Fahrtgastschiff "Burg Eberbach" hat ausgedient

Nach 50 Jahren auf dem Neckar will Familie Kappes ihr Fahrtgastschiff verkaufen.

23.06.2014 UPDATE: 23.06.2014 06:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden
Seit 50 Jahren liegt die 'Burg' in Eberbach vor Anker und ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Doch in dieser Saison ist das Schiff auf Abschiedstour: Es muss einem modernen Fahrgastschiff Platz machen. Foto: Auber
Von Benjamin Auber

Eberbach. Sie ist beliebtes Postkartenmotiv, Ort unzähliger Erinnerungen, mancher feuchtfröhlicher Feier und von ihrem Anlegeplatz am Neckar kaum wegzudenken: Seit 50 Jahren gehört die "Burg Eberbach" zum Eberbacher Stadtbild. Doch das Schiff ist in die Jahre gekommen. Jetzt soll es verkauft werden."Ja es stimmt. Wir wollen die Burg verkaufen, weil sie einfach nicht mehr zeitgemäß ist und wir uns mit einem neueren Schiff verändern wollen", sagt Andreas Kappes, der die Eberbacher Personenschifffahrt (EPS) in dritter Generation führt.

Seit nunmehr 50 Jahren gehört die Burg Eberbach zum Stadtbild. Doch das historische Schiff, das von Familie Kappes nur "die Burg" genannt wird, könnte bald für immer vom Neckar verschwinden. Seit geraumer Zeit versucht Schiffsführer Kappes einen neuen Besitzer zu finden. Im nächsten Jahr würde das Schiff seinen 60. Geburtstag feiern. 1955 verließ die Burg das Dock der Schiffswerft Oberkassel Wilhelm Schmidt, zunächst unter dem Namen "Rolandsbogen". Otto Kappes, der Opa von Andreas, erwarb das Boot neun Jahre später und taufte es auf "Burg Eberbach". Anfangs verdiente Großvater Kappes sein Geld mit der Fischerei und dem Fährbetrieb von Neckarwimmersbach nach Eberbach. Nach einiger Zeit vergrößerte sich die Eberbacher Personenschifffahrt: Die Ausflugsfahrten auf dem Neckar wurden in den 1960er-Jahren immer beliebter und zog viele Besucher auf die Schiffe.

So hatte Familie Kappes neben der "Burg" noch die "Otto Kappes" (2008 verkauft), die "Marion", die "Katzenbuckel" und die "Stolzeneck" in Betrieb. Zu früheren Zeiten florierte das Fahrgastgeschäft. Doch die Zeiten haben sich geändert.

"Der Tourismus in Eberbach ist stark zurückgegangen, sodass wir keine klassischen Linienfahrten mehr anbieten", sagt Käpt'n Kappes, "als zweites Standbein sehe ich unsere Sonderfahrten an." Aus Linienfahrten wurden Ausflugsfahrten, während der Saison von April bis Oktober immer noch jeden Tag. Doch es kann durchaus vorkommen, dass Fahrten aufgrund zu geringer Beteiligung ausfallen.

Von einem neuen Schiff erhofft sich Skipper Kappes durchaus auch ein attraktiveres und flexibleres Angebot. Zwar hat Kappes an der Burg einiges renoviert, etwa den Motor, das Führerhaus und die Toilettenanlage, doch feste Bestuhlung und die relativ geringe Breite von fünf Metern lassen keinen individuellen Umbau für größere Veranstaltungen zu.

Auch die Technik ist nicht mehr auf dem neuesten Stand. Kappes muss das Steuerrad, das mit einem Seilzug gelenkt wird, vollständig manuell führen. Dass die Burg dabei nur einen Motor hat, ist ein weiterer Nachteil. Denn ein zweiter Vorderantrieb für das Anlegen ist mittlerweile im Schiffsgewerbe selbstverständlich.

"Das Gefühl auf dem Schiff ist außergewöhnlich, denn ich führe es fast ohne technische Hilfen. Aufgrund des fehlenden zweiten Motors werden beim Anlegen keine Fehler verziehen. Da muss man ganz behutsam vorgehen", gibt Kappes einen Einblick in diese täglichen Herausforderungen. Mit einem zweiten Motor könnte der Schiffsführer bei starkem Wind gegenlenken - so ist er allein auf sein fahrerisches Geschick und auf seine Erfahrung angewiesen.

Für Andreas Kappes ist das Schiff ein Teil der Familie, auf dem auch viele Kindergeburtstage gefeiert worden sind. "Auch wenn wir uns verändern wollen, ist es doch ein komisches Gefühl, wenn die Burg dann tatsächlich abgegeben wird. Es würde uns sicherlich etwas fehlen", gibt der Schiffsführer zu und macht sich den Abschied nicht leicht.

Denn sowohl er als auch seine Fahrgäste haben auf dem Schiff schon einiges erlebt. Gerne erinnert sich Kappes an das Jahr 2006, als die Burg Eberbach beim 50. Hafengeburtstag in Stuttgart zum Einsatz kam. "Das war etwas ganz Besonders. Die Burg fungierte damals als Fähre und den ganzen Tag war das Schiff bis auf den letzten Platz gefüllt", denkt der Schiffsführer gerne zurück. Seit fast zehn Jahren fährt Kappes in der Burg auch stets die "Adlerfreunde" zum Saisonauftakt des Eishockeyclubs im September nach Mannheim. An diesem Tag ist die Burg über zwölf Stunden auf dem Neckar unterwegs.

Auf einem deutschen Fluss wird das Schiff, wenn es verkauft wird, in Zukunft wohl nicht mehr zu sehen sein. 2019 treten neue EU-Richtlinien in Kraft. Dann wären etliche Umbauten und Änderungen fällig. Darum setzt Kappes auf einen Käufer aus dem Ausland oder darauf , dass die Burg komplett, zum Beispiel als "fahrendes Vereinsheim", umfunktioniert wird.

Die Saison 2014 wird Kappes auf jeden Fall noch mit der Burg Eberbach beenden. Ein Jahr später könnte dann ein neues Ausflugsschiff den Neckar erobern. Kappes hat auch schon wieder einen "regionalen" Namen im Kopf. Verraten will er ihn aber noch nicht. Noch jedenfalls fährt die Burg Eberbach mit voller Kraft voraus auf ihrer Abschiedstour.

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