswirtschaft und Technikraum. Fischer erläuterte die Materialauswahlmöglichkeiten für Bodenbeläge, Wand und Deckenmaterialien und empfahl u.a. Holzlatten.
Nach Fischers Vortrag erklärte Bürgermeister Peter Reichert, man habe sich Vergleichszahlen für Kindergartenneubauten im Rhein-Neckar-Kreis nennen lassen. "Wir liegen gut, wir sind da nicht zu teuer und kommen nicht höher wie andre Kitas in der Region."
Rolf Schieck (SPD) wollte wissen, ob die 13 Prozent Mehrkosten während der Planung darauf zurückzuführen seien, dass die künftigen Nutzer ihre Wünsche mit anmelden durften. Und: "Ich werde niemals einer Lattung zustimmen. Ich will nicht, dass dieser Kindergarten aussieht wie die Feuerwehr in Lindach oder der Anbau an die Realschule!"
Reichert bestätigte, dass die Erzieherinnen vor der Planung mit eingebunden worden seien und dass man aber etwa einen Wunsch nach zusätzlichen Lagerräumen erst aufgenommen und dann wieder aufgegeben habe.
CDU-Fraktionssprecher Patrick Joho erklärte, die CDU sei nicht gegen die Kindertagesstätte, sehe aber eine Zweieinhalb-Stunden-Sitzung als Vorbereitung auf so ein Vorhaben als nicht ausreichend zum Einarbeiten an und kündigte an, sich der Stimme zu enthalten.
AGL-Fraktionsvorsitzender Peter Stumpf erkundigte sich nach Fotovoltaik auf dem Dach und Erweiterungsmöglichkeiten. Zur Tragfähigkeit müsse man den Statiker fragen, erklärte Architekt Fischer und sagte, dass man auch wegen der von Kerstin Thomson im Bauausschuss angefragten Optimierung der Belüftung erst noch die Kosten ermitteln müsse. Nach Thomsons Anfrage hatte sich Lothar Jost erkundigt. Bürgermeister Reichert sagte zu, dass dies noch gemacht werde.
Georg Hellmuth hakte nochmals wegen der Bedarfszahlen bei Kindergartenkindern nach und führte ins Feld, dass Eberbach hier auch Plätze ermögliche für Kinder auswärtiger Eltern. Hauptamtsleiterin Anke Steck antwortete, die Bedarfsplanung sei ein schwieriges Thema.
Die Verwaltung habe im April die Abstimmung mit den Kindergartenleitungen und werde dem Gemeinderat dann die Zahlen vorlegen können. "Wir brauchen aber diese 72 Plätze hier, und wir brauchen eher noch mehr Plätze", so Steck.
Im Übrigen gelte der Grundsatz der Landesregierung, "das Geld folgt den Kindern". Auch Bürgermeister Reichert erklärte, man stelle Nachbargemeinden die Kosten für Betreuung von deren Kindern in Eberbacher Einrichtungen in Rechnung. So werde es im Gegenzug von diesen Orten gegenüber Eberbach auch gehandhabt. Reichert: "Das hält sich in etwa in der Waage."
Wie angekündigt, enthielt sich die CDU-Fraktion, als die Ratsmehrheit die vorgestellten Architektenabsichten Planung, Gestaltung und Zeitablauf anerkannte, ihn mit weiteren Leistungen betraute und festlegte, dass die Finanzierungsmittel in die kommenden Haushaltsjahre einzustellen sind.