Bürgermeister Oliver Berthold (l.) und Bauamtsleiter Ali Köklü sind zufrieden mit dem Stand der Arbeiten an der Kindertagesstätte Klingenstraße. Foto: Marcus Deschner
Von Marcus Deschner
Hirschhorn. Zügig voran gehen die Arbeiten an der Kindertagesstätte in Hirschhorn. Bereits zum nächsten Kindergartenjahr sollen die grundsanierten bzw. neu gebauten Räumlichkeiten für rund 80 Kinder in vier Gruppen in Betrieb genommen werden. Die Gesamtnutzfläche des Kindergartens beträgt dann etwa 875 Quadratmeter. Gut 250 Quadratmeter davon werden in Holzständerbauweise von einer Neckarsteinacher Firma neu geschaffen, der Rest im Bestand saniert. Jahrelang hatten sich Eltern für diese Maßnahmen stark gemacht und ihre Anliegen immer wieder auch in den städtischen Gremien vorgetragen. Denn die Mitte der Siebzigerjahre erbaute Einrichtung war längst nicht mehr zeitgemäß. Dann wurden von der Stadtverwaltung sogar Pläne für eine "große Lösung" vorgelegt. Die waren nach einem drastischen Gewerbesteuereinbruch jedoch rasch wieder Makulatur geworden.
Also speckte man tüchtig ab. Immer wieder mussten sich in der Folgezeit Magistrat, Haupt-, Finanz- und Sozialausschuss sowie die Stadtverordnetenversammlung mit dem Thema befassen. Letztlich einigte man sich auf eine rund 720.000 Euro teure Lösung, zu der es einen Zuschuss von 150.000 Euro geben sollte.
Auch die Bestandsräume im Kindergarten werden derzeit umfänglich saniert und mit Brand- und Lärmschutz ausgestattet. Foto: Marcus DeschnerDoch dabei sollte es nicht bleiben. Denn kaum hatte man mit den Arbeiten begonnen, stellte sich heraus, dass manches nicht so ist, wie in den Bestandsplänen dargestellt. So stellte sich beispielsweise heraus, dass die Geschossdecke des Bestandsgebäudes nicht aus Stahlbeton, sondern aus blechernen DLW-Elementen besteht. Folglich entschied man sich dafür, eine Holzbalkendecke einzuziehen, die auf die darunter liegenden Fertigwände "abgelastet" werden musste. Und statt wie anfangs geplant außenseitig, baute man das Treppenhaus mittig ein. Was den Vorteil bietet, dass das Gebäude bei Platzbedarf weiter aufgestockt werden kann. Die allgemeinen Preiserhöhungen im Baubereich sorgten für ein Übriges bei den Kostensteigerungen. Auf voraussichtlich gut eine Million Euro beziffert Bürgermeister Oliver Berthold nun die Kosten für die Maßnahme. Dazu gebe es eine Förderung von gut 170.000 Euro.
Mit dem derzeitigen Stand der Arbeiten ist Berthold beim Ortstermin mit dem neuen Bauamtsleiter Ali Köklü zufrieden. Schließlich habe man wegen fehlender Prüfstatik erst mit Verzögerung anfangen können. Und man baue vorausschauend, erklärt Köklü etwa die zusätzlichen Brandschutzmaßnahmen im Treppenhaus. Auch an Lärmschutzdecken in allen Räumen habe man gedacht. Als letzte große Maßnahme sei dann die Außenanlage an der Reihe. Einen Architekten für den Um- und Erweiterungsbau habe man sich gespart, sagt Berthold: "Das macht alles unser Bauamt".
Die Kindergartenkinder sind seit vergangenem Sommer im Provisorium in der ehemaligen Post gegenüber vom Rathaus untergebracht. Die Räumlichkeiten dort mussten vor dem Bezug freilich erst kindgerecht hergerichtet werden. Das kostete die Stadt laut Köklü rund 50.000 Euro. Zuzüglich einer Monatsmiete von um die tausend Euro für die Dauer der Nutzung. "Viel billiger als eine Containerlösung" sei dies, betont Oliver Berthold. Denn dafür hätte man über hunderttausend Euro hinblättern müssen. Und zwar nur für Mietentgelte.
Vielleicht könne man ja die Kosten für den Umbau der alten Post zumindest teilweise wieder hereinholen, spekuliert der Bürgermeister. Denn die evangelische Kirche als Eigentümer dieses Gebäudes möchte das Haus verkaufen. "Dann könnte ein freier Kindergartenträger dort einziehen", blickt Berthold in die Zukunft. Und an die Stadt die Kosten für den bedarfsgerechten Umbau erstatten. "Das wäre eine Win-win-Situation", meint das Stadtoberhaupt. Denn Bedarf an Plätzen sei da.