Jede Menge zum Teil auch teure Fahrräder stehen im Rathauskeller und warten darauf, von ihren Eigentümern abgeholt zu werden. Foto: Peter Bayer
Von Peter Bayer
Eberbach. 207 Fundsachen wurden im vergangenen Jahr im Bürgerbüro der Stadt Eberbach abgegeben. Auf eine hätten Kerstin Gerhart, Leiterin des Bürgerbüros, und ihr Chef Rainer Menges, Leiter des Ordnungsamts, liebend gerne verzichtet. Am 14. November fand die Polizei in der Gütschowstraße einen ausgestopften Marder und brachte ihn – gut verpackt in einer blauen Tüte – ins Fundbüro. "Machen Sie es lieber nicht auf, es stinkt bestialisch", warnte der Polizeibeamte. An den Rat haben sich alle im Rathaus gehalten.
Seither liegt er im Keller. "Wer so etwas verliert, wollte es", ist Menges überzeugt, für den das ausgestopfte Tier definitiv das negative Highlight ist – "weil’s stinkt!". Sechs Monate müssen die Fundsachen laut Vorschrift aufbewahrt werden. Die Tage bis Mitte Mai werden schon gezählt, dann wird der stinkende Marder vernichtet.
Doch es gibt auch schöne Momente. An einen erinnert sich Kerstin Gerhart noch sehr gut. Ein Obdachloser hatte seinen Geldbeutel mit einem "größeren Betrag" verloren, weil er sich ein Wohnmobil kaufen wollte. Ein paar Tage später meldete sich der ehrliche Finder. "Leider hatten wir von dem Obdachlosen ja keine Adresse", so Gerhart. Doch der Mann meldete sich erneut, so dass sie ihm den verlorenen Geldbeutel aushändigen konnten.
Abgeholt werden von den Eigentümern nur wenige Sachen. So wurde vor ein paar Jahren einmal ein Gebiss abgegeben. "Es hat sich niemand gemeldet", erinnert sich Menges, der dies nicht nachvollziehen kann. Schließlich ist es ja nicht gerade billig. Es muste letztlich vernichtet werden.
Wenn sich niemand im Bürgerbüro meldet ist es schwer, die gefundenen Sachen wieder an die Eigentümer zurückzugeben. Bei einem Hörgerät – auch hier hatte sich niemand gemeldet – konnte der Besitzer über eine kleine am Gerät angebrachte Nummer über den Hörladen ermittelt werden. Handys werden in den seltensten Fällen vermittelt. Zwar kontaktieren sie über die SIM-Karte die Anbieter, doch kommt darauf keine Rückmeldung, so Gerhart. Wer dennoch kommt und sein verlorenes Handy wieder haben möchte, der muss zumindest die PIN-Nummer eingeben oder den Kaufvertrag vorlegen, um sicherzugehen, dass es sich auch um den Eigentümer handelt. Bei Schlüsseln sollte man einen Ersatzschlüssel zum Vergleich dabei haben. Schwieriger wird es bei Fahrrädern. Man sollte es schon gut beschreiben können und sagen, wo man es verloren hat.
Bereits vor ein paar Jahren wurde eine Drohne im Wald gefunden und abgegeben. Foto: Peter BayerApropos Fahrräder – die sind der Renner im Fundbüro. Im Keller stehen viele abgegebene und nicht abgeholte Drahtesel. Wofür Rainer Menges das Verständnis fehlt. "Wie kann man sein Fahrrad abstellen und nicht abholen? Die kosten zwischen 500 und 1000 Euro." Sie werden praktisch überall abgestellt und dann von der Polizei gebracht. Ein Fahrrad stand zum Beispiel sieben Wochen vor einer Haustür an einen Laternenpfahl angebunden. Schrottreife Räder würden im Bauhof entsorgt.
Zwar werden auch viele gefundene Schlüssel abgegeben und es melden sich viele, die welche verloren haben – doch passen die wenigsten zusammen. Sie werden nach der Aufbewahrungsfrist vernichtet. Im Winter werden öfter Mützen, Handschuhe und Schals gefunden, nach Veranstaltungen in der Stadthalle bleiben Jacken übrig.
Die meisten Leute, bestätig Gerhart, kommen kurz nach der Veröffentlichung in der Zeitung. Vier Wochen haben sie danach Zeit, "ihr Recht an der Fundsache geltend zu machen". Danach geht es laut geltendem Recht in den Besitz der Stadt über. Doch auch wer danach kommt, hat gute Chancen, wieder zu seiner verlorenen Sache zu kommen. "Wenn jemand etwas verloren hat, soll sich der oder die Betroffene öfter melden", appelliert Gerhart. Wenn sich jemand kurz nach dem Verlust im Bürgerbüro meldet, schicke man ihn an die Polizei, die es umgekehrt auch so macht.
Früher gab es jährlich eine Versteigerung der nach sechs Monaten nicht abgeholten Fundsachen, die letzte liegt allerdings schon einige Jahre zurück. "Es hat sich einfach nicht gelohnt, der Aufwand war größer als der Erlös", begründet Gerhart den Verzicht. Schmuck, Uhren oder Brillen wurden für ein oder zwei Euro verschleudert. Auch Fahrräder lohnten sich nicht, fanden zum Teil für fünf Euro einen neuen Besitzer."Zum Teil mussten wir noch einen Regenschirm dazugeben", sagt Menges. Viele Räder wurden für geringes Entgelt an den Arbeitskreis Asyl verkauft. Der Rest geht ohnehin nicht, selbst original verpackte Unterwäsche wollte keiner haben.
Auch wenn jetzt Pause ist, stellt Menges eine künftige Versteigerung in Aussicht. "Die nächste kommt, aber nicht mehr dieses Jahr." Für eine Versteigerung habe man derzeit keine "Highlights". Höchstens eine Drohne, die vor ein paar Jahren offenbar im Wald abgestürzt ist und sich seither niemand gemeldet hat, der sie vermisst. "Die war sicher auch nicht gerade billig", ist Rainer Menges überzeugt, und kann nur einmal mehr den Kopf schütteln.