Von Martina Birkelbach
Eberbach-Friedrichsdorf. 15 Personen ziehen mit bunten T-Shirts, Rasta-Locken und einem Riesen-Joint auf einem Wagen durch die Straßen beim Hirschhorner und beim Mudauer Fastnachtsumzug. "Jamaica-Feeling im Ittertal" lautete das Motto im Jahr 2006. Dann machten immer mehr mit, sie schlossen sich auch dem Eberbacher Fastnachtsumzug an. Kostüme und Wagen wurden immer aufwendiger und mit Eyecatchern gestaltet, es gab Prämierungen in Mudau. Seit 2009 haben sie einen Namen: "Die Wilden aus dem Ittertal". Sie sind eine eingeschworene Gruppe, die Frage nach einer Vereinsgründung hat sich nie gestellt. Gruppenorganisator Lutz Friedrich aus dem rund 300 Einwohner starken Eberbacher Ortsteil erzählt, wie dieses Jahr die Vorbereitungen laufen und was es sonst so Neues gibt.
Die Nähgruppe der wilden Ittertaler ist schwer in Aktion. Foto: privat
Herr Friedrich, im vergangenen Jahr jubelten die Massen, als "Die Wilden aus dem Ittertal" unter dem Motto "Rotkäppchen und der Wolf" bei den Umzügen unterwegs waren. Auf was dürfen sich die Zuschauer in diesem Jahr freuen?
(lacht) Auch in diesem Jahr ist unser Thema, wie immer, streng geheim!
Das war ja klar, dass Sie wieder nichts verraten (seufz). Aber es ist sicher wieder etwas Besonderes, etwas Politisches vielleicht - oder doch eher etwas, was, wie der Wolf, für Aufregung in der Region gesorgt hat? Und da der Gruppenname sein Zehnjähriges feiert, gibt’s doch bestimmt ein Highlight?
Na ja, ich möchte natürlich nicht zu viel verraten, aber in diesem Jahr haben wir uns gedacht, wir greifen etwas Klassisches auf und interpretieren es teilweise neu. Somit wird es optisch sicher sehr interessant oder vielleicht auch ein Highlight.
Welche Umzüge stehen in diesem Jahr auf dem Plan?
Bei der Teilnahme an den Umzügen bleiben wir uns treu und machen keine Experimente. Wir sind in Hirschhorn, Mudau und Eberbach am Start. Für uns hat jeder dieser drei Umzüge etwas Besonderes und seinen eigenen Reiz, und wir sind froh, hier auch immer auf bekannte Gesichter der Umzugsteilnehmer wie auch Zuschauer zu treffen.
Seit wann laufen die Vorbereitungen? Werden Kostüme und Wagen wieder selbst gestaltet, also alles "Made im Ittertal"?
Die Planungen laufen schon seit Ende vergangenen Jahres. Unser wildes Näh-Team ist auch schon seit dieser Zeit sehr eifrig dabei, die immer aufwendigeren Kostüme zu schneidern. Auch die Gestaltung des Wagens nimmt mittlerweile Formen an, wobei wir noch im Januar durch eine unplanmäßige Wartungsmaßnahme etwas aus dem Zeitplan geworfen wurden.
Der Wagenbau in Friedrichsdorf in den Anfängen. Foto: privat
Sind Sie wieder mit dem neun Meter langen, ehemaligen Lkw-Anhänger unterwegs?
Ja, nach der Wartung können wir unseren angestammten Anhänger zum Einsatz bringen. Auch wenn das Handling dieses Gerätes oft - auch gerade in der fastnachtsfreien Zeit - etwas beschwerlich ist, sind wir doch immer wieder froh, wenn uns der Wagen dann gebaut, bestückt und schön bemalt an den Umzügen zur Verfügung steht.
Wo treffen sich die "Wilden aus dem Ittertal"?
Die Zentrale aller Arbeiten ist Friedrichsdorf. Hier können wir großzügigerweise auf Räumlichkeiten zum Nähen sowie eine Halle zum Wagenbau zurückgreifen. Ein sehr großes Privileg, über das wir auch sehr dankbar sind.
Und die Mitglieder kommen wo her?
Die Mehrheit der Teilnehmer kommt aus Friedrichsdorf und "den angeschlossenen Ortsteilen" (grinst).
Wie viel "Wilde" gibt es denn inzwischen; wie alt sind die und was machen die sonst so (also beruflich)?
Wilde gibt es hier grundsätzlich sehr viele. Die Zahl derer, die dieses Jahr an den Umzügen teilnehmen wird sich bei etwa 38 Personen einpendeln. Von eins bis 71 Jahren bewegt sich unsere Altersspanne. Genauso, wie bei der Altersdifferenz gehen unsere Mitglieder im Alltag sehr unterschiedlichen Aufgaben nach. Was aber jeden vereint, ist der Spaß an den Vorbereitungen und das Feiern an den Umzügen. Durch diese Mischung ist auch jeder in Lage sich für unsere Gruppe mit seinen Fähigkeiten einzubringen.
Haben Sie inzwischen einen Schlachtruf?
Hier bleiben wir flexibel.
Wenn Sie einen Wunsch für "Wilden aus dem Ittertal" äußern könnten, dann wäre das?
Mein Wunsch gilt nicht nur für unsere Gruppe, sondern für alle, die an den Fastnachtsumzügen teilnehmen. Ich wünsche mir, dass jeder mit Spaß bei der Sache ist, jeder auch etwas stolz über das sein kann, was er freiwillig in seiner Freizeit erschaffen hat - und natürlich, dass alle auch wieder gesund und unbeschadet zur passenden Zeit heimkommen.
Was bedeutet für Sie die Gruppe, die Teilnahme an den Umzügen und Fastnacht im Allgemeinen?
Wie auch schon in der Vergangenheit bin ich nach wie vor sehr beeindruckt, wie ein "loser Haufen" eine solche Dynamik und Engagement entwickelt, wenn es um die Vorbereitung der Umzüge geht. Daher hat diese Zeit auch eine sehr hohen gemeinschaftlichen Wert, weil hier Menschen zusammenkommen - noch so richtig, persönlich! Und auch, wenn es teilweise etwas stressig ist, die persönliche Zeit begrenzt ist, mache ich es doch noch sehr gerne und freue mich wirklich auf die kommenden Wochen, die dann an den Umzügen ihren Höhepunkt erfahren. Ich bin auch sehr dankbar, dass wir eine so gut eingespielte und funktionierende Gruppe sind, in der viele Verantwortung übernehmen, sich einbringen und die Gruppe nach vorne bringen. So etwas geht an und mit "Fastnacht" zum Glück noch richtig gut!
Herr Friedrich, vielen Dank für das Gespräch und auf die "Wilden aus dem Ittertal" ein kräftiges Helau, Hoja und sonstige flexiblen Schlachtrufe!