Willem van Dijk (l.) und Dekan Ekkehard Leytz stellen die Schau vor. Foto: bnc
Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach. Am 7. September jährte sich der Todestag von Hanna Breidinger-Spohr (1922-2000) zum zwanzigsten Mal. Während der Museumsverein die Eberbacher Künstlerin mit einer umfassenden Ausstellung ihrer Werke aus unterschiedlichen Schaffensperioden würdigt, sind in der Michaelskirche ab Samstag, 28. November, 25 Holz- und Linolschnitte mit biblischen Motiven zu sehen. Drucke einiger Werke sind auch käuflich zu erwerben, Informationen dazu liegen in der Kirche aus. Die ursprünglich geplante Vernissage muss entfallen.
Willem van Dijk, ein guter Bekannter von Hanna Breidinger-Spohr, den sie per Testament zum Nachlassverwalter ihres künstlerischen Erbes bestimmt hatte, schlug Dekan Ekkehard Leytz die biblischen Bilder für eine Adventsausstellung vor, und dieser ließ sich nur zu gerne von der Idee überzeugen. Immerhin war die Künstlerin Eberbachs evangelischer Kirchengemeinde viele Jahre lang eng verbunden gewesen. Mit 15 spielte Hanna im Sonntagsgottesdienst in Friedrichsdorf Harmonium. 1940 arbeitete sie als "Schreibhilfe" im Pfarramtsbüro, später übernahm sie auch Aufgaben als Gemeindehelferin. Im selben Jahr nahm sie Orgelunterricht beim ersten Eberbacher "Generalmusikdirektor" Eberhard Heidegger. Neben ihrem Kunststudium in Karlsruhe von 1941 bis 1944 war Hanna Spohr dann immer wieder als Organistin in der evangelischen Stadtkirche aktiv, nachdem die jeweiligen Organisten nacheinander zur Wehrmacht einberufen worden waren. Diesen Dienst versah sie auch später noch bis zu ihrem Umzug nach Bad Kreuznach 1955.
Anno 1964: Weihnachtsbaumverkauf auf dem Lindenplatz, im Hintergrund das Spohr’sche Haus. Foto: bncMit zahlreichen biblischen Gestalten und Geschichten hat Breidinger-Spohr sich in ihrem künstlerischen Schaffen auseinandergesetzt. In ihrem sehr direkten und ausdrucksstarken Stil ziehen in der Michaelskirche – teilweise koloriert – Figuren wie Petrus oder Hiob, Paulus, Jona oder Noah die Blicke des Kirchenbesuchers auf sich. Szenen aus "Sodom und Gomorrha", Gethsemane" oder dem Brudermord Kains an Abel holen den Betrachter hinein in abgründiges Geschehen. Eine "Ikone", das "Meeting der Engel" oder das auf feines Reispapier gedruckte Wiedersehen mit dem "verlorenen Sohn" laden zum Schauen ein. In eindringlichem Schwarz-weiß thematisiert die "Allerseelenpredigt" die Auferstehung der Toten.
Doch auch etwas Weihnachtliches hält die Ausstellung bereit: In einem digitalen Bilderrahmen lassen sich fünfzig von Hanna Breidinger-Spohr zwischen 1953 und 2000 gestaltete Weihnachts- und Neujahrskarten anschauen. In einer gläsernen Vitrine findet sich ein Büchlein mit "Alten Eberbacher Weihnachts- und Neujahrsliedern", dessen Inneres Willem van Dijk mittels Fotokopien sichtbar machen will. Laut Eberbacher Geschichtsblatt von 1966 soll es seit dem 16. Jahrhundert in Eberbach, wie auch andernorts, den von Kurfürst Ottheinrich eingeführten Brauch des Weihnachts- und Neujahrssingens gegeben haben. Ein Knabenchor trug dabei die Lieder unter Leitung eines Lehrers zu Weihnachten und Neujahr an bestimmten Stellen der Stadt vor. Das Repertoire der Kurrendesänger wurde lange in den Familien von Mund zu Mund weitergegeben. Um 1874 zeichnete Hanna Spohrs Großonkel Julius Sigmund diese – wie die Künstlerin in ihren "Aufzeichnungen" schreibt – "laienhaft" auf. Im August 1945 erhielt sie von der Stadt Eberbach den Auftrag, die Lieder in "würdiger Aufmachung" neu zu schreiben und zu illustrieren. Das Liederbuch war als Geschenk der Stadt für den Leiter des Kirchenmusikalischen Instituts Heidelberg, Hermann Poppen, gedacht. Im Jahr 1991 spielte die Eberbacher Kantorei unter Leitung des damaligen Kantors Johannes Michel die Lieder auf einer CD ein. Nun sollen sie zu den Besuchszeiten der Kirche ausstellungsbegleitend zu hören sein. Im Gottesdienst zur Ausstellung am 3. Adventssonntag wird ein Vokalensemble einige der Lieder vortragen.
Info: Geöffnet bis 6. Januar Sa/So 14-17 Uhr und nach den Gottesdiensten.