Eberbach. (fhs) Auch wenn die Prüfergebnisse eine gewisse Zuversicht zu ermöglichen scheinen, ist ihr die völlige Erschöpfung anzumerken: Doris Popp, Leiterin des Seniorenpflegeheims "Lebensrad", haucht am Telefon mehr die Antworten, als dass sie spricht: heute sollen nochmals Mitarbeiter auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus untersucht werden, am 18. Januar Bewohner.
Die letzten drei Tage seien keine weiteren Positiv-Bestätigungen hinzugekommen; man hoffe, der weiteren Verbreitung Einhalt geboten zu haben, erläutert Hans Wipfler, Vorsitzender des Trägervereins Stiftung Altersheim Eberbach auf Anfrage.
Seinen Worten zufolge waren Mitarbeiter des Gesundheitsamts am Donnerstag das letzte Mal in im Heim, um Tests vorzunehmen. Wipfler: "Die Ergebnisse der letzten PCR-Tests sind da, und es wurden danach keine Infektionen mehr festgestellt." Es habe sich zudem gezeigt, dass die heimeigenen Schnelltests "recht zuverlässig" gewesen seien.
Wie berichtet, hatten diese routinemäßig vorgenommenen Überprüfungen zum Jahreswechsel ergeben, dass 32 der rund 90 Bewohner und mindestens 17 der etwa 80 Mitarbeitenden infiziert sind.
"Ein schwerer Fall mit Symptomen befindet sich in häuslicher Quarantäne" berichtet Wipfler. Die übrigen positiv Getesteten zeigten keine Symptome.
Wegen der neuen Vorgaben des Gesundheitsamts habe sich der Materialaufwand für die Heimmitarbeitenden massiv erhöht – das Personal muss bei jedem Betreten eines Infiziertenzimmers komplette Schutzkleidung anziehen und darf sie nur einmal verwenden, so Wipfler. Hinzu komme die gestiegene Arbeitsbelastung wegen des Ersatzes ausgefallener, weil unter Quarantäne gestellter Mitarbeiter. Wipfler berichtet, dass das Gesundheitsamt das umsichtige Verhalten der Heimleiterin gelobt habe, die sofort einen Besucherstopp verhängte und die erforderlichen Maßnahmen ergriff, nachdem offenbar im Zuge der Weihnachtsfeiertagsbesuche mutmaßlich von außen das Virus ins Haus getragen worden ist.
Sehr bedauerlich sei, dass besonders die dementen Heimbewohner nicht verstehen konnten, warum ihre Kinder und Enkel sie nicht mehr besuchen kamen.
Update: Montag, 11. Januar 2021, 18 Uhr
Nun hat es das Eberbacher "Lebensrad" erwischt
Nach zwei positiven Schnelltests an Silvester verhängte die Heimleitung sofort ein Besuchsverbot. Mittlerweile wurden zwölf Bewohner und ein Mitarbeiter positiv getestet.
Von Christofer Menges
Eberbach. Zu einem Corona-Ausbruch ist es im Eberbacher Pflegeheim Lebensrad im Schafwiesenweg gekommen. Zwölf Bewohner und ein Mitarbeiter sind laut dem Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises positiv auf das Virus getestet worden. Derzeit gilt für die Pflegeeinrichtung ein Besuchsverbot.
Die ersten Anzeichen für den Corona-Ausbruch gab es bereits an Silvester: Bei einem Mitarbeiter und einem Bewohner schlugen die Schnelltests aus. Laut Heimleiterin Doris Popp werden Mitarbeiter und Bewohner täglich mit Schnelltests auf eine mögliche Infektion überprüft. Der Mitarbeiter wurde, nachdem der Test reagiert hatte, sofort nach Hause geschickt. Für das Pflegeheim verhängte die Heimleitung umgehend ein Besuchsverbot. "Wir haben auch alle Angehörigen angerufen und persönlich informiert", sagt Heimleiterin Popp.
Bei elf weiteren Bewohnern fielen die Tests in der Folge ebenfalls positiv aus. "Wenn wir nicht ständig testen würden, hätten wir das nicht so schnell bemerkt", so Popp.
Das Gesundheitsamt, kurz vorm Jahreswechsel nicht mehr erreichbar, wurde am 1. Januar umgehend eingeschaltet und kam mit einem Team vorbei, das Abstriche für die zuverlässigeren PCR-Tests bei den Bewohner in den betroffenen Wohnbereichen machte. Laut Heimleiterin Popp ist vor allem ein Wohnbereich betroffen. Die Mitarbeiter wurden laut Gesundheitsamt teilweise über die Hausärzte oder in Testcentern getestet. Eine Hälfte der Mitarbeiter wurde am Montag von einem Eberbacher Arzt durchgetestet, die andere Hälfte soll heute folgen. Zudem sollen diese Woche alle Bewohner des Lebensrads noch einmal getestet werden. Bis die endgültigen Ergebnisse vorliegen, dauert es noch.
Das Gesundheitsamt ist noch dabei Kontaktpersonen zu ermitteln. Bei einem Bewohner, der mobil und in der Stadt unterwegs war, ist laut Popp völlig unklar, wo er sich die Infektion eingefangen haben könnte.
Am Montagabend war eine Telefonkonferenz mit dem Gesundheitsamt und Ärzten geplant, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Wie lange das Besuchsverbot aufrecht erhalten bleibt, war am Montag noch nicht absehbar.
Auswirkungen hat der Corona-Ausbruch auch aufs Personal. Ohnehin wird im Lebensrad seit Beginn der Pandemie wegen des erhöhten Aufwands und um die Wohnbereiche getrennt zu halten mehr Personal eingesetzt. Nach den positiven Tests wurde Mitarbeitern der Urlaub gestrichen, um bei corona-bedingten Ausfällen in der Belegschaft Reserven in der Hinterhand zu haben.
Corona-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen sind besonders gefürchtet, weil bei alten und gebrechlichen Menschen oft stärkere Symptome und schwere Krankheitsverläufe auftreten. "Momentan zeigen unsere Bewohner nur relativ geringe Symptome", hatte Heimleiterin Popp wenigstens eine gute Zwischennachricht parat.
Update: Montag, 4. Januar 2021, 16 Uhr