Eberbach am Neckar. Archiv-Foto: Menges
Eberbach. (rho) Eberbachs Bürgermeister Peter Reichert will offenbar Bewegung in die Lage mit den Coronaeinschränkungen bringen. Per Mail hat er deswegen jetzt Landrat Stefan Dallinger und alle 54 Bürgermeister im Rhein-Neckar-Kreis angeschrieben. Nachrichtlich ging die elektronische Post an die Präsidentin des Städtetages Baden-Württemberg und den Präsidenten des Gemeindetages.
"Ich kann es nicht mehr aushalten, die leidenden Geschäftsleute und Gastronomen zu sehen und zu hören", klagt Reichert. Er will flächendeckende Lockerungen im ganzen Kreis, nach strengen Regeln. Möglichst alle Kreis-Gemeinden sollten die gleichen Öffnungsmöglichkeiten haben und umsetzen können. So würden Sogwirkungen aus angrenzenden Kommunen in geöffnete Städte vermieden. Es mache keinen Sinn, Modellkommunen einzeln auszuweisen. Reichert macht Druck und sucht Verbündete bei all seinen Amtskollegen im Rhein-Neckar-Kreis.
Von Landrat Dallinger erwartet Reichert, "umgehend die Voraussetzungen zur Öffnung mitzuteilen". "Bestenfalls" sollte diese Möglichkeit allen Kreiskommunen gegeben werden. "Selbstverständlich unter strengen Hygienevorschriften." Von seinen in der Mail angeschriebenen Bürgermeister-Kollegen will er, dass sie "geschlossen die Forderungen zum Ausdruck zu bringen."
Bis jetzt hörte man aus Eberbach nicht unbedingt viel über besondere Strategien im Kampf gegen Corona. Der Antrag der Stadt vor Monaten, in der Stadthalle ein Impfzentrum aufzubauen, fand im Kreis keine positive Resonanz. Und das, obwohl Eberbach vom Zentralen Impfzentrum Heidelberg und den Stützpunkten Sinsheim und Weinheim doch weit weg liegt. Anmelden zum Impfen und das Fahren zum Termin – für die älteren Einwohner der Neckarstadt ein schwieriges Unterfangen.
Statt offiziell Fahrten zu den Impfzentren für die alten Einwohner zu organisieren, haben hier Privatleute den Senioren bei Anmelden und Anreisen geholfen. Die Ehrenamtler waren schneller als die Verwaltung.
Kürzlich erst hat die Verwaltung in der Stadthalle mobiles Impfen für die über 80-Jährigen organisiert. Bei öffentlichen Protesten des Einzelhandels stand Bürgermeister Reichert den heimischen Kaufleuten zur Seite. Er zeigte sich zusammen mit den Mitgliedern der Werbegemeinschaft EWG. Doch mit "Click and Collect" (Vorbestellen/Abholen) oder "Click und Meet" (vorher anmelden/auf Termin einkaufen) ging es wahrsten Sinne rein und raus, auf und ab.
Eberbachs Einzelhandel liegt brach. Die Gastronomie ist auf Abholer angewiesen. Das einzige Hotel in der Innenstadt darf nur Firmenreisende beherbergen. Für manchen Einzelhändler lohnt sich noch nicht zeitweises Öffnen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel verwies auf die Modellkommunen Tübingen und Rostock: auf lokaler Ebene könne man lockern, entsprechende Entscheidungen könnten die Bürgermeister selbst treffen. Da sieht die Kanzlerin das kommunale Selbstverwaltungsprinzip wohl stark idealisiert oder falsch. Die genannten Städte können dies zwar. Eberbach hingegen ist auf die Verfügungen des Rhein-Neckar-Kreises angewiesen.