Eberbach. (fhs) Neben dem Trinkwasser stand die Situation der städtischen Abwasser-Entsorgung auf der Tagesordnung des Bürgerinformationsabends in der Stadthalle. Timo Mechler von der Tiefbauabteilung des Stadtbauamts informierte. Er sprach vom vergleichsweise guten Zustand der modernisierten Kläranlage, verwies aber auf einen großen Investitionsstau im 125 Kilometer umfassenden Abwasserkanalnetz.
Mechler listete auf: Eberbach unterhält 19 Regenüberlauf- und 13 Regenrückhaltebecken, fünf Pumpwerke und eben das Rohrnetz. Nach der gesetzlich vorgeschriebenen "Eigenkontrollverordnung" hat die Stadt bislang von den 125 Kilometern 27 Kilometer und 1277 Schächte untersucht. Ergebnis: es besteht ein Investitionsbedarf von 1,5 Millionen Euro. Die gesetzliche Vorgabe unterscheidet sechs Zustandsklassen - von 0 bis 5. Ein Kanalrohr der Klasse Null ist sofort auszubessern, bei Eins ist kurzfristiger Handlungsbedarf, bei Zwei bis Fünf reicht es von mittel- und langfristig über "geringfügiger bis gar kein Schaden" bis hin zu "schadensfrei". "Das hatten wir leider noch nirgends", sagte Mechler. Ein Besucher wollte wissen, wie es denn zu einem Investitionsstau dieses Ausmaßes kommen konnte, wo doch schon von Gesetzes wegen her bekannt sei, dass alle 15 Jahre kontrolliert werden müsse. Mechler erwähnte, dass man sich Ende der 90er Jahre mit dem Bedarf bei der städtischen Abwasserentsorgung auseinande setzte. "Über viele Jahre hatten wir hohe Investitionen in die Kläranlage. Jetzt sind wir am Kanal dran," bemühte sich Mechler, eine politische Festlegung zu vermeiden, warum in der Zeit von Bürgermeister Bernhard Martin der Gemeinderat die Ausgaben für die Kläranlage der Kanalsanierung vorzog. Bürgermeister Peter Reichert legte sich fest, er wolle die gesetzlichen Vorgaben einhalten und dafür sorgen, dass die entsprechenden Mittel bereit gestellt werden.
Aktuell wird in der Odenwaldstraße für 915 000 Euro der Kanal ausgewechselt und sind die Aufträge in Höhe von 1,2 Millionen Euro vergeben, in der Stadt die festgestellten Schäden der Schadensklasse "Null/sofort" auszubessern. Noch im Dezember muss der Gemeinderat über den Antrag entscheiden, für weitere rund 105 000 Euro verbliebene Schäden der Klasse "Null" und der Klasse Eins in Wasserschutzgebieten die Arbeiten zu vergeben. Fürs Erneuern der Technik in den Abwasserpumpwerken Lindach und Rockenau entstehen Pläne und eine Kostenberechnung. Im Gemeinderat wird demnächst der Entwurf vorgestellt, wie das unterirdische, nicht sichtbare Regenüberlaufbecken bei der Berufsschule erneuert werden kann. Im Januar 2016 erhält der Gemeinderat eine überarbeitete Schmutzfrachtberechnung.
2016 beginnt auch der dritte Untersuchungsabschnitt im Rahmen der Eigenkontrollverordnung - es ist absehbar, dass akuter Finanzierungsbedarf entstehen wird angesichts der dabei dann festgestellten Kanalschäden der Klasse "Null/sofort auszuführen". Mechler: "Der Investitionsstau wird uns noch viele Jahre beschäftigen".