Von Martina Birkelbach
Eberbach. Bei Barbara Menges laufen die Fäden der Karnevalsgesellschaft (KG) Kuckuck zusammen. Sie ist sich sicher, dass sie sich in ihrer Funktion als Leiterin der Regie, genannt die "Reschisserin" (Regisseurin), nicht immer bei allen beliebt macht. Etwa dann, wenn sie beispielsweise die einzuhaltenden Zeiten für Auftritte genau prüft.
Aber sie handelt, wie sie sagt, immer im Interesse der Prunksitzung. "Ich möchte, dass die KG Kuckuck gut rüberkommt - dass die Leute nach einer Sitzung begeistert sind und beseelt nach Hause gehen. Dass sie wegen der gesamten Veranstaltung kommen, und nicht nur wegen eines bestimmten Auftritts."
Die 56-jährige Mutter von vier Kindern leitet die Regie seit der Kampagne 2008/09, und das mit Herzblut und vollem Einsatz. Arbeit gibt’s das ganze Jahr über, aber in der Zeit zwischen "nach dem Feuerwehrball und der letzten Sitzung" ist die Stadthalle ihr zweites Zuhause. Warum das alles? "Weil’s tierisch Spaß macht, weil ich den Umgang mit Menschen mag und weil ich die inzwischen sehr große Kuckucksfamilie nicht mehr missen möchte."
Menges ist seit 1996/97 aktives Mitglied in Eberbachs größtem Faschingsverein, der zurzeit 709 Mitglieder hat. Davon werden rund 250 bei den diesjährigen Prunksitzungen auf der Bühne stehen. Eigentlich betrat sie ursprünglich nur mal mit ihrem Mann Rainer in vertauschter Mann/Frau-Rolle als "s’Mengese" bei einer Veranstaltung der Handballgesellschaft die Bühne.
"Da hat uns der damalige Kuckuckspräsident Dieter Müller eingekauft", sagt sie lachend. Inzwischen stehen s’Mengese im 23. Jahr auf der Kuckucksbühne bei den Prunksitzungen. Für ihre 22-jährige ununterbrochene Tätigkeit wurde sie kürzlich in Speyer auch mit dem "Goldenen Löwen" ausgezeichnet.
Seit 2002/03 ist sie als Beisitzerin im Vorstand. 2008/09 hat sie von Günter Lipski das Regie-Amt übernommen. Zeitgleich folgte auch Udo Geilsdörfer im Präsidentenamt Dieter Müller nach. "Reschisserin" Menges spricht sich mit Sitzungspräsident Ralph Brenneis und Vizepräsident Markus Scheurich ab; "das wurde so festgelegt, wir sind ein Team". Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem, zu jeder Veranstaltung ein Programm zu erstellen.
Und Kuckucksveranstaltungen gibt es jede Menge: "Kampagne-Eröffnung, Neujahrsempfang, drei Prunksitzungen und eine Sitzung im Lebensrad, die Rosenmontagsaktion und in außergewöhnlichen Jahren einen Jubiläumsabend".
Bei den Kuckucken ist vieles strukturiert, "vieles kommt aber auch ganz spontan, und manchmal wird auch improvisiert". Kurz nach dem Kuckucksmarkt gilt das erste Arbeitstreffen der Ideenfindung für die nächste Kampagne-Eröffnung; in diesem Jahr etwa war das Thema die Schließung der Postbankfiliale.
"Alle 14 Tage folgen neue Sitzungen, auf denen die Themen von den einzelnen Gruppen ausgearbeitet werden." Die Beiträge gehen dann mündlich und schriftlich bei Reschisserin Menges ein, Änderungen sind aber immer noch möglich. "Ich entwickle daraus ein Programm, überlege mir Musik dazu und spreche mit den Trainern wegen der Tänze. Die wiederum organisieren sich dann selbst."
Als vor ein paar Jahren "der Eberbacher Eber" verschwand und dann wieder auftauchte, hat Menges dazu sogar ein Drehbuch für einen Heimatfilm geschrieben. Dieses Drehbuch war dann die Grundlage zur damaligen Kampagne-Eröffnung.
Den nächsten Plan entwirft sie alljährlich für den Kuckucks-Neujahrsempfang. "Das ist relativ einfach und harmlos", sagt sie lachend. "Der Anfang ist immer gleich, dann gibt’s Orden und Ernennungen…; dazu spreche ich die Einsätze der Musik zwischen den Programmpunkten mit den Musikern ab."
Parallel dazu werden schon die Prunksitzungen geplant. "Die Struktur hat sich in den letzten Jahren verändert. Die einzelnen Programmpunkte sind kürzer - und vor allem ist die Musik aktueller geworden." Die Tanzgruppen starten bereist nach Ostern mit dem Training fürs kommende Jahr. "Die Trainerinnen sind autark, sprechen sich gegenseitig ab." Nach den Sommerferien melden alle, die etwas mit Musik zu tun haben, ihre Lieder. Diese werden auf einer gesonderten Liste gesammelt. "Dopplungen müssen dann geändert werden."
Die Redner, die selbst ihre Texte schreiben, sprechen sich untereinander ab. Gudrun und Dieter Müller schreiben die Texte für mehrere Gruppen, da sind keine Dopplungen möglich.
Wenn dann Tänze, Büttenreden und Musik feststehen, plant Menges das Programm. "Ich habe vor den Sitzungen jede Büttenrede gelesen, fast jeden Tanz gesehen und jede Musik gehört", sagt sie. Immer wieder übernimmt die Feuerwehrkapelle Waldkatzenbach die Lieder ins Finale, auch das klärt Menges mit dem Leiter der Feuerwehrkapelle, Gerd Prilipp, vorher ab.
Während der dreitägigen Generalprobe, deren Plan die Reschisserin auch erstellt, kommt sie nur nachts zum Schlafen in ihr eigenes Heim. Die Generalprobe ist sehr wichtig, "da einige noch nicht auf einer Bühne geübt haben. Auch der Einmarsch muss geprobt werden, manche der ganz Kleinen haben das noch nie gemacht."
Das Sitzungsprogramm hat Menges schon vor der Generalprobe fertig. "Es ist immer ein Wechsel zwischen Sprecher, Tanz und Musik." Während den Prunksitzungen ist Menges natürlich auch anwesend, bis auf die Zeit während ihres eigenen Auftritts sitzt sie in "einem Loch auf der Bühne".
Zwischen der ersten und zweiten Sitzung gibt es immer eine "Manöverkritik". Dabei wird der Ablauf der ersten Sitzung besprochen. Auch eventuelle Änderungen sind dann noch möglich.
Und auch nach den Sitzungen kann, muss aber nicht, noch eine "Nachaktivensitzung" folgen. Etwas schwieriger zu planen war der Jubiläumsabend zum 150-jährigen Bestehen der Kuckucke 2011 gewesen, da "jede Menge Politik-Prominenz eingeladen war".
Zwischendurch näht Menges noch im vierten Jahr die Kostüme für die Kuckuckseier. Und dass sie bei den Prunksitzungen noch für das Bühnenbild zuständig ist, mag sie eigentlich gar nicht erzählen. Doch das Bühnenbild ist ihr "Steckenpferd", auch wenn ihr mal beim Thema "Las Vegas" kurz vor einer Sitzung eine Roulettescheibe abgestürzt ist.
Trotz aller Kuckucks-Planungen, sind Luftschlangen schon verzögert aufgegangen oder das Netz für die Ballons am Schluss hat geklemmt. "Einmal ging das Feuerwerk nicht - eine Gruppe verharrte wartend in ihrer Schlussposition." Aber dafür ist alles live und selbst gemacht - und größere Pannen gab es noch nicht.
Nach der Sitzung im Lebensrad könnte Barbara Menges dann eigentlich die Füße hochlegen. Doch für sie schließt sich die Arbeit für ein Kindermusical der Eberbacher Singschule an. Dort fertigt sie Requisiten an und näht die Kostüme ... "aber Zeit für einen kurzen Urlaub bleibt dazwischen schon".
Barbara Menges ist mit Herzblut dabei. Ohne das wäre die ehrenamtliche Vereinstätigkeit wohl kaum möglich. Herzblut, Zeit und Mühe investieren aber auch die vielen anderen KG’ler: "Allein die Trainerinnen, die sich zum Teil mitten in der Nacht mit ihren Gruppen treffen, um mit den Mädels auf Turniere zu fahren. Ohne meine zuverlässigen, nimmermüden Helfer wäre ich nichts", betont sie.