Noch liegt der Ohrsberg im Dornröschenschlaf. Zur Nutzung als Naherholungsgebiet und Touristenattraktion gibt es viele Vorschläge, unter anderem einen 60-seitigen Entwurf von Heidelberger Landschaftsarchitekten. Foto: Stefan Weindl
Von Christofer Menges
Eberbach. Mit dem Ohrsberg, dem grünen Hügel inmitten Eberbachs, hat die Stadt in den nächsten Jahren einiges vor. Besser angebunden werden soll er, ein Naturerlebnis für alle Altersgruppen bieten und als Naherholungsgebiet und Touristenattraktion mehr in den Mittelpunkt rücken. Dafür billigte der Gemeinderat am Donnerstag einen Grünrahmenplan, zu dem bei der demnächst folgenden Offenlage auch Bürger Anregungen einbringen können.
110 Meter über dem Neckar erhebt sich der Ohrsberg . Auf seinem Gipfel steht der 1970 gebaute Ohrsbergturm. Der Wald ist weitgehend naturbelassen, auf der Südwestseite gibt es einen alten Steinbruch. Auf seinem Gipfel stand einst eine Burg, die das Heidelberger Landschaftsplanungsbüro Plessing in seinem Entwurf eines Grünrahmenplans besser genutzt sehen will: eine Befestigungsanlage mit Ringgraben aus dem 13. Jahrhundert.
Dort, wo nun der Aussichtsturm steht, wachte vor rund 800 Jahren wohl ein Holzturm übers Neckartal. Zu dieser Burg gibt es keine urkundliche Erwähnung. Zwei Ringgräben und Reste von Gebäudefundamenten sind noch vorhanden. Über die Gräben haben die britischen Pioniere der Royal Engineers vor 15 Jahren Holzbrücken gebaut. 1914 wurden am Ohrsberg auch die Zähne eines vor rund 150 000 Jahren gestorbenen Höhlenbären gefunden.
Wald, alte Mauern, Gärten, Natur, Biotope, Geschichte – eigentlich bietet der Ohrsberg alles, was es für ein Naherholungsgebiet und eine Touristenattraktion braucht. Schon 1988 wurde ein Grünrahmenplan für den Berg erstellt. Damals sollte ein Lehrpfad zur Geschichte, zum Wald, zur Geologie und zu den dort lebenden Vögeln gebaut werden. Auch ein Obstschaugarten und Spiel- und Sportgelegenheiten waren in der Planung. Umgesetzt wurde davon aber nur wenig.
Es fehlt, stellt das Büro Plessing fest, an Sitzgelegenheiten, Ausblicken, Informationen, kleinen Spiel- und Erlebnisstationen – und trotz der Nähe zum Bahnhof sei der Berg nicht gut angebunden, das Umfeld eher unattraktiv: "Der Berg wirkt eingeschlossen von Straßen und Gewerbe recht ,unnahbar’", stellen die Landschaftsarchitekten fest. Im "Dornröschenschlaf" liege der Berg, schreibt der städtische Umweltbeauftragte Klemens Bernecker in einer Stellungnahme.
Das soll nun anders werden. Denn der Ohrsberg besitzt nach Einschätzung des Büros Plessing als Natur- und Naherholungsgebiet "außerordentlich gutes Potenzial". Um das zu nutzen, sollen die Ringwälle der Burg freigelegt werden. Auf dem Plateau könnte ein Pavillon mit Picknick- oder Grillplatz gebaut werden. Infotafeln sollen etwas über die Geschichte des Bergs, die Landschaft, die dort lebenden Tiere erzählen. Auch eine Wiederaufnahme archäologischer Grabungen, bei der auch die Eberbacher mitmachen könnten, empfiehlt das Büro – denn wer weiß, was sich dort noch alles findet.
Ein bessere Anbindung mit neuen Wegen und Wegweisern, Fitnesspfad, Naturerlebnis- und Spielstationen, Kunst entlang der Wege und mehr Sitzgelegenheiten schlagen die Landschaftsarchitekten aus Heidelberg in ihrem 60-seitigen Entwurf vor.
Der Steinbruch könnte als Kletterwand genutzt werden. Ein Waldrefugium auf dem südwestlichen Bergrücken könnte Tieren als Rückzugsort dienen. Für die Umsetzung kann die Stadt bei verschiedenen Förderprogrammen wie "Zukunft Stadtgrün" des Bundes oder Leader der EU Anträge stellen.
"Alles kann, nichts muss", sagte Umweltbeauftragter Bernecker im Gemeinderat. Ein "dunkelgrüner Diamant mitten in der Stadt" sei der Ohrsberg, aber eben auch ein "Rohdiamant, an dem noch einiges zu machen ist und gemacht werden kann". Auch der jüdische Friedhof auf der Südostseite könne noch besser zur Geltung kommen. Förster Hubert Richter brachte die Idee für einen neuen Weg samt Aussichtspunkt mit Blick zur Altstadt in die Diskussion ein. Kritisch gesehen wird ein Grillplatz am Turm: wegen des befürchteten Mülls und der Brandgefahr. Auch beim Waldrefugium könnte es Konflikte geben. Ein bis zwei Baumlängen entlang der Wege müssten verkehrssicher sein, sagte Richter: Da bleibe für ein Refugium nicht mehr viel Platz. Saniert werden muss auch der 50 Jahre alte Ohrsbergturm. Am Beton lägen bereits Eisen offen, sagte Bürgermeister Peter Reichert. Dafür sind im Haushalt nächsten Jahres 300 000 Euro eingeplant. Alles andere soll nach und nach angegangen werden.
Ein Problem gibt es noch mit der Offenlage in Corona-Zeiten: Stadtrat Patrick Joho regte an, die Pläne ähnlich der Kunstschaufenster als Auslage in einem leer stehenden Geschäft in der Altstadt allen einsehbar zu machen. Die Stadt sucht noch nach einer Lösung.
Info: Online lassen sich die Entwürfe zur Umgestaltung des Ohrsbergs im Bürgerinformationssystem auf www.eberbach.de einsehen.