Die Anmutung dieser Schaukästen an der Hauptstraße macht deutlich: Hirschhorns Listen setzen im Coronawahlkampfjahr 2021 eher auf die digitale Wähleransprache. Foto: Felix Hüll
Von Felix Hüll
Hirschhorn. Während in Baden-Württemberg am 14. März ein neuer Landtag gewählt wird, sind auch in Hessen die Bürger an die Wahlurnen gerufen und befinden über die Zusammensetzung ihrer Stadtverordnetenversammlungen, gegebenenfalls Ortsbeiräte, Kreistage sowie im Kreis Bergstraße über das Amt des Landrats. In Hirschhorn stellen sich die bekannten Wahlvorschläge CDU-Bürgerliste, Profil und SPD der Abstimmung. Sie führen diesmal einen Wahlkampf unter Coronavorzeichen.
"Das ist im Prinzip wie jeder andere Wahlkampf, nur dass auf Präsenzveranstaltungen in geschlossenen Räumen verzichtet wird. Inwiefern Wahlstände möglich sind, bleibt abzuwarten" teilt Wolfgang Schilling von "CDU/Bürgerliste 1" mit. "Unsere Beiträge auf Facebook wurden bereits jetzt schon von über 3.600 Personen gesehen. Wir erhielten bisher ca. 380 Reaktionen auf unsere Veröffentlichungen, was einer sehr guten "Conversation-Rate" von über zehn Prozent entspricht."
Schilling bilanziert, dass die CDU durch frühzeitiges Plakatieren an zentralen Stellen in Hirschhorn, Langenthal, Igelsbach und Unter-Hainbrunn sich an die mobilen Wähler wandte und zudem schon tausend Jung-/Erstwähler sowie Senioren auf dem klassischen Postweg angeschrieben hat. Für Profil betreut Bürgermeisterstellvertreter Martin Hölz den Wahlkampf, obwohl er selbst nicht mehr antritt: "In den herausfordernden Zeiten von Social Distancing und Kontaktbeschränkungen wird unsere Homepage www.profil-hirschhorn.de zum wichtigsten Medium werden.
Zudem werden wir einmal wöchentlich über eine frei zugängliche WebEx-Konferenz das Gespräch mit den Bürgern ermöglichen."
Der Link zum Konferenzraum steht als QR-Code auf der Profil-Homepage. Hölz: "Wir bieten vier Termine an jeweils donnerstags 18. und 25. Februar, 4. und 11. März jeweils von 19 bis 21 Uhr. "
Einen QR-Code verwendet auch die CDU. Sie und Profil inserieren zudem im Stadtanzeiger mit Anzeigen und beigelegtem Flyer.
Auch die SPD sieht lediglich die Komponente digitale Wähleransprache neu hinzugekommen. Im Namen des SPD-Vorstands erklärt Stadtverordneter Thomas Wilken: "Unseres Wissens ist die SPD auch als einzige Partei auf Instagram vertreten. Außer dass es leider keine interessanten Veranstaltungen oder Wahlstände geben kann, führen wir den Kommunalwahlkampf wie vor fünf Jahren."
Die Kostenexplosion für die Reparatur der Brücke am Michelberg, für deren Pläne es keine Alternative gebe, nennt Wilken als ein Aktionsfeld der SPD, die ebenfalls erheblich teurer kommende Sanierung der Wasserversorgung als ein weiteres. Wolfgang Schilling verweist wegen der CDU-Wahlkampfinhalte auf Flyer, Facebookauftritt sowie auf die in Kürze eingerichtete Homepage. Schilling: "Unsere Schwerpunkte sind "Wirtschaft und Tourismus", "Bürger und Vereine", "Infrastruktur" sowie "Verwaltung und Finanzen".
Auch bei Profil lassen sich die Wahlaussagen in den Materialien der Liste vertiefen. Hölz greift aus der Menge heraus die "riesigen Bauvorhaben in 2021" wie Sanierung von Bahn-, Schleuse und Michelbergbrücke sowie die Sanierung der B37 zwischen Hirschhorn und Eberbach. Hölz: "Verkehrstechnisch wird das eine Herausforderung, und die Informationen vorab für eine verlässliche Planung sind, diplomatisch gesagt, dürftig. Wenn, dann brechen solche Angelegenheiten immer plötzlich über Hirschhorn herein. Das muss sich ändern."
Weitere Profil-Themen sind die Verkehrssituation mit dem ruhenden Verkehr in der Altstadt oder an der Uferstraße, der Tourismus oder die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Gremien, der Verwaltung sowie den Bürgern und Interessensgruppen.
Die Regelung des ruhenden Verkehrs durch den gemeinsamen Ordnungsdienst mit Neckarsteinach beschäftigt auch die SPD. Und: "Ein Schwerpunkt unserer politischen Arbeit zieht sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Jahre: Wir wollen der Bürgerschaft keine höheren Steuern zumuten" so Wilken. Mit dem Faschingsende schwenkt der Kommunalwahlkampf 2021 auf seine Zielgerade ein: Frühentschlossene können bereits Briefwahl beantragen und wählen, während die drei Listen noch um die Gunst der Wähler werben.
Schilling (CDU): "Wir gehen davon aus, dass sich die Wähler früher entscheiden als bei den letzten Wahlen, da sehr viele aufgrund der Corona-Pandemie von der Briefwahl Gebrauch machen werden. Gerade daher war es uns wichtig, bereits mit dem Versenden der Wahlunterlagen Präsenz zu zeigen, und nicht bis kurz vor der Wahl mit Aktivitäten zu warten."
Hölz (Profil) geht ebenfalls davon aus, dass der Anteil der Briefwähler sehr hoch sein wird: "Somit verläuft auch die Informationsbeschaffung und die Beschäftigung mit dem was zur Wahl steht, zeitlich vergleichsweise früh und auch recht ungebunden."
Selbstbewusst argumentiert Schilling: "Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen, sodass sich die Wähler im Zweifel auch während der Wahlperiode ein Bild gemacht haben werden."
Und auch die SPD glaubt, sich nicht verstecken zu müssen. Wilken: "Wir haben in den vergangenen fünf Jahren durch unsere Sacharbeit bei vielen verschiedenen Themen gepunktet. Deshalb ist es unerheblich, ob sich Wähler zwei Monate oder zwei Wochen vor dem Urnengang entscheiden."