Im kleinen Privatmuseum von Klaus Reibel an der Gütschowstraße in Eberbach sind landwirtschaftliche Maschinen aus längst vergangenen Zeiten zu sehen. Den alten Bulldog restauriert er seit drei Jahren. Foto: Marcus Deschner
Von Marcus Deschner
Eberbach. "Sogar die Kaffeemaschine ist alt, die stammt nämlich von meiner Großmutter", lacht Klaus Reibel und nippt in seiner Werkstatt genüsslich an einer Tasse des Heißgetränks. Normalerweise beschäftigt sich der 51-Jährige aber lieber mit großen Maschinen, genauer gesagt mit so ziemlich allem, was mit in die Jahre kommenden Gerätschaften aus der Landwirtschaft zu tun hat. Da hat er im Laufe der vergangenen 25 Jahre allerhand zusammengetragen, das fein säuberlich in seinen Räumlichkeiten an der Gütschowstraße aufgereiht ist.
Begonnen hat alles im Jahr 1994: "Da haben wir am Maifeiertag mit der evangelischen Jugend eine Tour mit fünf Traktoren gemacht", erzählt Reibel. Dabei erfuhr er, dass ein Deutz verkauft wird. Und griff zu: "Denn der hatte ein Mähwerk". Und der Eberbacher dachte sofort daran, dass man damit ja die familieneigene Streuobstwiese auf dem Breitenstein pflegen kann.
Fortan ließ den gelernten Bau- und Maschinenschlosser das Hobby nicht mehr los. Und er baute es noch viel mehr aus. "Beim Bulldogkauf damals waren meine Eltern im Urlaub und nach der Rückkehr zunächst mal schockiert, stehen aber längst mit allem voll und ganz hinter mir", grinst Reibel. Er richtete das einzylindrige, mit 14 Pferdestärken ausgerüstete Gefährt her und unternahm fortan eine ganze Reihe von Touren damit. Mit angekoppeltem Pritschenanhänger mit Plane, auf dem im Schlafsack übernachtet wurde, ging’s mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern auf die Landstraße.
Auch etliche Werkzeuge, Plakate und anderes hat er gesammelt. Foto: DeschnerKlaus Reibel erinnert sich noch genau an einen Tag im April 1996, an dem er an seiner Neuerwerbung gestrichen und dabei im Radio erfahren hat, dass im Sinsheimer Technikmuseum ein Traktorentreffen stattfindet: "Ich hab‘ den Pinsel in die Ecke geschmissen und bin sofort in den Kraichgau gefahren". Seither war er dort jährlich zu Besuch, "denn dort gibt’s Teile". Auf den vom Oldtimer-Schlepper-Club Kurpfalz (OSCK) veranstalteten Treffen kennt man sich untereinander längst recht gut. Und hilft sich freilich auch gegenseitig. "Da habe ich Fachleute kennengelernt, die mich in die Fernfahrten einweihten".
Ins Schwärmen kommt er, wenn er auf vergangene Touren zurückblickt. Beispielsweise an den mehrtägigen Ausflug mit einem Bekannten, der über Pforzheim, die Schwarzwaldhochstraße zum Mummelsee und dann nach Straßburg führte. "Wir durften sogar bis vors Münster fahren, die Polizei passte auf den Traktor auf". Eine große Tour führte ihn 1998 in die Gegend bei Mainz. Zurück in Eberbach war er damals nachts um drei Uhr, um sieben Uhr musste er an seinem Arbeitsplatz auf der Matte stehen.
"Es hat sich halt so ergeben, mehr dazu zu kaufen", meint er zum "Ausbau" seines Hobbys. Da kamen dann landwirtschaftliche Geräte wie eine Dreschmaschine hinzu, die er einem Eberbacher abkaufte. Oder eine NSU-Quickly. "Die bringe ich schon wieder zum Laufen", gibt er sich optimistisch.
Jede Menge Werkzeug hat er mittlerweile ebenfalls in seinem kleinen "Museum". Genauso wie eine Mehlsiebmaschine oder Haushaltsgegenstände aus längst vergangenen Tagen.
Vor drei Jahren kaufte sich Klaus Reibel einen Fahr-Bulldog mit Guldner-Motor, Baujahr 1961. Der mittelschwere Schlepper mit drei Zylindern und 25 Pferdestärken hat wegen seiner roten Lackierung den Spitznamen "Burgund". "Der Traktor war zu 95 Prozent Schrott", berichtet Reibel. In die Restaurierung investierte er bis jetzt unzählige Arbeitsstunden. "Mein Ziel ist es, dieses Jahr damit über den TÜV zu kommen", gibt er die Richtung vor. Ein grünes landwirtschaftliches Kennzeichen wird’s für den Bulldog dann aber nicht geben, sondern ein ganz profanes schwarzes.
Die Corona-Pandemie machte auch vor Reibel und seinem Hobby nicht halt. So fanden voriges Jahr keine Schleppertreffen statt. Auch die Gulaschkanone der Reservisten, die er normalerweise stets vom RK-Heim zum Apfeltag in die Innenstadt zieht, blieb im Depot am Jahnplatz. Mit etlichen Gerätschaften bereichert Reibel stets das Wiesenfest der Rockenauer Sänger, das 2020 ebenfalls abgesagt wurde. Jetzt hofft er, dass dieses Jahr wieder bessere Zeiten kommen.