Von Martina Birkelbach
Eberbach. "Wir sind zufrieden, es fühlt sich gut an. Das Sozialverhalten ist sehr gut, es gibt keinen Druck, kein Schubladendenken, und die Schüler orientieren sich nach oben", resümiert Rektor Udo Geilsdörfer das erste Halbjahr mit der neuen Schulart in Eberbach.
Zwei fünfte Klassen mit insgesamt 43 Schülern sind im vergangenen September in der neuen Gemeinschaftsschule (GMS) gestartet. Diesen Donnerstag haben sie ihre ersten "Lernentwicklungsberichte" erhalten. Sie ersetzen die ursprünglichen Zeugnisse. Darin wird laut Carina Lindenbach (Lehrerin der 5a) über die Lernentwicklung aus jedem Fach berichtet, über "Entwicklung, Lernverhalten und soziales Verhalten".
Nach der achten Klasse wird dann gemeinsam mit den Schülern und Eltern festgelegt, "wohin die Reise gehen soll". Möglich ist es laut Geilsdörfer dann weiterhin an der Schule den Hauptschulabschluss nach der neunten oder nach der zehnten Klasse den Realschulabschluss zu absolvieren.
Es kann aber jetzt für die Schüler auch weiter auf das Hohenstaufen-Gymnasium oder auf ein anderes berufliches Gymnasium gehen. Das war vorher wegen der fehlenden Fremdsprache nicht möglich. "Auf der neuen GMS wird jetzt auch das Fach Französisch angeboten", erklärt Lindenbach.
Die Klassen sechs bis neun der "auslaufenden" Werkrealschule bekamen diese Woche nach wie vor ihre Halbjahresinformationen mit "normalen" Noten, die Abschlussschüler haben ein Halbjahreszeugnis bekommen.
Insgesamt besuchen derzeit rund 210 Schüler die Gemeinschaftsschule, bzw. die auslaufende Werkrealschule.
Im vergangenen Schuljahr gab es nur eine fünfte Klasse. Die nun insgesamt 43 Schüler der beiden fünften Klassen kommen nicht nur aus den beiden Eberbacher Grundschulen, sondern unter anderem auch aus Schönbrunn, Dielbach, Hirschhorn, Schönau und Neckargerach.
"Vorher kamen die Schüler fast nur aus der Dr. Weiß- und der Steige-Grundschule", so Geilsdörfer. Und es sind "einige Schüler" dabei, die sich auf dem erweiterten Niveau bewegen, also auf ein Gymnasium hätten gehen können. "Ein Auf- oder Absteigen in den Niveaus G, M oder E ist immer möglich", erklärt Lindenbach.
Zu den 43 Fünftklässlern gehören auch fünf Schüler mit Handicap aus der Schwarzbachschule. "Das klappt prima", so die Lehrerin.
Die Gemeinschaftsschule kooperiert mit dem Eberbacher Hohenstaufen-Gymnasium (HSG). Dazu unterrichtet Till Weidenhammer vom HSG jede Woche sechs Stunden das Fach Deutsch. Er ist auch im "Lernband" eingesetzt, in dem jeder Schüler selbstständig bestimmte Aufgaben nach seinem Niveau bearbeitet.
Geilsdörfer: "Das Kultusministerium verlangt die Kooperation. HSG-Schulleiterin Anja Katzner und wir waren aber schon Vorreiter".
Mitte Februar soll es eine weitere Sitzung geben, in der es um die Zusammenarbeit geht, "wie die aussieht und was verlangt wird". Was Geilsdörfer dazu jetzt schon sicher sagen kann: "Die Kooperationen sollen sehr stark ausgeweitet werden".
Neben dem HSG und dem SBBZ (Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum) Schwarzbachschule wird auch mit dem SBBZ Eberbach, dem Stift Sunnisheim in Sinsheim und der Theodor-Frey-Schule Eberbach sowie mit der "Luise von Baden-Schule" SBBZ Neckargemünd kooperiert. Insgesamt 36 Lehrer sind in der neuen GMS und in der ablaufenden WRS eingesetzt. "Wir haben mehr Deputatstunden als Unterrichtsstunden - und das, wo immer von Lehrermangel gesprochen wird. Wir sind sehr gut ausgestattet", freut sich der Rektor. Aber auch nur so sei die Unterstützung der beiden fünften Klassen durch teilweise bis zu vier oder fünf Lehrern gleichzeitig möglich.
Dazu kommen viele Ehrenamtliche, die nachmittags unter anderem Leichtathletik, allgemeines Sportmodul, Gitarrenkurs, Percussion, Schlagzeug, Schulgarten, Kraftraum oder Bogenschießen anbieten; außerdem gibt es auch eine Skifreizeit, die ehrenamtlich organisiert wird. Die Fünftklässler haben montags, dienstags und donnerstags von 8 Uhr bis 15.20 Uhr Schule, mittwochs und freitags bis maximal 13.05 Uhr. Wer möchte, kann morgens schon in der "Flexi-Zeit" zwischen 7.30 Uhr und 8 Uhr "ankommen und sich richten für den Tag - unter Aufsicht".
Geilsdörfer: "Wichtig ist uns, dass sich auch die Eltern mit der Gemeinschaftsschule auseinandersetzen. Vor allem, dass sie schauen, welcher Weg für ihr Kind der beste ist". Lindenbach: "Jeder Fünftklässler hat verpflichtend bei uns einen eigenen Coach. Zweimal jährlich gibt es auch da Gespräche mit den Eltern."
Außerdem gibt es ein sogenanntes Lerntagebuch, in dem neben persönlichen Daten, Stundenplänen oder Leistungsrückmeldungen die Schüler unter anderem selbst eintragen, woran sie gerade arbeiten und vor allem wie sie gearbeitet haben. Auch die Coaching-Gespräche werden darin schriftlich notiert.
Die Tendenz der GMS sieht Rektor Geilsdörfer ganz klar: "Sie bringt die Schüler eher nach oben". Die ersten Schulabschlüsse der neuen GMS-Fünftklässler wird es 2023 geben.
"Unsere Einrichtungskonzepte, jeweils für die Klassen fünf und sechs sowie für die Klassen sieben bis zehn werden dieses Jahr noch abgeschlossen. Wir sind bestrebt, unsere Multimedia-Ausstattung noch weiter auszubauen", so Udo Geilsdörfer. Er betont nochmals "Wir sind zufrieden".
Info: Am Dienstag, 19. Februar, ist ein Informationsabend an der Gemeinschaftsschule geplant. Von 18 bis 20.30 Uhr können zukünftige Schüler und deren Eltern sowie andere Interessierte einen Einblick in den Schulalltag und die Ausstattung (u. a. Schulbücherei, Kraftraum, Lego-Robotics, 3-D-Druck, Multimedia) bekommen. Es gibt Infos zur Gemeinschaftsschule und zur Anmeldung, außerdem können sich die Gäste mit Schülern und Lehrern austauschen.