Katharina Klein, von Beruf Politiklehrerin, setzt sich für eine umweltbewusste Lebensweise ein. Mit ihrer Aktion „10x klimaneutral“ will sie zeigen, dass jeder etwas gegen die Erderwärmung tun kann. Foto: Barbara Nolten_Casado
Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach. Dass Klimaschutz überlebenswichtig ist und eilt, wird kaum jemand bezweifeln. Dass die Politik gefragt ist, rasch wirksame Maßnahmen zur Emissionsminderung zu vereinbaren, ebenso wenig. Doch eine "klimaneutralen Gesellschaft", eine Gesellschaft, die nicht mehr CO2 und andere Klimagase in die Umwelt entlässt, als diese ohne Schaden vertragen kann, ist letztlich auch Aufgabe jedes einzelnen. "Einsparen und kompensieren" lautet daher Katharina Kleins Devise. Die Realschullehrerin hat beschlossen, klimaneutral zu leben und möchte mit ihrer Initiative "10 x klimaneutral" zehn Eberbacher dafür gewinnen, es ihr gleich zu tun.
Seit drei Jahren lebt Klein gemeinsam mit ihrem Mann Stefan in Eberbach. Von Jugend an hat sie sich für Umwelt- und Naturschutz engagiert, war während ihrer Studentenzeit längere Zeit im Landesvorstand der BUND-Jugend aktiv. Kaum in Eberbach angekommen, bemühte sie sich darum, das Solawi-Projekt (solidarische Landwirtschaft), das sie von Mosbach her kannte, auch in Eberbach anzusiedeln. Auslöser dafür, sich nun aktiv für den Klimaschutz einzusetzen, seien die Demonstrationen "Fridays for Future" gewesen, berichtet Klein: "Wir waren in Mosbach bei einer Demo, daraufhin wollte ich mich näher mit dem Thema beschäftigen."
Ihr kleines Elektro-Auto benutzen die Kleins äußerst selten, sie kaufen "Bio" ein, "solidarisch", möglichst unverpackt, und achten bewusst auf eine ökologische Lebensweise. "Aber als Politiklehrerin habe ich mich auch mit dem ‚ökologischen Fußabdruck‘ befasst. Und ich stellte fest: man kann es gar nicht schaffen, diesen neutral zu bekommen." Eine bis zwei Tonnen CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr wären das, was die Erde selbst ausgleichen könne, weiß Katharina Klein. Der Pro-Kopf-Ausstoß liege in Deutschland jedoch bei etwa 11,6 Tonnen.
Dann stieß Ehemann Stefan im Internet aufs "Kompensieren". Die beiden ermittelten über den CO2-Rechner des Umweltbundesamtes ihre persönliche CO2-Bilanz und begannen, den CO2-Ausstoß, den sie selbst nicht vermeiden können, zu kompensieren. Das sei über diverse Organisationen und Dienstleister möglich, bei denen man einen gewissen Betrag einzahle, sagt Klein. Diese förderten mit dem Geld Projekte etwa zur Wiederaufforstung des Regenwalds oder kauften CO2-Zertifikate auf, um so eine Verknappung der Restkontingente für die europäische Industrie zu erreichen. Auch Unterstützung von Einzelprojekten sei möglich, wie etwa eines zum Bau von "Solarkochern" in afrikanischen Ländern, um dort ineffiziente Holzfeuer zu ersetzen.
"Da Deutschland bis 2035 klimaneutral werden muss, um das bei der Pariser Klimakonferenz vereinbarte Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, müssen wir jetzt etwas tun, damit das funktionieren kann", sagt Klein. In Eberbach liege seit 2012 ein Klimakonzept vor, das jedoch "wenig beachtet in der Schublade liegt". Zwar gebe es "viele kleine, gute Schritte – aber es geht alles ziemlich langsam voran".
Mit ihrem Projekt "10 x klimaneutral" möchte Klein Menschen motivieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, ihren persönlichen CO2-Fußabdruck zu ermitteln und darüber nachzudenken, was jeder selbst tun kann. Das beginne bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder des Fahrrads, Flugreisen gelte es zu vermeiden, Kreuzfahrten sowieso. Beim Konsum gelte: Nur kaufen, was man wirklich braucht, auf gute, lange haltbare Qualität achten, bei der Ernährung den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten reduzieren, die Stromversorgung auf Ökostrom umstellen.
Klein hat eine Website und eine Facebook-Seite erstellt, wo Interessierte Infos zum "Kompensieren" finden können. Dort sollen auch – falls erwünscht – die Namen derer erscheinen, die sich fürs Mitmachen entscheiden und sich diesbezüglich bei ihr melden.
Die Bildung einer festen Gruppe oder konkrete Aktionen sind derzeit nicht geplant: "Aber vielleicht ergibt sich ja irgendwann mal etwas." Eingeladen zum Mitmachen sind alle Eberbacher. Warum gerade zehn? "Ich halte das für eine realistische Zahl – für den Anfang", sagt Klein.
Info: www.10xklimaneutral-eberbach.epizy.com