Einzelhandel im Neuen Weg: Im Jahr der Pandemie hat Eberbach als Einkaufsstandort Kundschaft verloren. Foto: jbd
Von Jutta Biener-Drews
Region Eberbach. Dass die im Coronajahr 2020 aufgetretene "strukturelle Verschiebung der Nachfrage in den Online-Handel allen Kommunen in der Region zu schaffen macht", lässt sich in der aktuellen IHK-Kaufkraftanalyse für Rhein-Neckar auch vor Ort ablesen. Um bis zu vier Punkte auf elf bis zwölf Prozent angewachsen ist in diesem Jahr der in den Online-Handel geflossene Kaufkraftanteil, der Einwohnern in der IHK-Region für Einkäufe im Einzelhandel zur Verfügung steht. In Eberbach fließt inzwischen aber nicht nur ein höherer Anteil der vorhandenen Kaufkraft an örtlichen Geschäften vorbei nach außerhalb ab. Hiesige Verbraucher haben erstmals seit Jahren auch weniger Geld für Einkäufe in der Tasche, als im Jahr zuvor. Der Kaufkraftschwund betrifft auch Heddesbach sowie abgeschwächt auch Schönbrunn.
Pro Kopf der auf 14.460 Einwohner bezifferten Eberbacher Bevölkerung hat die IHK eine allgemeine Kaufkraft von 21.944 Euro errechnet (2019: 22.541 Euro). Davon bleibt für Einkäufe im Einzelhandel ein Betrag zwischen 6332 und 6548 Euro (Vorjahr: 6712,50) übrig. Die IHK stützt ihre Analyse heuer auf die Entwicklung der ersten sieben Monate des Jahres und weist aufgrund der wirtschaftlichen Unwägbarkeiten ein positive und ein negatives Szenario aus.
Die Statistik der IHK Rhein-Neckar zeigt: Die Kaufkraft sinkte 2020 deutlich. Grafik: IHK Rhein-NeckarDer Einzelhandel vor Ort bekommt davon zwischen 5152 und 5363 Euro ab, damit ist er in der Lage, zwischen 81 und 82 Prozent der Eberbacher Kaufkraft zu binden. Die Zentralitätskennziffer, an der sich die Attraktivität der Stadt als Einzelhandelsstandort auch für Kundschaft von außerhalb ablesen lässt, ist auf 96,3 Prozent gefallen (Vorjahr: 99,2). Werte über 100 sprechen für Kaufkraftzufluss, Werte unter 100 für Kaufkraftabfluss. Zum Vergleich: Die höchsten Zentralitätsziffern in der IHK-Region haben Schwetzingen (180), Walldorf (180) und Mosbach (174). Allerdings liegt Eberbach mit seiner Kennziffer wieder exakt im Mittel aller baden-württembergischen Kommunen.
Für Schönbrunn wurde pro Kopf der mit 2 837 bezifferten Bevölkerung eine allgemeine Kaufkraft von 24.437 Euro errechnet (Vorjahr: 24.894). Für Einkäufe stehen den Bürgern hier zwischen 6872 und 7107 Euro (Vorjahr: 7251) zur Verfügung — Geld, das fast ausschließlich woanders ausgegeben wird. Nur 13 Prozent der Schönbrunner Kaufkraft wird am Ort gebunden.
Die 450 Einwohner von Heddesbach besitzen heuer eine Kaufkraft von je 22.625 Euro (Vorjahr: 23.832). Für den Einzelhandel relevant sind davon 6610 Euro (Vorjahr: 6923,5).
Auch im benachbarten Waldbrunn haben die gut über 5000 Einwohner diesmal weniger Geld in der Hand. Bei einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 23.026 Euro (Vorjahr: 23.902) können für Einkäufe zwischen 6607 und 6832 Euro ausgegeben werden (Vorjahr: 7074).
Über die höchste Kaufkraft in den 54 Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises verfügen 2020 die Einwohner von Schriesheim (32.398 Euro), Gaiberg (32 .170) und Hirschberg/Bergstraße (30.710). Eberbach (21.944) liegt zusammen mit Reichartshausen (21.715) und Eschelbronn (21.289) am untersten Ende der Skala. Im Schnitt bringt es jeder Bewohner des IHK-Bezirks Rhein-Neckar auf eine allgemeine Kaufkraft von 24.023 Euro (siehe Grafik).