Kian übergibt Susanne Noll seine Spende, ein Erlös der Neckarsteinsteine, um damit in Not geratenen Tieren zu helfen. Foto: Peter Bayer
Von Peter Bayer
Eberbach-Igelsbach. "Jetzt sind wir bereits ein kleines Stückchen auf hessischem Gebiet", sagt Mama Nicole, als wir am Ziel angelangt sind. Das Ziel ist der verwitterte Holzstumpf vor der Pferdekoppel hoch über Igelsbach, auf dem die bemalten Neckarsteigsteine des achtjährigen Kian liegen. Das Ausstellungsobjekt liegt auf dem Neckarsteig, der von vielen Wanderern aus der Region, aber auch von Urlaubern genutzt wird. Geht deren Blick in die kleine Schneise an der Pferdekoppel von Nicole Olbert-Walter, sticht ihnen eine kleine gelbe Ente sofort ins Auge. Zumal sie von vielen kleinen bunten Steinen umgeben ist. Was es damit auf sich hat, erklären der junge Künstler und seine Mama.
"Hätten wir hier eine Würstchenbude, würden wir reich werden", hatte Nicole Olbert-Walter einmal bei einem gemeinsamen Grillen im Spaß gesagt, als wieder einmal eine Gruppe Wanderer an der Pferdekoppel vorbeikam. Von hier hat man einen tollen Blick auf Igelsbach. Nun, aus der Würstchenbude ist nichts geworden. Aber die Idee etwas zu machen, die blieb. Schließlich hatte Kians Tante Eva – in Anlehnung an die Odenwaldsteine – die Idee mit den bemalten Steinen. Odenwaldsteine sind lustig bemalte Steine, die jedem, der sie findet, eine Freude bereitet. "Ich wollte den Wanderern auch eine Freude machen", sagt Kian, und beschloss, ebenfalls Steine bunt zu bemalen. Da sie auf dem Neckarsteig sind, heißen sie Neckarsteigsteine. Und natürlich gibt es daher unter anderem auch Steine mit dem Neckarsteigzeichen als Andenken für die Wanderer.
Die bunt bemalten Steine gibt es in allen Formen und Farben. Foto: Peter BayerDoch wie kommt Kian zu den vielen Steinen, die er mit Acrylfarbe bemalt und anschließend mit Lack besprüht? "Am Anfang habe ich sie in der Nähe der Koppel und am Neckarsteig gesucht", sagt der Achtjährige. Gut zehn Minuten braucht er, um einen Stein zu bemalen, 15 schafft er etwa an einem Nachmittag. Da die Neckarsteigsteine schon bald schneller weg waren, als er neue heranschaffen konnte, brauchte er ein bisschen Hilfe. So hat Tante Eva ein paar bemalt, seine 18-jährige Schwester Xenia hilft "ab und zu einmal die Woche" und Oma Ingrid malt Bienen und Marienkäfer. Ein gezieltes Aussuchen der Steine ist nicht mehr möglich. "Es wurden zu viele, wir nehmen sie jetzt aus dem Steinbruch", sagt Mama Nicole, die auch mithilft. Denn "500 Steine sind es auf jeden Fall schon geworden".
Die Idee, eine Kasse aufzustellen, kam von Tante Eva Deininger. Nicht um damit reich zu werden, aber um zumindest einen Teil der Materialkosten zu decken. "Wer Lust hat, kann eine Kleinigkeit spenden", meinte sie. "Wir haben auch nicht damit gerechnet, dass viel dabei zusammenkommt, vielleicht geben die Leute 50 Cent pro Stein", hat Mama Nicole geschätzt. "Einmal hat ein Stein gefehlt und es war ein 20-Euro-Schein drin", erinnert sie sich. Das war aber eine Ausnahme. Meist sind es so zwischen 50 Cent und zwei Euro. Hin und wieder findet Kian auch Zettel in der Sparente, die ihm zeigen, dass die Wanderer seine Idee gut finden. "Wir sind drei Wanderinnen aus Bayern und Hessen und haben drei Steine für unsere Männer mitgenommen", stand auf einem. Auch eine Wandergruppe aus Bayern hat ihm eine liebe Nachricht hinterlassen. Eine Wandergruppe aus Hirschhorn hat sogar eine "Bestellung" beim jungen Künstler aufgegeben: "Wir hätten gerne wieder Neckarsteigsteine". Natürlich ist Kian dem Wunsch nachgekommen und hat wieder ein paar Steine mit dem Neckarsteigzeichen hingelegt.
Was tut Kian mit dem Geld? "Auf die Bank bringen für schlechte Zeiten", sagt der junge Künstler. In den acht Wochen sind doch schon ein paar Euro zusammengekommen, die der Achtjährige nicht alle auf die Bank bringen wollte. Kian, der demnächst in die dritte Klasse kommt, ist nicht nur ein kleiner Künstler, er liebt auch Tiere. "Zur Einschulung hat er sich zehn Hühner gewünscht – weiße, braune und welche mit schwarzen Punkten. Im letzten Jahr haben sie neun Küken bekommen", sagt seine Mama. Sie ergänzen den Tierpark, der aus Pferden, Schweinen, Hunden und Katzen besteht.
Da er ein Herz für Tiere hat, wollte er zunächst etwas an das Tierheim in Dallau spenden. Doch nach einer familieninternen Beratung sind sie zu dem Schluss gekommen, dass das Geld in Eberbach bleiben soll. So kamen sie auf Susanne Noll vom Tierschutzverein Eberbach, weil sie "den Tieren hilft". Die zeigte sich vor Ort von Kians kleinen Kunstwerken begeistert und konnte ihn gleich ein wenig beruhigen: "Wir arbeiten gut mit dem Tierheim Dallau zusammen".
Der junge Tierliebhaber überreichte der bekannten Eberbacher Tierschützerin einen Umschlag mit 200 Euro. Susanne Noll weiß auch schon, wofür sie das Geld verwendet. "Vor ein paar Tagen wurde eine Katze eingefangen, die beim Tierarzt behandelt werden musste." Mit dem Geld will sie die Tierarztrechnung begleichen.