Zu den Inhalten des Eberbacher Geschichtsblatts gehören nach der Titelgrafik von Richard Hemberger neben den Autorenbeiträgen auch die Daten der Jahresdokumentation wie etwa des Stadtbusverkehrs oder des Eberbacher Stromverbrauchs. Repro: rho
Von Rainer Hofmeyer
Eberbach. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts spiegelt sich das Zeitgeschehen der Stadt im Eberbacher Geschichtsblatt. Das älteste Geschichtsblatt in der Kurpfalz und Nordbaden ist es allemal. Rund 24 Seiten hatte das Heftchen anfangs. Nach Bürgermeister John Gustav Weiss, 1901 Initiator und erster Verfasser des Geschichtsblattes, gab es Schriftleiter, bei denen das dünne Format nicht verändert wurde: Dr. Kilian und Dr. Haag, beides Lehrer am Eberbacher Gymnasium. Wesentlich umfangreicher, in Farbdruck und auch sonst attraktiver wurde das Geschichtsblatt mit Helmut Joho, auch Lehrer am Gymnasium. Jetzt ist Stadtarchivar Dr. Rüdiger Lenz der Schriftleiter.
208 Seiten hat die Ausgabe 2018. Neben den Autorenbeiträgen sind 55 Seiten im neuen Geschichtsblatt ganz dem aktuellen Zeitgeschehen gewidmet. Akribisch werden wichtige Daten und Fakten aufgelistet. In vielen Jahren wird man diese einmal nachlesen und sich vielleicht auch erinnern können. Ohne die fast schon minutiösen früheren Aufzeichnung von Bürgermeister Weiss wüsste man heute auch nicht, welche Auswirkungen der Erste Weltkrieg auf Eberbach hatte.
Die aktuelle Folge 117 des Eberbacher Geschichtsblatts. Foto: rho
Selbst die jüngste Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg würde gänzlich in Vergessenheit geraten, wenn es dereinst keine Zeitzeugen mehr gibt. Im Krieg gab es lange Jahre keine örtliche Zeitung in Eberbach, in der das Geschehen hätte dokumentieren werden können. Wenn das im Dritten Reich überhaupt objektiv geschehen wäre. Die Ausgabe des Geschichtsblattes war unterbrochen, aber die einzelnen Kriegsjahre wurden später nachgetragen.
Umfangreiche kalendarische Aufstellungen beschreiben jetzt die Ereignisse jeweils des vergangenen Jahres in der Stadt, quasi vom ersten bis zum letzten Tag. Wie viele Einwohner Eberbach zum Jahresende hatte, ist genauso dokumentiert (2017: 14.626) wie die Zahlen der Kriminalstatistik des Reviers der Landespolizei - ein Relikt aus der Zeit, als die früher städtische Polizei dem Bürgermeister von ihren Aktivitäten berichten musste.
Die Bettenzahl im "Lebensrad" ist erfasst (2017: 92), die Zahl der stationär behandelten Patienten im Kreiskrankenhaus (2017: 6110). Dass es 814 Schüler in der Musikschule gibt, ist beeindruckend. Genauso bemerkenswert ist die Größe des Stadtwaldes: 3581,821 Hektar. Das ist in Baden-Württemberg übrigens die Nummer Fünf - hinter Baden-Baden und Freiburg, Villingen-Schwenningen und Todtnau. Die Stadtwerke finden im Geschichtsblatt 2018 ihren Netzabsatz wieder (2017: 73431,721 kWh) und dass am 10. Januar der höchste Stromverbrauch in der Stadt war. Wahrscheinlich war der 24. Januar der kälteste Tag in Eberbach. Das wurde die größte Menge Gas verbraucht, schreibt das Geschichtsblatt. 795.884 Personen fuhren im letzten Jahr mit den Stadtbussen, 77.806 Liter Diesel wurden dabei eingesetzt. Mehr Statistik geht eigentlich nicht mehr.
Die Schülerzahlen an allen Schule sind aufgeschrieben, von der Dr.-Weiss-Schule über die Grundschule Steige, die Werkrealschule bis hin zum Gymnasium (2017: 690 - dabei gab es über 100 Schülerinnen mehr als männliche Pennäler). Dass auch die Stadtkämmerei ihre Zahlen im jeweiligen Geschichtsblatt findet, ist selbstverständlich. Die Hausbesitzer zahlten im letzten Jahr 2 219.773,53 Euro Grundsteuer. Im Buch finden sich auch die Gewerbesteuereinnahmen (2017: 8.570.542 Euro), die geradeso für die Personalaufwendungen der Stadtverwaltung reichten (2016: 8 357.265 Euro).
Dafür gibt es auf jeden Fall bei der Hundesteuer gute Zahlen. 680 Hunde in Eberbach brachten 55.056,43 Euro in den Stadtsäckel. Alles nachzulesen im "Eberbacher Geschichtsblatt 2018", statistischer Teil - hinter interessanten historischen Themen.