Eberbach am Neckar. Archiv-Foto: Menges
Eberbach. (fhs) Mit den Beratungen zum Wirtschaftsplan 2020 einher ging der Umbau der Stadtwerke: Eberbachs städtische Daseinsfürsorgefirma soll damit in die Lage versetzt werden, in Zukunft schlagkräftig bleiben zu können und sich zwar weiter eigenständig aber doch nach starken Partnern umsehen: eine marktfähige GmbH und ein verbleibender städtischer Eigenbetrieb sollen das bewirken.
Das eigentliche Zahlenwerk hingegen blieb annähernd wie im Vorjahr mit Einnahmen und Ausgaben im Erfolgsplan in Höhe von 18,8 Millionen Euro. Ohne Veränderungen hat der Gemeinderat der Stadt Eberbach den Wirtschaftsplan der Stadtwerke für 2020 in seiner letzten Sitzung 2019 einstimmig beschlossen.
Anders als im Vorjahr fällt die um 60.000 Euro gesunkene Gewinnberechnung aus. Und der Plus-Eintrag von gerade noch knapp 22 000 Euro hängt auch noch davon ab, dass im Energiebereich die kalkulierten Einnahmen auch tatsächlich erzielt werden können.
Zudem nehmen die Stadtwerke 2020 um 200.000 Euro mehr Kredite (1,8 Millionen Euro) auf als im Vorjahr, um die Investitionen in Sachanlagevermögen in Höhe von sechs Millionen Euro tätigen zu können. Darunter befindet sich allein eine Drei-Millionen-Euro-Rate für das Langzeitprojekt "Wasserversorgung 2025".
Peter Wessely. Foto: Felix Hüll"Der Erhalt der Stadtwerke Eberbach vor Ort ist für die Freien Wähler ein hohes Gut", erklärte deren Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, Peter Wessely (FWE). Doch der strukturelle Umbau sei "jedoch erst einmal nur ein Scheck, gezogen auf die Zukunft. Denn das Umfeld, in der sich die SWE bewegen, wird nicht einfacher." Wessely stellte die Stichworte Regulatorik, Energiewandel, ordnungspolitische Eingriffe beim Umgang mit CO² (Stichwort "Zertifikatehandel"), Demografie, das Auf und Ab der Energiemärkte und den Klimawandel in den Raum. Für entscheidend hält Wessely die Kundenbindung und -entwicklung. Attraktive Lösungen für Privatleute wie für die Wirtschaft seien gefragt, darunter etwa eine verständliche Kommunikation ohne Juristendeutsch – anders als beim an sich guten SWE-Produkt "Energiemarke H²O".
Wessely forderte, neben der neuen GmbH die übrigen Teile der SWE nicht zu vergessen, die an die Stadt zurück gehen und weiter Verlust machen werden.
Jan-Peter Röderer. Foto: Felix HüllFür Jan-Peter Röderer (SPD) ist der SWE-Wirtschaftsplan 2020 wie sein Vorjahresvorgänger geprägt durch die Begriffe "Umstrukturierung/ Investitionen/ Wettbewerb. Röderer hält den angepeilten 22 000-Euro-Überschuss für ein "ambitioniertes Ziel". Vor diesem Hintergrund lobt der SPD-Stadtrat ausdrücklich Stadtwerkeleiter Günter Haag und sein Team, das insbesondere im Energieeinkauf schon jetzt auf die Veränderungen in der Branche reagiert habe: "Mit Einkaufsstrategien wie sie in früheren Jahren Usus waren, hätten wir sicher schon einige Verlustjahre hinter uns."
Röderer wertete die Investition in das "Megaprojekt" Wasserversorgung 2025 als Einsatz für eine Sicherung "unserer in den letzten Jahren etwas gebeutelte, aber dennoch hervorragende Wasserqualität aus eigenen Quellen". Auch hier gelte es, künftig einen Investitionsstau erst gar nicht entstehen zu lassen, sondern kontinuierlich in den Erhalt "dieses wertvollen Guts" zu investieren.
Röderer: "2020 wird ein ganz besonderes Jahr" für die Stadtwerke: durch den Umbau ändern sich die Wirtschaftspläne beider künftiger Unternehmen. Vom Erfolg bei der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern werde maßgeblich der Erfolg der neuen Stadtwerke Eberbach GmbH abhängen, so Röderer.
Patrick Joho. Foto: Felix Hüll"Sie, Herr Haag, haben mit Ihrem Team die Zeichen der Zeit erkannt und die Umstrukturierung der Stadtwerke Eberbach angestoßen. Dies war und ist eine Mammutaufgabe, die im Jahr 2020 in die finale Phase geht." So beurteilte Patrick Joho (CDU) das bevorstehende SWE-Jahr. Der CDU-Fraktionssprecher erwähnte als Beispiel für die Notwendigkeit des Umbaus, dass 2020 die kalkulierten Einnahmen von 1,2 Millionen Euro aus der Energiesparte durch den Fehlbetrag bei den Verkehrs- und Bäderbetrieben nahezu aufgezehrt werden. "Dass ein Wachstum in diesem Szenario nur schwer möglich ist, klingt logisch."
Die neue Energie-GmbH solle es den Stadtwerken möglich machen, "wettbewerbsfähiger am Markt agieren zu könne." Es sei wichtig, nun auf Augenhöhe strategische Partner und neue Erlösquellen gewinnen zu können. Joho: "Dies ist immens wichtig, denn die anstehenden Projekte auf lokaler Ebene sind sehr kostenintensiv und mit der derzeitigen Finanzausstattung nur schwer in Gänze finanzierbar". Joho führte hier die Wasserversorgung 2025 und das Hallenbad mit zusammen geschätzten Kosten beider Projekte von 18 Millionen Euro an.
Peter Stumpf. Foto: Felix HüllAuch Peter Stumpf (AGL) ging in Vertretung für die erkrankte Kerstin Thomson darauf ein, dass 2020 der letzte Wirtschaftsplan der Eberbacher Stadtwerke sein werde, "der alle sechs Sparten des bisherigen Eigenbetriebs abbildet." Ganz besonders wichtig sei der AGL, dass "das verdiente Geld in Eberbach bleibt und unseren Bürgerinnen und Bürgern zugutekommt." Die AGL erwarte, dass die künftig am Markt flexiblere GmbH neue Geschäftsfelder wie etwa Erzeugen grünen Stroms erschließt, neues Fachpersonal und Kunden gewinnt, um durch höhere Gewinne den Nahverkehr und das von der AGL geforderte neue Hallenbad ohne den städtischen Haushalt zu belasten finanzieren zu können.
Stumpf lobte, dass es nun schon im zweiten Jahr den 100-Prozent-Strom-aus-Waserkraft (H²O-Tarif) gebe. "Der Bau und Betrieb von Fotovoltaikanlagen auf dem Feuerwehrgerätehaus und dem Dach des Depot 15/7 sind erste Schritte, die fortgesetzt werden sollten. Auch die Beteiligung der Stadtwerke an einem Bürgerwindpark am Hebert darf kein Tabu sein. In Zeiten des Klimaschutzes sollten die Stadtwerke Eberbach grüner werden" so der AGL-Fraktionsvorsitzende.