Die Stadt tritt jetzt doch dem Zweckverband Abfallwirtschaft bei
Stadtverordnete legen Kehrtwende im Dauerthema hin

Bald könnte die Abfallentsorgung in Hirschhorn durch den Beitritt zur ZAKB regelt werden. Foto: Deschner
Von Marcus Deschner
Hirschhorn. 180-Grad-Wende in Sachen Beitritt zum Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB): Die Stadtverordnetenversammlung stimmte in ihrer jüngsten Sitzung im Bürgersaal mit sechs Ja-Stimmen aus den Reihen von Profil und SPD gegen fünf CDU-Voten und bei Enthaltung von Max Weber (SPD) dem Beschlussvorschlag "Verhandlungen mit dem ZAKB über eine Vollmitgliedschaft aufzunehmen" zu. Sollten diese zu einem positiven Ergebnis führen, könnte die Stadt dort zum 1. Januar 2022 Mitglied werden.
Jahrelang wurde um dieses Thema in den städtischen Gremien gerungen. Und genauso lang wurde ein ZAKB-Beitritt stets abgelehnt. Man wollte Gebühren und Abrechnung in städtischen Händen behalten. Noch in der jüngsten Sitzung des Haupt-, Finanz- und Sozialausschusses wollte Vorsitzender Max Weber den erneuten Anlauf gar von der Tagesordnung nehmen, da man schon so häufig darüber diskutiert habe und immer zur Ablehnung gekommen sei. Nur eine Hand von Andrea Weber regte sich da für die Aufnahme von Verhandlungen.
Die Verwaltung mit Bürgermeister Oliver Berthold an der Spitze plädierte geradezu leidenschaftlich für einen ZAKB-Beitritt und untermauerte ihre Haltung mit einer 19-seitigen Vorlage. Darin wird unter anderem ausgeführt, dass von den 22 Kommunen im Kreis Bergstraße nur noch Wald-Michelbach und Hirschhorn nicht dem Zweckverband angehören. Auch Vor-und Nachteile der Anbieter werden gegenübergestellt. Näher betrachtet werden dabei etwa das Gebührensystem, Sperrmüll- und Schnittgutentsorgung, Gefäßgrößen, Entsorgung von Elektroschrott, sowie der Abfuhrrhythmus. Dem "sehr emotionalen Thema" stehe die SPD derzeit "rational, eher wohlwollend" gegenüber, führte Thomas Wilken aus. Bei einem eventuellen Beitritt gebe es wohl auch Vorteile für die Bürger. Zuvor sollten alle Zahlen aber transparent aufbereitet werden.
CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Schilling machte eine eigene Rechnung auf. Danach fahre ein Ein-Personen-Haushalt mit dem derzeitigen Modell jährlich 84 Euro günstiger als beim ZAKB. Bei einem Vier-Personen-Haushalt sei’s hingegen bei der Stadt etwas teurer. Allerdings müsse man auch die Füllmenge der Tonnen und Anzahl der Leerungen berücksichtigen. Zudem sei die Sperrmüllentsorgung bei der Stadt inklusive, beim ZAKB koste diese extra. "Für den Durchschnittsbürger wird’s nicht billiger", resümierte Schilling. Daher lehne die CDU einen Beitritt ab.
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"Wir können uns durchaus vorstellen beizutreten", sagte Profil-Sprecher Martin Hölz. "Nicht den Versuch zu unternehmen, ist nicht unsere Position". Zumal man durch das ZAKB-System die Müllmengen im Sinne einer Vermeidung steuern könne. "Wir sollten das jetzt auf die Schiene setzen und nach Verhandlungen final entscheiden", forderte er.



