Blick vom „Hinterhof“: Die Fassade an den Bauteilen B (links) und C (rechts) des Hohenstaufen Gymnasiums soll energetisch saniert werden. Foto: Peter Bayer
Von Peter Bayer
Eberbach. Der Gemeinderat hat die abschließende Planung für die energetische Sanierung der Fassade und des Dachs am Hohenstaufen Gymnasium (HSG) beschlossen. Vorgesehen ist, die Fassade der Bauteile B und C – die aus den Jahren 1962 und 1977 stammen – energetisch zu sanieren,um das HSG im Gesamten auf einen zeitgemäßen Standard zu bringen. Vorgesehen sind noch zusätzliche Leistungen: die Außenfluchttreppen, der Verbindungssteg der Bauteile A und B sowie ein behindertengerechter Zugang zur Aula.
Weit über eine Stunde beschäftigten sich die Gemeinderäte mit der 4,4 Millionen Euro teuren Sanierung. Boris Günderoth vom Studio SF aus Mannheim und Erik Röthele von Lengfeld und Wilisch aus Darmstadt stellten die Planung vor und sich dann anschließend den Fragen der Gemeinderäte.
Den größten Teil der Kosten verschlingt die Fassadensanierung mit 3,2 Millionen Euro. Die Planung sieht eine vorgesetzte Fassade mit Eternitbekleidung vor. Rein optisch ähnelt die Gliederung und Aufteilung der Fassade dem Bestand. Im Brüstungsbereich ist eine Festverglasung vorgesehen, darüber Dreh-Kipp-Flügel sowie ein festverglaster Bereich und oben Kippflügel.
An der Südseite ist ein Sonnenschutz vorgesehen, Fachräume etwa können verdunkelt werden. Die Unterdecken im Außenbereich sollen erneuert und mit einer Wärmedämmung versehen werden.
Auf das Dach soll statt dem vorhandenen Kies eine Grünbepflanzung. Sie reduziert das Ablaufvolumen des Regenwassers, somit können die vorhandenen Grundleitungen entlastet und erhalten werden. Eine Solaranlage ist durch die optimale Südausrichtung möglich, in diesem Bereich ist das Grün auszusparen. Die Kosten für diesen Teil werden auf 668.000 Euro geschätzt. Die "zusätzlichen Leistungen" betreffen zum einen die Außenfluchttreppen. die aus Brandschutzgründen erforderlich, aber bisher nur ein Provisorium sind. Hier ist eine Stahlkonstruktion als endgültige Lösung vorgesehen.
Der Steg verbindet die Bauteile A und B. Er ist Baujahr 1962 und entsprechend marode und baufällig. Er soll komplett erneuert werden, eine Sanierung käme teurer, so Günderoth. Zur Aula gibt es bislang keinen behindertengerechten Zugang. Beide Zugänge sind mit Stufen. Hier soll die vorhandene Treppenkonstruktion in der Aula zurückgebaut und durch eine Rampe mit Zwischenpodest ersetzt werden. Die Kosten für diese Maßnahmen werden auf 500.000 Euro geschätzt.
Erik Röthele stellte die Ergebnisse der energetischen Untersuchung und die daraus möglichen Varianten der Sanierung vor. Er empfahl den gehobenen Standard als wirtschaftlichste Lösung. Damit würde der höchste kfw-Effizienzstandard erreicht. Der jährliche CO2-Ausstoß liegt bei 61,2 Tonnen. Der höchste Standard (Passivhaus) habe mit 58,8 Tonnen CO2-Ausstoß zwar die geringsten Emissionswerte, doch stelle sich die Frage, ob dieser geringe Unterschied die höheren Kosten wert sei.
In jedem Fensterelement werden die öffenbaren Fensterflügel mit Ree-Kontakten versehen, so dass die Grundlagen für eine mögliche spätere Raumsteuerung – Lüftung, Heizung – vorhanden sind. Jedes Klassenzimmer erhält eine CO2-Ampel zur Messung der Luftqualität. Die Fenster müssen manuell geöffnet werden, eine vollautomatische Steuerung sei nicht wirtschaftlich.
In der Diskussion meldeten sich erwartungsgemäß zunächst die aktiven und ehemaligen Lehrer im Gemeinderat zu Wort. Zu den geplanten CO2-Ampeln gab es dabei unterschiedliche Meinungen. Udo Geilsdörfer (FWV) hält Lüften auch wegen Corona für wichtig, die Ampeln bezeichnete er als "futuristisch", für Rolf Schieck (SPD) gibt es zwar schlechte Luft in den Klassenzimmern, doch sieht er kein CO2-Problem. Dem widersprach Peter Stumpf (AGL): "Die CO2-Konzentration in den Klassenzimmern ist sehr hoch, ich finde die Ampel gut". Michael Schulz (CDU) betonte den Beitrag zum Klimaschutz, hätte aber die Zahlen gerne vorher gesehen. Eine Ampel hält er nicht für notwendig, doch solle man eine Solaranlage gleich aufs Dach machen. Für diese hatte sich Peter Stumpf zuvor ausgesprochen, sie solle auf jeden Fall in die Planung mit aufgenommen werden.
Angesichts der Diskussionen um Ampeln und Solaranlage erinnerte Peter Wessely (FWV), dass man eine Sanierung in kleinen Schritten beschlossen habe und sich nicht wieder verzetteln dürfe. "Es geht darum, dass wir weiterkommen", sagte Heinz Lang vom Bauamt. "Wir müssen mal eine Entscheidung treffen, es geht auch um die Förderung."
Die Gesamtsumme der Förderbescheide liegt immerhin bei 2,389 Millionen Euro. "Über Fotovoltaik müssen wir nicht heute entscheiden, das würde ich offen lassen, wir dürfen es nicht mehr hinausschieben", betonte Schieck. "Ich könnte mich mit der Variante anfreunden, wenn eine PV-Anlage drauf kommt", signalisierte Peter Stumpf Zustimmung. Eine Ampel halte er aber für wichtig. "Eine Ampel kostet 19.000 Euro, ist einfach nachrüstbar und beeinträchtigt nicht das weitere Vorhaben", informierte Günderoth.
"Die CO2-Ampel habe ich mir als Erleichterung für die Nutzer vorgestellt, ich hätte sie reingemacht", sagte Bürgermeister Peter Reichert. "Fotovoltaik behalten wir im Auge. Bis jetzt haben wir den Auftrag Anlagen zu planen an die Stadtwerke erteilt. Wenn sie es nicht machen, machen wir es selbst, wie bei der Feuerwehr", versprach er. Auch die von Geilsdörfer ins Gespräch gebrachte neue Förderung für Lüftungsanlagen wolle man im Auge behalten.
Damit auch die anderen Schulen die CO2-Ampeln testen können, versprach Peter Reichert, mobile Tischgeräte anzuschaffen. Die Bauausführung muss im laufenden Schulbetrieb erfolgen, wobei die lärmintensiven Arbeiten in die Ferien gelegt werden sollen, so Heinz Lang.